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Argumente und Kultur gegen Rechts e.V. , 12.02.2005 :

Redebeitrag auf der Demonstration "Stellung beziehen gegen die Neonazis aus der Schloßhofstraße 96" am 12. Februar 2005 in Bielefeld

Wir demonstrieren heute gegen einem Kontenpunkt im braunen Netzwerk der extremen Rechten und Nazis in Ostwestfalen-Lippe. Dass die Normannia Nibelungen ein solcher Knotenpunkt ist, unterscheidet sie von den anderen studentischen Verbindungen in Bielefeld. Aber dennoch ist sie zunächst einmal eine Burschenschaft. Und das bedeutet:

– Auch in der Normannia werden Beziehungen geknüpft, die dem späteren beruflichen Aufstieg dienlich sind.
– Auch in der Normannia orientiert man sich an einem völksich-nationalistischem Weltbild, in dem beispielsweise Österreich als "Ostmark" ein Teil Deutschlands ist.
– Auch in der Normannia finanzieren sogenannte alte Herren aus dem Hintergrund die Aktivitäten.

Aber die Aktivitäten, die durch die finanziellen Zuwendungen der alten Herren möglich werden, heben die Normannia aus den anderen studentischen Verbindungen in Bielefeld heraus. Diese Aktivitäten zeigen: Die Normannia ist mehr als eine "normale" rechtskonservative studentische Verbindung. Sie ist nicht nur Teil, sie ist wie gesagt ein Kontenpunkt der extremen Rechten in Ostwestfalen-Lippe. Diese Funktion eines Knotenpunktes erfüllt die Normannia mit ihrem Haus nicht erst seit kurzem. Und sie erfüllt diese Funktion auf verschiedene Weise.

Zum einen ist die Normannia ein Kristallationspunkt, an dem Akteure unterschiedlicher Spektren der extremen Rechten zusammenkommen. Hier trifft sich ein Rechtsrock-Aktivist wie Hendrik Stiewe mit einem langjährigen Multifunktionär wie Meinhard Otto Elbing. Nazis, wie der ehemalige Sprechen der Aktivitas, Marc Strohte, die aus der militanten extemen Rechten kommen, reichen sich hier – und das kann man wörtlich nehmen - die Hände mit Aktivisten der extremen Rechten, die in scheinbar reputierlichen Organisationen arbeiten. Als Beispiel sei hier die Initiative Hochschulrecht genannt. Tragende Aktivisten dieser Initiative Hochschulrecht kamen von der Normannia Nibelungen. Unterstützt von Zeitungen wie der Jungen Freiheit aber auch von konservativen studentischen Organisationen versuchte die Initiative Hochschulrecht die politischen Rechte der studentischen Organisationen zu beschneiden. Als diese Initiative Hochschulrecht Mitte der 90er Jahre mit erheblicher Unterstützung von Aktiven der Normannia gegen diverse Studentenvertretungen juristisch und publizistisch zu Felde zog, war kein anderer als Marc Strothe, ehemals Mitglied der verbotenen Nationalistischen Front, Sprecher der Aktivitas der Normannia.

Und genau in sochen Überschneidungen liegt unserer Meinung nach die besondere Gefahr, die von der Normannia ausgeht. Es ist die Verschränkungen zwischen militanten Neonazis und scheinbar reputierlicher, politischer Rechten. Extreme Rechte agieren so als Teil der gesellschaftlichen Mitte.

Versuche, politisch aktive StudentInnen einzuschüchtern, die sich gegen die extreme Rechte, gegen Neofaschisten und Neonazis engagieren, - diese Versuche - setzen sich bis heute fort. Was man einst über die Initiative Hochschulrecht auf publizistischer und juristischer Ebene versuchte, betreibt man heute über direkte Einschüchterung. Jüngst von Normannen verteilte Flugblätter diffamieren ein AStA-Mitglied und einen Journalisten von Hertz 87,9. Diese Flugblätter geben Zeugnis davon, dass die Normannia sich bis heute eine demokratische Öffentlichkeit zu unterminieren versucht.

Seit ca. 2 Jahren ist mit Hendrik Stiewe ein anderer wichtiger Aktivist der extremen Rechten in Ostwestfalen Mitglied der Normannia. Stiewe kommt aus dem jugendkulturellen rechtsextremen Milieu. Seit langem ist er ein Aktivist der extrem rechten Musik-Szene. Zunächst als Autor des Dark-Wave-Magazins Puritan, dann als Mitverantwortlicher des H8-RechtsRock-Versandes gehörte er zu den Machern der extrem Rechten Musik-Szene. Stiewe, der sich auch das bezeichnende Pseudonym "Masterrace" für seine Hetze im Internet zulegte, ist der hiesigen Antifa bereits früher als Teilnehmer neonazistischer Aufmärsche aufgefallen.

Eine andere Funktion, die die Normannia als Knotenpunkt der extremen Rechten in Ostwestfalen Lippe erfüllt, ist folgende: Die Normannia sorgt für ideologischen Input in die regionale rechtsextreme Szene.

Verurteilte Holocaust-Leugner wie Ursula Haverbeck-Wetzel oder Horst Mahler waren in diesem Haus zu Vorträgen geladen. Die Veranstaltungen mit diesen üblen Hetzern waren keine Ausrutscher. Dies belegt der rege Austausch, der zwischen der Normannia und dem Zentrum der Holocaust-Leugner, dem Collegium Humanum in Vlotho besteht. Dieser Kontakt läuft maßgeblich über Christoph Amendt, den Fechtwart der Normannia.

Auch wer Antisemitismus nicht gleich auf der Ebene der Holocaust-Leugnung vermittelt bekommen möchte, wird in der Normannia bedient. So war im letzten Jahr mit Reinhard Günzel, dem ehemaligen Kommandeur des Kommando-Spezial-Kräfte der Bundeswehr, ein zu diesem Thema kompetenter Referent in der Normannia zu Gast. Im Rahmen der Hohmann-Affäre gestürzt, tingelt der ehemalige Brigadegeneral Künzel heute durch die Veranstaltungen der extremen Rechten.

Anderes Thema, aber ebenso in der extrem rechten Ecke angesiedelt: Rudi Pawelka, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und Vorsitzender der preußischen Treuhand referierte im letzten Oktober bei der Normannia. Pawelka ist ein Hardliner und Rechtsausleger der sogenannten Vertriebenen – oder nennen wir sie treffender Revanchisten. Mit der Preußischen Treuhand schüchtert Pawelka in Polen lebende Menschen ein und droht ihnen mit der Enteignung ihres Eigentums. Pawelka will so die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges revidieren. Pawelka warb im Haus der Normannia für seine extrem aggressive Variante deutscher Außenpolitik.

Wir wollen, dass Schluss ist mit der Vermittlung rassistischer, antisemitischer und extrem aggressiver Politikinhalte im Haus der Normannia! Wir wollen, dass Schluss mit dem Treffpunkt regionaler Nazis und Faschisten in der Schloßhofstraße 96!

Stetig, einfallsreich und beharrlich haben wir dafür gesorgt, dass der Kontakhof der ostwestfälischen Neonazis, der "Postmeister", geschlossen wurde. Gegen den Kontenpunkt im Netzwerk der Neonazis und extremen Rechten, gegen die Normannia Nibelungen, werden wir eben so stetig, einfallsreich und beharrlich vorgehen. Und wir werden auch hier gewinnen und den Nazis und Faschisten keinen Fuß breit Raum geben.


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