www.hiergeblieben.de

Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt , 12.02.2005 :

Paderborner Perspektiven / Wer schützt die Mitarbeiter

Von Rüdiger Kache

Nein, über einen Kamm scheren darf man sie nicht, die vielen "Kunden" der Sozial- und Ausländerämter in Stadt und Kreis. Auch wenn es schon mal zu verbalen Auseinandersetzungen kommt, weil Anspruchsdenken und Realität nicht passen: In aller Regel geht es hier so friedlich zu wie in allen Büros und Amtsstuben. Doch wenn die Verzweiflung so groß ist und es scheinbar nichts mehr zu verlieren gibt, wird die Grenze überschritten. Gleich dreimal griffen im Kreis Menschen, denen die Abschiebung in ihre Heimatländer drohte, zum Messer, um eben diese Ausreise in letzter Minute zu verhindern.

In allen drei Fällen richteten die Täter die Waffen gegen sich selbst - und bis auf geringfügige Verletzungen ging alles noch glimpflich ab. Doch eines ist klar: Die Angst geht um bei den Mitarbeitern in den betroffenen Ämtern, sei es nun in der Stadtverwaltung (jüngstes Beispiel: der mit einem Messer bewaffnete 35-jährige Aserbaidschane, der sich mit seinem Rollstuhl aus dem Fenster stürzen wollte) oder beim Kreis (hier rammte sich im Ausländeramt ein 36-jähriger Georgier im November ein Messer in den Bauch). Im Oktober war es ein 18-jähriger Kongolese, der sich eine Schere vom Schreibtisch schnappte und sie sich in den Bauch stieß.

Die Behördenleiter müssen wohl oder übel darüber nachdenken, wie sie ihre eigenen Mitarbeiter vor Verzweiflungstaten schützen können. Zumeist waren nämlich Polizeibeamte mit im Raum, die von den Blitzaktionen überrascht wurden. In Zukunft sollten solche persönlichen Vorführungen, bei denen mit verzweifeltem Widerstand oder sogar massiver Gegenwehr gerechnet werden muss, abseits vom normalen Betrieb im Ausländeramt durchgeführt werden. Erst recht, wenn sogar Polizeibeamte zum Schutz eingesetzt werden. Wenn Leibesvisitationen - aus welchen Gründen auch immer - nicht erfolgen, sollte wenigstens eine Personenschleuse vor der Bürotür stehen, wie sie auf jedem Flughafen Standard ist.

12./13.02.2005
redaktion@westfaelisches-volksblatt.de

zurück