Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis) ,
23.05.2016 :
"Staatsbürgerschaft muss man sich verdienen"
AfD Minden-Lübbecke: Führende Mitglieder und ihre Gäste kritisierten in der Stadthalle Lübbecke vor gut 50 Zuhörern eine ihrer Ansicht nach verfehlte Asylpolitik, eine drohende Islamisierung und eine undemokratische EU
Von Frank Hartmann
Lübbecke. Vor gut 50 Zuhörern, darunter aus Lübbecke, Espelkamp und Stemwede, hat der Kreisverband Minden-Lübbecke der AfD seine bekannten Positionen zur Flüchtlingspolitik, zum Islam, zu deutschen Werten und anderen Themen ein weiteres Mal deutlich gemacht. Unterstützt wurde der Kreisvorsitzende Markus Wagner dabei von Thomas Röckemann (AfD-Bundesschiedsgericht), dem Journalisten und Buchautor Hans-Hermann Gockel ("Finale Deutschland") sowie dem Autor und Neffen von Margot Honecker, Peter Feist.
Warum die AfD zum dritten Mal die Lübbecker Stadthalle als Veranstaltungsort gewählt hatte, machte Wagner während der Begrüßung deutlich: "Weil wir sie problemlos mieten können." In Minden hingegen seien Gastwirte, deren Räume man anmieten wollte, "massiv unter Druck gesetzt" worden.
Auch abgebrannte Fahrzeuge und körperliche Gewalt gegen AfD-Mitglieder kämen immer wieder vor. "Demokratische Politiker müssen gegen Extremismus von rechts und links Stellung beziehen", appellierte Wagner und dankte den vielen Polizisten rund um die Stadthalle, weil es Hinweise auf Störer gegeben habe.
Vor dem Halleneingang eingesetzte Beamte bestätigten das bei Veranstaltungsende zwei Stunden später.
Wagner und Röckemann wiederholten im Verlauf des Abends ihre Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Wagner machte in diesem Zusammenhang seine Bedenken gegen den Ausdruck "Durchmischung" deutlich. Der könne zu einer "Blut-und-Boden-Politik" führen, die ihm nicht gefalle. Als Vater eines schwarzen Sohnes komme für ihn "nicht in Frage, dass er auf Grund seiner Hautfarbe diskriminiert wird". Gleichwohl verlange er von Zuwanderern, dass diese sich nicht nur integrierten, sondern "weitgehend assimilieren". Das heiße: "Anerkennen und leben, was dieses Land ausmacht."
Parteikollege Röckemann ergänzte, die deutsche Staatsbürgerschaft dürfe nicht mit der Gießkanne verschenkt werden: "Die muss man sich verdienen."
Deutliche Worte fanden auch die Gäste. Hans-Hermann Gockel etwa sagte, er wolle "in Lübbecke ein Zeichen setzen gegen moralische Ich-AGs", die sich anmaßten, ihm und anderen vorschreiben zu wollen, was richtig sei und was öffentlich gesagt werden dürfe. Den wegen seiner verunglimpfenden Bedeutung zum Unwort des Jahres 2015 gewählten Begriff "Gutmensch" habe er in seinem Buch sechs Mal benutzt und nehme ihn angesichts der "Naivität und Weltfremdheit" einiger Akteure kein Mal zurück. Noch habe man das Grundgesetz und nicht die Scharia, aber angesichts der zu beobachtenden Islamisierung sei "das Finale eingeläutet".
Peter Feist forderte: "Die Muslime müssen sich ändern, nicht wir."
Mit Blick auf die Bundesregierung meinte Gockel: "Im Grundgesetz steht nicht, dass Deutschland zur Plünderung freigegeben ist." Schon jetzt lebten 4,6 Millionen Menschen, etwa Rentner und Alleinerziehende, "in bitterer Armut". Die Diskussionsteilnehmer waren sich in diesem Punkt genau so einig wie in ihrer Kritik am Euro und an der Europäischen Union. Statt eines undemokratischen Superstaates brauchten die Menschen "ein Europa, in dem die Völker entscheiden".
Obwohl er viele Positionen der AfD teile, sagte ein Zuhörer aus Lübbecke anschließend, wolle er nicht für einen Rassisten gehalten werden. Er sei Pate mehrerer Kinder in Afrika und spende regelmäßig für ein Schulprojekt in Namibia.
Bildunterschrift: Kritisierten Zustände von Minden über Berlin bis Brüssel: Hans-Hermann Gockel (v. l.), Peter Feist, Markus Wagner und Thomas Röckemann.
Personendaten im Netz
Alf Domeier aus Minden gehört der Partei ALFA an, die der frühere AfD-Vorsitzende Bernd Lucke gegründet hat.
In einem Schreiben an die NW beklagt Domeier sich darüber, dass auf der Internetplattform https://linksunten.indymedia.org persönliche Daten von ihm veröffentlicht worden seien. Neben seinem finden sich dort mehrere Tausend weiterer vollständige Namen, Geburtsdaten, Wohn- und E-Mail-Adressen, Telefon- und AfD-Mitgliedsnummern aus den Jahren 2015 und 2016. Darunter Personen aus Lübbecke, Hüllhorst, Espelkamp, Pr. Oldendorf, Minden, Petershagen, Bad Oeynhausen und Porta Westfalica.
Aufmerksam wurde Domeier durch ein an ihn gerichtetes Schreiben des Polizeipräsidiums Bielefeld vom 11. Mai. Darin heißt es unter anderem, aktuell lägen der Polizeibehörde keine Hinweise oder Aufrufe zu Straftaten gegen ihn vor.
_______________________________________________
Die extreme Rechte in Ostwestfalen-Lippe, 01.05.2016:
Teilnehmende des AfD-Parteitags am 30. April und 1. Mai 2016 in Stuttgart aus OWL:
Anke Eberhard, Herford
Gerhard Johannsmann, Herford
Marcel Riedel, Herford
Werner Vaal, Enger
Uwe Müller, Bünde
Torsten Reinhold Ermel, Lübbecke
Hans-Heinrich Fesenberg, Minden
Thomas Röckemann, Minden
Günter Tschöpe, Petershagen
Markus Wagner, Bad Oeynhausen
Herbert Weber, Löhne
Ronald Peter Jakumait, Vlotho
Ralf Klocke, Vlotho
Jan Aussieker, Hüllhorst
Uwe Detert, Lage
Benjamin Christ, Horn-Bad Meinberg
Hanno Apel, Paderborn
Peter Holder, Paderborn
Günter Koch, Salzkotten
Peter Zimara, Gütersloh
Axel Nußbaum, Gütersloh
Johannes Brinkrolf, Rheda-Wiedenbrück
Martin Brockhinke, Rheda-Wiedenbrück
Udo Hemmelgarn, Harsewinkel
Petra Jacobi, Bielefeld
Inessa Lang, Bielefeld
Domenic Nagel, Bielefeld
Frigga Tiletschke, Bielefeld
Dietrich Hahn, Bielefeld
Nadine Kiebler, Bielefeld
Anke Schirp, Bielefeld
Rolf Diekwisch, Bielefeld
Dr. Friedhelm Tropberger, Bielefeld
Sylvia Lillge, Versmold
Georg Rust, Versmold
frank.hartmann@nw.de
|