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Lippische Landes-Zeitung , 12.02.2005 :

Das Volk wählt / Zu den Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien

Kommentator Peter Jansen macht unter anderem wirtschaftliche und soziale Verwerfungen für die Wahlerfolge rechtsextremer Parteien verantwortlich. NPD und Co. profitieren von der Wut der "kleinen Leute" über hohe Arbeitslosigkeit und düstere Zukunftsaussichten. Das mag zwar so sein, erklärt aber nicht, warum sich der zu kurz gekommen fühlende Teil des Wahlvolkes bei Urnengängen nicht für links von der PDS angesiedelte Parteien entscheidet. Aufschluss gibt vielleicht ein Blick in die jüngere Vergangenheit, ins Jahr 1980. Damals ahnte noch niemand die deutsche Vereinigung, Globalisierung und Sozialabbau waren Fremdwörter in Deutschland. In diesem denkwürdigen Jahr 1980 kam die von der damaligen sozialliberalen Bundesregierung in Auftrag gegebene so genannte Sinus-Studie, die bis dahin umfangreichste und detaillierteste Untersuchung über "Rechtsextreme politische Einstellungen in der Bundesrepublik Deutschland", zu dem folgenden bestürzenden Ergebnis: "Insgesamt 13 Prozent der Wahlbevölkerung haben ein ideologisch geschlossen rechtsextremistisches Weltbild."

25 Jahre später belegen die aktuellen Studien des Leipziger Sozialpsychologen Elmar Brähler, dass die Zahl der ewig gestrigen "Volksgenossen" gestiegen ist. Auch bei anderen Umfragen wird immer wieder zu Tage gefördert, dass 15 bis 20 Prozent der Deutschen anfällig sind für antisemitisches Gedankengut. So wie Antisemiten bekanntlich gar keine Juden "benötigen", um ihre menschenverachtende Gesinnung zu pflegen, bedarf es offensichtlich keiner besonderen sozialen Voraussetzungen, damit der braune Ungeist am Leben erhalten wird. Parteien wie die NPD, und da ist dem Kommentator zuzustimmen, werden erst dann verschwinden, wenn sie niemand mehr wählt. Der deutsche Rechtsextremismus entsteht nicht durch Parteien, sondern aus dem Volk.

Uwe Tünnermann
Weißer Weg 29
Lemgo

12./13.02.2005
detmold@lz-online.de

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