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Kulturinitiative Detmold e.V. ,
25.04.2001 :
Presseerklärung der Kulturinitiative Detmold e.V. zu der CDU-Kampagne gegen die alte Pauline
Die Kulturinitiative Detmold e.V. ist beunruhigt über die jüngste Kampagne der Detmolder CDU und Stephan Grigat (Stadtverbandsvorsitzender) gegen das autonome Kultur- und Kommunikationszentrum alte Pauline. In einer Presseerklärung hat die CDU mit belanglosen Vorwürfen gegen die alte Pauline versucht darzustellen, dass die alte Pauline zu viele Zuschüsse bekäme. Die alte Pauline ist ein Haus, in dem eine Vielzahl von Gruppen existiert. So proben zur Zeit sieben Musikergruppen kostenlos in der alten Pauline, wie auch schon in der Vergangenheit, von denen einige mittlerweile häufig im Fernsehen auftreten und weit über die Grenzen OWL's bekannt geworden sind. Desweiteren proben mehrere Theatergruppen in der alten Pauline. Gruppen, die sich einen anderen Ort, der gemietet werden müsste nicht leisten könnten. Ebenso bieten die Cafe’s vielen Leuten die Möglichkeit, sich zu treffen und miteinander zu kommunizieren, ohne dass es einen Konsumzwang etwa durch Getränkeverzehr gibt. Auch die niedrigen Getränkepreise, insbesondere bei nicht-alkoholischen Getränken tragen dazu bei. Desweiteren ist die alte Pauline mittlerweile einer der letzten Orte in Lippe, in dem regelmäßig Konzerte im Bereich Rock, Hardcore, Reggae, Ska, Klezma, Jazz etc. stattfinden, die sich jeder Mensch leisten kann. Auch Veranstaltungen im Bereich "Drum'n bass", "Breakcore" etc. sind ansonsten im lippischen Raum so gut wie nicht existent. Ohne die alte Pauline wäre dieser Landstrich ohne Übertreibung um ein weiteren kulturellen Teil ärmer. Die Filmnächte zu verschiedenen Themenbereichen sind in der Region recht einmalig, auch wenn die Eintrittsgelder bei weitem nicht die Ausgaben decken (Anlagenmiete, Filmleihgebühren, Gema-Gebühren etc). Wo aber kann man noch alte Sherlock Holmes- und Miss Marple-Filme auf Leinwand sehen?
Neben dem kulturellen Bereich bietet die alte Pauline Raum für politische antifaschistische Gruppen und Veranstaltungen. Diese tragen maßgeblich dazu bei, dass viele Menschen sich mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und diskutieren können. Unser Anliegen ist es, mit vielfältigen Veranstaltungen gegen Rassismus ein Forum zu schaffen und nach außen zu treten. Wir ermöglichen es unter anderem, Menschen wie Peter Gingold – ein überlebender Widerstandskämpfer der Resistence – in die alte Pauline einzuladen, damit er von seinen Erlebnissen erzählt.
Wir halten es für bedenklich, wenn die CDU unser Anliegen in Frage stellt, indem sie die Zuschüsse zur Disposition stellen will.
Zu diesen Zuschüssen bleibt zu sagen, dass wir maximal 10.000,00 DM bekommen, die ausschließlich für die Verwendung für Kulturveranstaltungen bestimmt sind. (Es werden nur Defizite von Kulturveranstaltungen nach eingehender Überprüfung des Kulturamtes ausgezahlt; der Verein muss zwei Drittel selbst erwirtschaften etc.) Darüber hinaus bekommt der Verein pro Jahr 4.000,00 DM Gebäudeerhaltungszuschüsse. Ein altes Gebäude ist mit diesen 4.000,00 DM kaum zu bewirtschaften (allein die von uns durchgeführte Sanierung der Fassade im vergangenen Sommer hat fast zwei Jahresbudgets verbraucht). Die restlichen 11.000,00 DM setzen sich zusammen aus der bisherigen veralteten Ölheizung und den Müllgebühren. Bei den wenigen Zuschüssen zum Gebäudeerhalt kann das Haus nur deshalb existieren, weil unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden und finanzielle Mittel von Vereinsmitgliedern in das Haus investiert werden.
Wir halten die nun begonnene Kampagne der Detmolder CDU für einen Versuch, die Menschen, die in ihren Augen eventuell stören könnten, mundtot machen zu wollen. Dies ist auch kein Wunder. Schon vor einiger Zeit machten wir in einer Veranstaltung öffentlich, welche Funktionen Stephan Grigat als Vorsitzender der revanchistischen Kreisgemeinschaft Goldap hat. Dort arbeitete er laut Erkenntnissen einer Stader Lokalzeitung mit einem damaligen NPD-Mitglied Hans-Dietrich Otto zusammen. Eine Unterlassungsklage Grigats gegen die Zeitung wurde vom Gericht im März 1998 abgewiesen.
Mit einer solchen Kampagne bewegt sich die CDU unserer Meinung nach in gefährlichem Fahrwasser. Zum Einen macht sie sich zum Steigbügelhalter für militante Neonazigruppen, indem sie ihnen eine weitere Legitimation bieten, das Haus weiterhin anzugreifen. Eingeworfene Scheiben und andere Anschläge waren bis zur Errichtung der Fensterläden Alltag. Zum Anderen berufen sie sich in ihrer Argumentation auf Hausdurchsuchungen, für die es weder eine rechtliche Grundlage, noch gültige Hausdurchsuchungsbefehle gab. Dass die zugrundeliegende Anzeige von dem verurteilten Naziverbrecher und KZ-Kommandanten Carl-Friedrich Titho stammt, weil er sich in seiner Ehre gekränkt fühlt, scheint die CDU wissentlich in Kauf zu nehmen. Ihr Interesse richtet sich vielmehr auf die Existenz einer roten Fahne auf dem Dach. Wir halten das für infam. Immerhin ist eine rote Fahne ein Zeichen für soziale Befreiung und Emanzipation, welches historisch von Gewerkschaften und sogar der SPD benutzt wurde.
In Kürze plant die Kulturinitiative Detmold eine Informationsveranstaltung zu rechtsradikalen Tendenzen mehrerer Mitglieder innerhalb der Detmolder CDU / Jungen Union.
soli@alte-pauline.de
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