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Lippische Rundschau , 05.02.2002 :

Anklage erhoben / Besucher der "alten Pauline" geschlagen

Detmold (blz). Drei Männer aus der so genannten rechten Szene müssen sich in den nächsten Monaten wegen schwerer Körperverletzung, Volksverhetzung und weiterer Delikte vor Gericht verantworten. Sie sollen in der Nacht zum 15. September 2001 Besucher der Jubiläumsfeier in der "alten Pauline" angegriffen und teilweise schwer verletzt haben. Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink bestätigte auf Anfrage der Lippischen Rundschau, dass die Staatsanwaltschaft Detmold Anklage erhoben hat.

Das 20-jährige Bestehen des autonomen Jugendzentrums an der Bielefelder Straße wurde an diesem Abend gefeiert. Doch nicht nur Gäste kamen, auch vier junge Männer in Springerstiefeln und mit geschorenen Köpfen fuhren mit dem Auto vor, berichten Höbrink und der Detmolder Rechtsanwalt Günter Meyners, der eines der späteren Opfer vor Gericht vertreten wird.

Grundlos beschimpft

Die vier hätten die Besucher der "Pauline" grundlos mit Parolen wie "Zecken raus" und "Juden raus" beschimpft, berichtet Meyners weiter. Einige Besucher des Jugendzentrums seien kurz darauf zum Vobis-Parkplatz gegangen, weil sie die Autokennzeichen der ungebetenen Gäste notieren wollten – als plötzlich zwei der Provokateure "mit Holzlatten bewaffnet" auf sie zugestürmt seien. Drei Besuchern gelang laut Meyners die Flucht, doch ein Beteiligter wurde eingeholt und zu Boden geworfen.

Der eine Verfolger habe den Mann dann festgehalten, während der andere "mehrfach mit der Holzlatte auf den Kopf des Besuchers einschlug" und ihn mehrmals mit seinen Springerstiefeln getreten habe, die Stahlkappen hatten, berichtet der Rechtsanwalt.

Als die Angreifer in ein Auto eingestiegen waren, habe sich ein anderer Besucher der "alten Pauline" vor den Wagen gestellt, um die Abfahrt zu verhindern. Der Fahrer habe aber trotzdem Gas gegeben, so dass sich der Besucher "nur durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen konnte". Ein Fahrzeuginsasse habe gegenüber der Polizei später angegeben, der Mann mit dem Brett habe sich im Auto damit gebrüstet, "den einen halbtot geschlagen" zu haben.

Gegen drei der aus Detmold und Umgebung stammenden mutmaßlichen Provokateure erhebt die Staatsanwaltschaft Detmold nun Anklage wegen Volksverhetzung, gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Prozessauftakt im April

Da zwei der Angeklagten zum Tatzeitpunkt 18 und 20 Jahre alt waren, ist das Jugendschöffengericht zuständig. Das Verfahren könne frühestens im März eröffnet werden, kündigte Oberstaatsanwalt Höbrink auf Nachfrage an – wahrscheinlicher sei jedoch ein Prozessauftakt im April.


wb@westfalen-blatt.de

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