Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische ,
14.01.2005 :
Erinnern an "schwarzen Karfreitag" / Bombenangriff auf die Weserhütte jährt sich zum 60. Mal /Mindestens 192 Opfer
Von Stefan Schelp
Bad Oeynhausen. Es war ein heller, ein strahlender Frühlingstag. Und doch ging der 30. März 1945 als "Schwarzer Karfreitag" in die Geschichte ein. An diesem Tag starben mindestens 192 Menschen bei Luftangriffen amerikanischer Bomber auf die Weserhütte. Unauslöschlich ist der Tag für viele Bad Oeynhausener in die Erinnerung eingebrannt. In diesem Jahr jährt sich der "Schwarze Freitag" zum 60. Mal.
Um 12.59 Uhr wurde in der Weserhütte mit damals 3.500 Beschäftigten der Werksalarm ausgelöst – vier Minuten später als im übrigen Bad Oeynhausen. Zahlreiche Menschen hat eben diese Verzögerung vermutlich das Leben gekostet. Viele schafften es nicht mehr in den so genannten "Hollerith-Bunker" unter dem Hauptgebäude, in die Spitzbunker auf dem Gelände oder unter eine nahe gelegene Brücke am Hambkebach. Sie starben im Bombenhagel der 60 bis 66 schnellen zweimotorigen Bombern der 9. Division der amerikanischen Luftflotte. Das Hauptgebäude der Weserhütte brannte aus, weite Teile der Produktionsstätten wurden völlig zerstört. Neben der Weserhütte griffen die Bomber auch Landré und Bartels und die Westfalia Möbelwerke an. Wie hoch die Zahl der Verletzten war, konnte nie ermittelt werden, das Krankenhaus, das damals an der Weserstraße in der früheren Schuhfabrik Schröder untergebracht war, war völlig überlastet.
Neben den 192 Toten der Weserhütte starben in den letzten Kriegsmonaten 55 weitere Menschen in Bad Oeynhausen.
Drei Tage nach den Angriffen marschierten die amerikanischen Truppen in Bad Oeynhausen ein. Die Stadt wurde ihnen kampflos übergeben.
Zahlreiche Veranstaltungen erinnern in diesem Jahr an den "schwarzen Karfreitag" und das Kriegsende vor 60 Jahren. Koordiniert werden sie vom Stadtarchivar Rico Quaschny. Besonders wichtig ist aus seiner Sicht dieser Jahrestag. "Es wird wohl einer der letzten Jahrestage sein, an dem noch Zeitzeugen teilnehmen werden", fürchtet er. Kooperationspartner des Archivs sind die Volkshochschule, die Stadtbücherei, das Begegnungszentrum Druckerei, die Frauen-Geschichtswerkstatt, das Immanuel-Kant-Gymnasium, der Arbeitskreis für Heimatpflege und der Mindener Geschichtsverein.
Die Reihe beginnt mit dem Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs auf die Weserhütte. Am Karfreitag, 25. März, 12.30 Uhr laden die Stadt Bad Oeynhausen und die Vereinsringe Rehme und Babbenhausen-Oberbecksen an das Mahnmal am Friedhof Mooskamp ein. Aller Opfer soll an diesem Tag gedacht werden. Auch die zahlreichen Fremdarbeiter, von denen viele nicht identifiziert werden konnten, sollen nicht vergessen werden.
Am 14. April, 20 Uhr, zweigt die Druckerei den Film "Der Untergang".
Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums lesen am Dienstag, 19. April, aus den Tagebüchern des im Frühjahr 1945 aus Schlesien nach Bad Oeynhausen geflüchteten Studienrats Dr. Helmut Wocke. Die Lesung beginnt um 19.30 Uhr.
Weiter geht es mit einer Runde aus Zeitzeugen, die an das Kriegsende erinnern. Moderiert wird die Diskussion in der "Druckerei" von Ursula Behrendt, Rico Quaschny und Schülerinnen und Schülern des Kant-Gymnasiums.
Schließlich spricht Prof. Dr. Reinhard Rürup, gebürtiger Rehmer, über den "8. Mai 1945 in der deutschen Geschichte". Der Vortrag beginnt am Dienstag, 3. Mai, um 19.30 Uhr in der "Druckerei".
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de
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