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Lippische Landes-Zeitung ,
26.02.2005 :
Vier Bombenteppiche / "Luftangriff auf das Eisenbahnnetz";
LZ vom 21. Februar
Dank an Herrn Friedrich-Wilhelm Reuter, der in der LZ auf die Bombardierung von Lage am 21. und 22. Februar 1945 hingewiesen hat.
Auch meine Eltern wurden damals bei diesem Bombenangriff umgebracht. Im Alter von 13 Jahren wurde ich Vollwaise, und meine Eltern starben für den größten Verbrecher aller Zeiten. Die Zahl der Toten lag nicht bei 36 und 9, sondern es waren 60 bis 70 getötete Zivilisten. Es wurden vier Bombenteppiche abgeworfen. Der erste fiel in der Gerichts-, Hellmeyerstraße und der Färberei Kotzenberg, der zweite auf Hardisser Gebiet im alten Obstgarten, der dritte traf die Hagensche Straße, und der vierte zerstörte die Ecke Paulinen- und Hindenburgstraße, wobei auch mein Elternhaus völlig zerstört wurde.
Drei Wochen später wurden dann die Eisenbahnbrücke und der Friedhof an der Pottenhauser Straße zerbombt. Zu der Zeit war ich bei Verwandten in Schuckenbaum. Als ich von der Zerstörung des Friedhofes erfuhr, bin ich sofort mit dem Fahrrad nach Lage gefahren, um nach dem Grab meiner Eltern zu schauen. Das Grab meiner Eltern war noch da, aber die herumliegenden und in den Bäumen hängenden Leichenteile werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Leider ist es dem Lagenser Klüngel in 60 Jahren nicht gelungen, an diese umgebrachten Menschen in würdiger Form zu erinnern. Nicht einmal auf dem Ehrenmal im Friedenspark werden die Namen dieser Kriegstoten erwähnt. Dafür werden dann jedes Jahr die ungewollt getöteten Soldaten mit "Blasmusik und großem Zapfenstreich" geehrt.
Fazit: Es waren ja nur 60 bis 70 durch Bomben getötete Zivilisten, und da halten es Politik, Verwaltung und Kirche nicht für nötig, diese Toten an ihrem 60. Todestag zu würdigen und ihrer entsprechend zu gedenken.
Kurt Stugemann
Am Bach 28
Detmold
26./27.02.2005
detmold@lz-online.de
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