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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 23.02.2005 :

Bombenschutz im Bierkeller / Herforder suchten im Zweiten Weltkrieg Zuflucht in ehemaligem Brauereilager

Von Stefan Boscher

Herford. Ein schweres verrostetes Eisentor und zwei Fenster in einer dicken Sandsteinmauer erinnern an der Jahnstraße an ein altes Vermächtnis: Es ist der Zugang zu einem riesigen unterirdischen Gewölbe, das vor über 100 Jahren als Bierkeller einer Brauerei und im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker genutzt wurde.

Der Zugang wurde bereits vor vielen Jahren von der Stadt Herford gesperrt, nachdem dort Jugendliche ihr Unwesen trieben. Noch heute erinnern Müll und alte Teller an diese Tage. Die Polizei entdeckte damals Matratzen und Reste von Feuerstellen. Die Bewohner des darüber liegenden Hauses mussten die Behörden einschalten, weil Qualm aus dem alten Bierkeller gedrungen war.

Insgesamt erstrecken sich die Kellerräume über eine Länge von rund 250 Metern. Bis 1905 produzierte an der Jahnstraße die Brauerei Wefing Bier. Das so genannte "Verlies" diente noch bis etwa 1915 der Brauerei Wittekind als Flaschen und Lagerbierkeller.

Der Enkel des damaligen Brauereigründers, Klaus Wefing, war einer von drei Männern, die jetzt die Räumlichkeiten unter die Lupe nahmen. Stadtführer Helmut Kwast plant, einen Diavortrag über das Gewölbe und seine Geschichte zu halten. Vielleicht können in Zukunft in Verbindung mit Stadtführungen auch Rundgänge durch die Räume angeboten werden.

Auch die Untere Landschaftsbehörde des Kreises hat Interesse an einer Nutzung und möchte dort ein Winterquartier für Fledermäuse schaffen. In Absprache mit der Stadt Herford als Eigentümerin könnten so Führungen im Sommer stattfinden, während die Wintermonate für die Fledermäuse reserviert würden.

Große Bedeutung erlangten die Räume gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Schleuse, bestehend aus zwei stabilen Türen, wurde eingebaut - der Bierkeller wurde als öffentlicher Luftschutzbunker für viele Herforder zur letzten Rettung vor alliierten Bomber- und Fliegerangriffen.


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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