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Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt , 22.08.2015 :

Flüchtlinge: Kapazitäten bald erschöpft / Stadtrat stellt Weichen für Unterbringungsmöglichkeiten - alte JVA wird saniert, 18 Container werden angeschafft

Von Stefanie Winkelkötter

Harsewinkel (WB). Die Instandsetzung der alten Justizvollzugsanstalt, eventuell ein Neubau, ein neues Grundstück für 18 Wohncontainer (siehe Kasten) - Harsewinkel rüstet sich für den Zuzug weiterer Flüchtlinge. Der Rat hat soeben die Weichen gestellt, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen.

Wie das Westfalen-Blatt bereits am vergangenen Samstag berichtete, soll die frühere Justizvollzugsanstalt am Prozessionsweg - entgegen früherer Abrisspläne - doch kurzfristig wieder instand gesetzt werden, um maximal 51 Menschen unterbringen zu können. Aktuell kommen täglich durchschnittlich zwei neue Flüchtlinge in die Mähdrescherstadt, für nächste Woche sind 13 Zuweisungen angemeldet. "Die Kapazitäten sind bald erschöpft, wir müssen was tun", sagte Ewald Lüffe, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste. Zwar seien der Stadt gerade am Donnerstag drei Wohnungen angeboten worden, doch dies reiche nicht aus.

Auch wenn sich die Politiker mit den Investitionskosten von 300.000 Euro schwer taten, stimmten sie schlussendlich einstimmig für die Sanierung. "Wir dürfen so ein Gebäude nicht abreißen, wenn wir den Wohnraum dringend benötigen", betonte Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide. "So schnell wie möglich" soll die Sanierung erfolgen, so die Bürgermeisterin. Sie sprach von einer Sanierungsdauer von acht Wochen, Stadtplaner Reinhard Pawel ging von drei bis vier Monaten aus.

Schwierig gestaltete sich auch die Beratung zu einem möglichen Neubau an der Brockhäger Straße, wo die Verwaltung laut Beschlussvorschlag auf einem städtischen Grundstück zwei Gebäude für insgesamt 60 Flüchtlinge bauen möchte. Kosten: 750.000 Euro pro Gebäude, für die aber Investoren gefunden werden sollen. Amsbeck-Dopheide: "Es haben sich schon Investoren gemeldet, die Interesse haben, und zwar örtliche Investoren, denen wir vertrauen." Später könnten die Gebäude zu Sozialwohnungen umgebaut werden, denn seit 2011 hat die Stadt etwa 350 Wohnungen aus der Sozialbindung verloren, nur noch rund 240 solcher Wohnungen stehen zur Verfügung. "Eine gute Möglichkeit, an diesem Standort wieder in den sozialen Wohnungsbau einzusteigen", fand die Bürgermeisterin.

Der Standort allerdings war der größte Kritikpunkt von Seiten der Politik. Erst vor kurzer Zeit seien zwei Hochhäuser am Dammanns Hof abgerissen worden, um eine Entzerrung sozialer Brennpunkte zu erreichen, sagte CDU-Vorsitzende Dr. Angelika Wensing. "Das werden wir nicht durch den Neubau von 60 Betten auf der gegenüberliegenden Straßenseite konterkarieren." Dieses Grundstück sei das einzige im städtischen Besitz, das über gültiges Planungsrecht verfüge und kurzfristig bebaubar sei, erklärte Stadtplaner Reinhard Pawel die Standortidee.

"Wir haben im Moment keine anderen Grundstücke zur Verfügung." Er hielt den Neubau an dieser Stelle für tragbar, soll aber prüfen, ob ein städtisches Grundstück an der Wadenhardstraße ebenfalls in Frage kommt. Diesen Beschluss fassten die Politiker am Ende ebenfalls einstimmig - vor allem SPD-Fraktionschef Reinhard Hemkemeyer hatte sich um eine Konsenslösung bemüht.

Platz für 18 Container

In nicht-öffentlicher Sitzung hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, ein Grundstück zu kaufen, um dort 18 Wohncontainer aufzustellen - wo, will Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide erst sagen, wenn der Eigentümer informiert ist. In den Containern und dem Gebäude, das auf dem Grundstück steht, können 48 Flüchtlinge untergebracht werden. Für Erschließung und Kauf der Container bewilligte der Stadtrat 380.000 Euro.

Bildunterschrift: Die alte Justizvollzugsanstalt am Prozessionsweg wird für 300.000 Euro kurzfristig instand gesetzt.

Bildunterschrift: Auf diesem Grundstück an der Brockhäger Straße will die Stadt zwei neue Gebäude errichten.

22./23.08.2015
guetersloh@westfalen-blatt.de

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