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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 16.02.2005 :

Schatten auf Möllers Abschied / Strohmeyer muss noch warten: Neuer Bewerber aus Hessen

Von Julika Gausmann

Büren. Über den Festakt zur Pensionierung Peter Möllers, Leiter der Justizvollzugsanstalt Büren, legte sich unerwartet Schatten: Die Ernennung seines geplanten Nachfolgers und bisherigen Stellvertreters Volker Strohmeyer konnte aufgrund eines kurzfristig eingestiegenen Mitbewerbers nicht stattfinden durchgeführt werden. Zudem geriet die Feierstunde in Misskredit, weil die Besuchszeiten in der JVA für den gestrigen Dienstag aus organisatorischen Gründen gestrichen wurden (die NW berichtete).

Das konnte der feierlichen Stimmung allerdings keinen Abbruch tun. Mit seiner in den Festreden viel gelobten unkomplizierten Art lockte Möller seine zahlreich erschienen Gäste aus der Reserve, so dass die musikalische Darbietung des Düsseldorfer Gospelchores "Christian Fellowship" schließlich dochgebührend gewürdigt wurde und als kulturelle Annäherung einen passenden Rahmen bot.

"Die Ära Möller geht zu Ende", konstatierte Klaus Hübner, Präsident des Landesjustizvollzugsamtes NRW, und blickte zurück auf 43 Jahre, die Möller im nordrhein-westfälischen Strafvollzug tätig war.

Sein Werdegang ist gespickt von anerkennenden Beurteilungen. Äußerungen, die ihn unter anderem als "permanten Motor der Behörde" bezeichneten, sprächen in besonderer Weise für Möllers zukunftsorientierten Blick. Mit erfolgreichen Modellen im Ungang mit derAbschiebehaft habe Möller die JVA Büren zu einer in der Bevölkerung weitgehend akzeptierten und in NRW einzigartigen Institution etabliert.

Auch Bürgermeister Wolfgang Runge bestätigte, dass es Möller immer gelungen sei, die vor allem zu Anfang heftigen Wogen in der Öffentlichkeit zu glätten. "Sie waren kein Anstaltsleiter mit einem großen Schlüssel, wie man ihn sich vielleicht vorstellt, sondern immer ein weltoffener Mann", so Runge.

"Ich habe in diesen zwölf Jahren hier viele liebe Menschen kennen gelernt", äußerte sich Möller selbst."Ob Abschiebehaft notwendig ist, bleibt umstritten, dass sie eines humanen Umgangs bedarf, nicht", betonte er, dass die Inhaftierten keine Kriminellen sind.

Diese menschliche Gestaltung sei nur durch Umstrukturierungen möglich gewesen. "Hier wird nicht nur über interkulturelle Kompetenz diskutiert, sondern sie wird in allen Facetten angewendet", betonte Möller die gute Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Dafür spräche auch, dass einige ehemalige Häftlinge Briefe aus ihrer Heimat schrieben.

Strohmeyer, der zunächst als ständiger Vertreter des Leiters nun die JVA Büren lenken wird, muss auf seine Einführung noch eine Weile warten. "Vor zwei Wochen hat sich noch ein Mitbewerber aus Hessen auf die Ausschreibung gemeldet", erklärte Hübner, dass man nun die gerichtliche Entscheidung abwarten müsse. Strohmeyer wird allerdings weiterhin als Favorit gehandelt.

Einen Grund für Nachholbedarf der gestrichenen Besuchszeiten sehen die Verantwortlichen nicht. "An fünf Tagen die Woche sind von morgens bis abends Besuchszeiten, die schon morgen wieder aufgenommen werden", betonte Pressedezernent Frank Blumenkamp das breite Angebot, wie es in kaum einer anderen Anstalt in NRW existiere.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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