Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt ,
25.03.2005 :
Am Karfreitag rückten die Amerikaner an ... / Neue- Dokumentation zum Kriegsende im Altenautal
Von Bernhard Liedmann
Etteln (WV). "Alles können sie uns nehmen, Hauptsache, meine Jungs kommen wieder." Die Angst von Maria Wasmuth aus Etteln war sicherlich stellvertretend für viele Ettelner beim Einmarsch der Amerikaner am Karfreitag vor 60 Jahren. In seinem neuen Buch "Erinnerungen an den Krieg - Aus Etteln an der Altenau bei Paderborn" beschreibt auch anhand von seltenem Fotomaterial und detaillierten Beschreibungen Michael Weber aus Borchen das Ende des Krieges im Altenautal.
Knapp drei Jahre arbeitete der Maschinenbau-Ingenieur und Hobbyfotograf an der 100-seitigen Dokumentation und führte auch 30 Gespräche mit Augenzeugen des damaligen Einmarsches. Besonders erschwerend kam hinzu, dass viele Ettelner Fotodokumente bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 1965 verloren hatten und nach dem Einmarsch der Amerikaner das Fotographieren verboten war. Auch anhand von Luftbildaufnahmen rekonstruierte der Autor detailgetreu den Einmarsch der Amerikaner und die letzten Gefechte in der Region.
Als er vor Jahren sein Buch über die Altenau erstellte, stieß der 39-Jährige auch auf die Luftaufnahmen vom 30. März 1945, dem Tag des Einmarsches der Amerikaner in Etteln. Die Forschung auch mit Unterstützung von Ettelns Ortsvorsteher Friedhelm Rustemeyer begann: Im Verlauf seiner Recherche nahm Weber auch Kontakt zu den Zeitzeugen auf, die ihm die Geschichte der Bewohner der fünf Häuser im Oberdorf erzählen konnten, die beim Einmarsch in Brand gerieten. Breiten Raum nehmen dabei die Schilderungen von Maria Knaup ein, die als einzige Bewohnerin dieser Häuser heute noch lebt. Die Familie wollte noch vor den anrückenden Amerikanern fliehen, doch es war zu spät. Das Haus geriet unter Beschuss und brannte. Maria Knaup versuchte noch im Kugelhagel vergebens, ihre geliebten Pferde aus dem Stall zu retten.
Neben weitere Schilderungen von Ettelner Zeitzeugen rekonstruiert Weber auch die Umstände nach, unter denen Major General Maurice Rose bei Schloß Hamborn fiel. Auch hier gelang es dem Borchener Autor, seltene Fotodokumente zu finden. Einmalig dürfte ebenso eine Aufnahme aus dem KZ Niedehagen sein, dass Zwangarbeiter bei der Arbeit im Steinbruch zeigt. Das Lager wurde am 2. April befreit. Bei den Kämpfen rund um Etteln fielen 286 deutsche Soldaten, viele davon sind auf dem Ehrenfriedhof in Boddeken beigesetzt.
"Das Buch ist eiri wertvoller Beitrag zum Erhalt der Erinnerungen vieler Zeitzeugen", so Ettelns Ortsvorsteher Rustemeyer. Diese würden sonst verloren gehen. Das nächste Buchprojekt von Michael Weber ist eine Foto-Dokumentation zur Hochwasserkatastrophe im Altenautal.
Das Buch zum Kriegsende im Altenautal ist für 23 Euro erhältlich im Buchhandel, unter anderem bei Linnemann und Halbig.
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