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Neue Osnabrücker Zeitung , 10.11.2004 :

Caritas berät die Flüchtlinge im umgebauten Bus

Hesepe (pp). Seit etwa einem Monat bietet die Caritas der Diözese Osnabrück auf dem Gelände der Landesaufnahmestelle (LASt) in Hesepe eine mobile Beratung für Asylbewerber an. Das Projekt nennt sich "Move", ist auf ein Jahr zunächst befristet und wird vom europäischen Flüchtlingsfonds gefördert.

"Der Beratungsbedarf ist hoch, die Bewegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, wenn Flüchtlinge, die in der Landesaufnahmestelle Bramsche leben, Unterstützung suchen", sagte gestern während eines Ortstermins Roland Knillmann von der Caritas. Die Betroffenen hätten nur wenige Möglichkeiten, sich Rat und Informationen zu beschaffen, die über Angebote der LASt hinausgingen. Sein seit gut 20 Jahren tätige Migrationsdienst des Caritasverbandes hat deshalb laut Knillmann sein Beratungsangebot in unmittelbarer Nähe der LASt gestartet. "Wir haben bewusst das Gespräch mit der Leitung der LASt gesucht", erinnerte Kollegin Margret Pues an die Wochen der Vorbereitung, als irgendwie der Eindruck entstanden sei, hier sollte die Arbeit der LASt-Mitarbeiter erschwert werden.

Zunächst für ein Jahr beziehen Fachleute der Caritas einmal in der Woche mit ihrem Kleinbus Stellung gegenüber dem Haus 26, in dem die sozialen Dienste untergebracht sind. "Hier ist viel Publikumsverkehr", hat Wilhelm Voß nach drei Beratungsvormittagen herausgefunden; für den Standort sei auf dem Gelände und in den Unterkünften mit Handzetteln geworben worden. Darüber hinaus kündigten Plakate an auffälligen Stellen die Beratungstermine an.

Das Fahrzeug stammt vom Jugendgemeinschaftswerk der Caritas und ist für das "Move"-Projekt zu einem rollenden Büro umgebaut worden. "Die Heizung hätten wir fast vergessen", gestand Ludger Haukap ein und bedauerte, dass sich der Beratungsbeginn wegen der Umrüstung noch einmal kurze Zeit verzögert habe. Der dritte Mann im Bunde ist der Projektleiter.

"Der Caritasverband versteht sein innovatives Angebot als eine Ergänzung der Beratungstätigkeit der Landesaufnahmestelle", sagte Knillmann weiter und machte keinen Hehl aus den unterschiedlichen Ansätzen der Betreuung. Ziel der LASt sei schließlich, die Flüchtlinge zur freiwilligen Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen.

Der Caritas-Sprecher hielt "eine weiter gehende Beratung für nötig und Erfolg versprechend". Haukap verwies auf die langjährige Erfahrung, dass oftmals Asylanträge, die zunächst abgelehnt wurden, nach einem gerichtlichen Verfahren dennoch zur Gewährung von Asyl führten. Zudem könnten humanitäre Gründe eine Ausreise unmöglich machen. Knillmann betonte, dass das Caritas-Konzept mit dem niedersächsischen Innenministerium und mit der Leitung der Landesaufnahmestelle Bramsche besprochen und abgestimmt sei.

"Auch wenn die Zielsetzung der Beratungsangebote unterschiedlich ist, sind sich die Gesprächspartner darüber einig, dass zum Wohl der Flüchtlinge gearbeitet wird", fasste Knillmann als Ergebnis zusammen. LASt-Leiter Conrad Bramm bestätigte am Dienstag, dass die Gespräche stattgefunden haben, erinnerte aber gleichzeitig an die kritische Haltung, die der Caritasverband in der Vergangenheit seiner Arbeit entgegengebracht habe.

Die Mitarbeiter der Landesaufnahmestelle würden es laut Bramm nicht verstehen, wenn ihre Bemühungen, eine Vertrauensbasis zu den Flüchtlingen aufzubauen, torpediert würde. Die Gesetze ließen nur einen engen Handlungsspielraum zu; da könne es fatale Folgen haben, wenn die Caritas etwa im Gegensatz zur LASt suggerierte, es gebe berechtigte Chancen, in Deutschland bleiben zu können. "Wir machen keine falschen Hoffnungen", stellte Haukap klar.


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