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Lippe aktuell , 26.03.2005 :

Zeitzeugen erinnern sich - Willi Köster: "Ich sah erstmalig Leuchtspurgeschosse"

Augustdorf (bo). Die Geschichte des Augustdorfers Willi Köster beginnt im "Bärenbachtal", in der Nähe des Pollmannskrugs am Ortsausgang von Augustdorf. "Im Bärenbachtal war ein Bunkerlager, indem sich die SS eingeschanzt hatte", erinnert sich Köster. Überall im Erdreich hatten die Soldaten aus Kalksandstein Bunker gebaut, die Überreste sind heute noch erkennbar. Auch entlang der Haustenbecker Straße hatten SS-Angehörige Ein-Mann-Löcher gegraben und warteten dort auf die amerikanischen Truppen. Drei Familien, darunter die von Willi Köster, haben sich zusammengetan und sind in den Wald gegangen, um sich dort zu verstecken. "Aufgebrochen sind wir, als Gerüchte aufkamen, dass die Amerikaner bereits in Paderborn seien. Da wussten wir, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis sie Augustdorf erreichen." In der Nähe des Schlingsbruch beim heutigen Grillplatz fanden sie einen Unterschlupf. "Wir dachten, dort findet uns keiner, aber schon bald wurden wir eines besseren belehrt": Auf einmal seien deutsche Soldaten auf die Familien zugekommen, die auf dem Rückzug von der Front waren. Köster: "Sie fanden uns und waren erstaunt, was wir dort machen würden. Die Soldaten haben uns wieder nach Hause geschickt und gesagt, wir sollten uns im Keller verstecken, da sei man am sichersten." Zu Hause wieder angekommen wurde beschlossen, dass alle Familien im Keller des Hauses Köster Schutz suchen sollten, weil dort bereits Betondecken eingezogen waren, die mehr Schutz boten als die damals üblichen Holzdecken. Im Keller wurden zwei Betten, zwei Sofas und mehrere Stühle in zwei Kellerräumen aufgestellt. Insgesamt fanden 25 Menschen in dem Keller Unterschlupf.

"Auf einmal knallte es und auf einem Feld an der Rubartstätte brannte ein Kartoffelhaufen", blickt Willi Köster zurück. Die amerikanischen Truppen hatten festgestellt, dass in Augustdorf Panzersperren aufgestellt wurden und versuchten diese mit Artilleriefeuer zu zerstören. Dabei wurde der Kartoffelhaufen getroffen. "Das war der Zeitpunkt, an dem wir uns in den Keller zurückzogen." Die ganze Nacht bis zum frühen Morgen hörten Willi Köster, seine Familie und die Nachbarn Motorengeräusche und Schießlärm. Einige Häuser an der Haustenbecker Straße brannten vollkommen nieder. "Ich sah zum ersten Mal, wie Leuchtgeschosse entlang der Straße flogen." Auch das Haus von Willi Kösters Familie wurde schwer beschädigt. So wurde das Dach der Scheune restlos vom Hauptgebäude abgetrennt. In Höhe der heutigen Hauptschule standen amerikanische Panzer, die die Haustenbecker Straße kontrollierten und auf jede kleine Bewegung reagierten.

Die Fortsetzung von Willi Kösters Geschichte lesen Sie am kommenden Samstag.


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