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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 22.02.2005 :

Güvens Zustand ist schlechter geworden / Im Februar auch Selbsttötungsversuch

Büren (NW). Der Zustand des Hunger streikenden kurdischen Abschiebehäftlings Dogan Güven hat sich nach Auskunft des Vereins "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft" weiter verschlechtert.

Der kurdische Häftling war bereits zum 1. Januar aus Protest gegen seine geplante Abschiebung in die Türkei in den Hungerstreik getreten (die NW berichtete). Zeitweise, so Vereinssprecher Frank Gockel, hat er auch die Aufnahme von Flüssigkeit verloren. Dadurch habe sich sein Gesamtzustand sehr verschlechtert.

Die Zentrale Ausländerbehörde Köln wollte Güven am Donnerstag, 10. Februar, dem Türkischen Konsulat vorstellen. Er hatte vor dieser Vorführung große Angst, betonte Gockel. In der Türkei sind etliche Verfahren gegen ihn anhängig, weil er sich durch das Schreiben von kritischen Artikeln strafbar gemacht hat. Am 15. März soll ein weiteres Verfahren in der Türkei gegen ihn eröffnet werden. Ihm drohen wegen seiner journalistischen Tätigkeiten mehrere Jahre Haft.

Um die Konsulatsvorführung zu verhindern, hat er am Mittwoch, 9. Februar, versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Durch den Alarm seiner Mithäftlinge konnte Schlimmeres verhindert werden. Die Schnitte wurden genäht; er wurde in der JVA in einer Einzelzelle untergebracht, so Gockel. Güven hatte, als Betreuer des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren in der vergangenen Woche mit ihm sprachen, Schmerzen, insbesondere im Brustkorbbereich.

Beweggründe Güvens offenbar nie richtig verstanden

Güven leidet auch darunter, dass seine Beweggründe nicht verstanden werden. Der Arzt in der JVA habe ihn in der ganzen Zeit nie ernsthaft gefragt, warum er im Hungerstreik ist, warum der versucht, sich das Leben zu nehmen. Er möchte, dass man ihn und seine Motive respektiert. Obwohl ihn der Suizid-Versuch noch weiter geschwächt hat, will er den Hungerstreik nicht abbrechen.

Der Anwalt vonGüven versucht, über einen Asylfolgeantrag eine Bleibemöglichkeit für ihn zu erwirken. Allerdings ist die Zeit in jeder Beziehung sehr knapp, erklärte Gockel gestern.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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