Kulturinitiative Detmold e.V.
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13.01.2005 :
Gegen das Verdrängen und Vergessen! / Kundgebung gegen antisemitischen Anschlag / Freitag, 14. Januar 2005 um 17 Uhr – Marktplatz Detmold
Die aus vier Sandsteinsäulen bestehende Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold - in die Originale aus der ehemaligen Synagoge integriert sind - wurde jetzt bei einem antisemitischen Anschlag erheblich beschädigt. Das am 3. November 1988 eingeweihte Mahnmal war bereits im November 2002 Ziel eines Anschlages gewesen. Damals hatten die Täter Plexiglastafeln mit Feuer angesengt.
60 Jahre nach dem Ende des Holocaust an Jüdinnen und Juden, Homosexuellen, Roma und Sinti, Behinderten, politischen Gegnerinnen und Gegner und anderen gesellschaftlichen "Randgruppen" durch das nationalsozialistische Regime in Deutschland herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung ein Klima des Verdrängens und Vergessens. Auf der anderen Seite ist ein Erstarken rechter Parteien und Gruppierungen wahrnehmbar, deren verstärktes Zusammenspiel und die Wahl rechter Parteien in Länderparlamente sind Warnsignale, dass rechte Ideologien erneut auf dem Vormarsch sind.
Durch die Aktivitäten des Collegium Humanum, dem rechtsextremen Seminarhaus in Vlotho, verstärkt sich seit Jahren der organisierte Antisemitismus in Form der Holocaust-Leugnung in Ostwestfalen-Lippe. Wie verschiedene Studien belegen, sind antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft weit verbreitet und bahnen sich häufig einen Weg über eine Kritik am Staat Israel.
Wir erinnern unter anderem an die 45 Gräber des jüdischen Friedhofes, die im Juni 2000 in Detmold stark beschädigt wurden; dabei sind Grabsteine aus ihren Sockeln gerissen, Gedenktafeln zerstört und Pflanzen zertrampelt worden. Im Jahre 2003 sind in Bösingfeld wenige Tage vor der für den 9. November (Tag des Novemberpogroms) geplanten offiziellen Einweihung der Gedenkstätte zur Erinnerung an die Jüdinnen und Juden aus Extertal Steine aus dem Mahnmal herausgerissen worden. Auf die Gedenkstätte für Felix Fechenbach im Kleinenberger Wald wurden vier Anschläge innerhalb von drei Jahren verübt, zuletzt im Dezember 2003.
Wie bei diesen Beispielen vertrauen wir auch bei dem aktuellen Anschlag keineswegs darauf, dass der Bielefelder Staatsschutz die Täter ermittelt. Nach wie vor besteht seine Haupttätigkeit darin, Menschen, die sich gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren, zu kriminalisieren. So aktuell auch Antifaschistinnen und Antifaschisten, die mit einer friedlichen Blockade vor dem Collegium Humanum protestierten, um gegen die Verbreitung von Antisemitismus zu demonstrieren. Anlass war eines der zahlreichen Seminare Horst Mahlers in dem Haus. Der Staatsschutz der Polizei Bielefeld leitete daraufhin 28 Ermittlungsverfahren ein und lud zahlreiche Menschen zur erkennungsdienstlichen Behandlung vor, die er auch heute noch durchsetzen will.
Zu der Kundgebungen rufen auf: Antifaschistischer Arbeitskreis Detmold, Internationales Beratungszentrum, Kulturinitiative Detmold e.V., Detmolder Alternative – Opposition von unten
Weitere Informationen: www.hiergeblieben.de
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