Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt ,
11.01.2005 :
Zerstörung soll Mahnung sein / Stadt erinnert an Bombenangriffe vor 60 Jahren / Opfer-Dokumentation
Paderborn (pia). 900 Menschen sind bei den drei furchtbaren Bombenangriffen auf Paderborn in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen. Die Daten 17. Januar, 22. und 27. März 1945 haben sich tief in das Gedächtnis der Stadt eingeprägt; 60 Jahre danach soll erneut an die Opfer und die Zerstörung erinnert werden.
Die Stadtverwaltung hat vorausschauend geplant und zum einen die Paderborner Geschichtsforscherin Dr. Antje Telgenbüscher damit beauftragt, eine Opfer-Dokumentation zu erstellen, zum anderen wurde der Berliner Historiker Jörg Friedrich eingeladen, der seine wissenschaftlichen Recherchen über den Bombenkrieg in dem viel beachteten Bestseller "Der Brand" zusammengefasst hat - und darin auch ausführlich auf Paderborn eingeht. Außerdem wurden eine Informationsbroschüre und eine Reihe von Gedenkveranstaltungen vorbereitet.
"Im Stadtbild gibt es von den massiven Zerstörungen nichts mehr zu sehen, alle Narben sind verschwunden": Deshalb, so Bürgermeister Heinz Paus, sei es wichtig, gerade die jüngeren Generationen an die verheerenden Kriegsereignisse zu erinnern. Zum zweiten dürften die Opfer niemals in Vergessenheit geraten, ihr gewaltsamer Tod sei Mahnung und Verpflichtung zugleich, sich für Frieden, Freiheit und Demokratie einzusetzen.
Unter der Federführung von Heribert Zelder (Öffentlichkeitsarbeit) und Rolf-Dietrich Müller (Stadtarchiv) ist eine Broschüre entstanden, die in Wort und Bild umfassend über das Paderborner Schicksalsjahr 1945 berichtet. Herzstück ist eine Fotodokumentation, die 16 markante Plätze in der alten Bischofsstadt vor und nach der Zerstörung zeigt, daneben wurde eine aktuelle Ansicht platziert. Dieses mehrfarbige Heft kommt in einer Auflage von 10.000 Exemplaren heraus und liegt ab dem Wochenende in öffentlichen Einrichtung zur kostenlosen Mitnahme bereit.
Die "Vorher-Nachher-Fotos" wurden zudem auf Informationstafeln in Gestalt von Lesepulten aufgebracht, die in dieser Woche an den 16 Standorten aufgestellt werden. Spaziergänger können sich für die Dauer von zunächst einem Jahr an Ort und Stelle einen Eindruck von den schrecklichen Folgen des Bombenkriegs verschaffen.
Daten und Fotos von 150 der 900 Bombenopfer hat Antje Telgenbüscher inzwischen gesammelt. Für jede Person ist eine Seite in dem großformatigen Gedenkbuch vorgesehen, das als Lose-Blatt-Sammlung angelegt ist, um unproblematisch Ergänzungen einfügen zu können. Das Gedenkbuch soll einen Ehrenplatz im Stadtmuseum erhalten.
Die Veranstaltungen aus Anlass des 60. Jahrestages beginnen am 16. Januar mit einem Konzert des Motettenchors in der Marktkirche (17 Uhr). Am Tag darauf findet um 11.30 Uhr eine Feierstunde am Mahnmal an der Busdorfmauer statt, die Schüler des Goerdeler Gymnasiums mit Wort- und Musikbeiträgen gestalten werden.
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