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Lippische Landes-Zeitung ,
28.02.2005 :
Andere Gedenktage / Erinnerung an Vertreibung und Bombardierung
In der LZ wurde kürzlich darauf hingewiesen, dass es noch andere "Gedenktage" gibt, an denen wir in Trauer und Schmerz verharren sollten. Da ist die gewaltsame Vertreibung im Januar 1945 von 14 Millionen deutschen Zivilisten, also Müttern, Kindern, alten hilflosen Menschen. Zu Hunderttausenden landeten sie in Internierungslagern, mussten Zwangsarbeit leisten. Frauen wurden vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt. Die endlosen Hungertrecks bewegten sich im eiskalten Winter gen Westen. Von einer "humanen" Umsiedlung, wie sie die internationale Staatengemeinschaft offiziell forderte, kann keine Rede gewesen sein. Im Potsdamer Abkommen (Sommer 1945) stellten die Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion die Gebiete jenseits der Oder und Neiße unter polnische Verwaltung. Die Heimat war damit für Millionen Menschen endgültig verloren.
Gedenktag 13. Februar 1945: die organisierte Bombardierung der mit Ostvertriebenen überfüllten Stadt Dresden. Ich zitiere hier die Worte eines Zeitzeugen, Bomber-Pilot der Royal Air Force, aus der ZDF-Sendung "Das Drama um Dresden". Er sagte: "Wir Piloten haben nur unseren Job gemacht, obwohl uns klar war, dass wir auf Menschen unsere tödliche Fracht abwarfen."
Gedenktag 30./31. Januar 1945: Die von russischer Kriegsmarine vollzogene Torpedierung der als Lazarettschiff deutlich gekennzeichneten "Wilhelm Gustloff". Es fanden 9.400 Menschen den Tod, darunter waren mehr als 5.000 Kinder! Ein gnadenloses Verbrechen, denn jeder Kapitän weiß, dass ein solches Schiff niemals torpediert werden darf.
Warum also ist es so schwer, dass man auch diesen oben genannten grässlichen Taten eine Schweigeminute widmet? Den NPD-Provokateuren im sächsischen Landtag wäre so der Wind aus den Segeln genommen. Das kürzlich angedachte Verbot dieser Partei wäre nicht die Lösung des Problems; das Gegenteil wäre die Reaktion. Verbotenes fordert geradezu ein "jetzt erst recht" heraus. Im Untergrund würde es dann so richtig "kochen". Ein kluger und nachdenklicher Mensch lernt aus diesen furchtbaren Gewalttaten.
Lydia Paetsch
Lopshorner Weg 29
Augustdorf
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