Westdeutsche Allgemeine Zeitung ,
07.01.2005 :
Gefängnis zu verkaufen
Moers. Die Tage des Hafthauses neben dem Amtsgericht an der Haagstraße sind gezählt. Am Montag, Mittwoch und Freitag werden die letzten Abschiebehäftlinge in andere Haftanstalten gebracht, danach beginnen die Aufräumarbeiten. Was letztendlich aus dem Gebäude wird, steht noch nicht fest.
Grund für die Schließung ist der Überhang an Zellen für Abschiebehäftlinge. Die durchschnittliche Belegung des Moerser Hafthauses mit etwa 80 bis 100 Insassen steht einer Belegung von 250 Insassen der Haftanstalt Büren gegenüber, die jedoch über 500 Plätze verfügt, erklärte Gabriele Imhorst, kommissarische Leiterin der Justizvollzugsanstalt Moers.
Die Mitarbeiter werden auf die Justizvollzugsanstalten (JVA) in Geldern, Essen und Duisburg-Hamborn verteilt. "Keiner fährt mehr als 34 Kilometer zu seiner neuen Arbeitsstelle", so die JVA-Leiterin. In Essen werde "ohne Ende" Personal gebraucht. In Moers waren zuletzt 35 Vollzugsbeamte, ein Sanitäter, zwei Krankenschwestern und zwei Verwaltungskräfte beschäftigt.
Beamte müssen auch das leere Gebäude bewachen
Wenn der letzte Häftling das Gebäude verlassen hat, beginnen die Aufräumarbeiten. Das Inventar wird anderen Justizvollzugsanstalten angeboten, darunter auch zwei Zahnbehandlungseinheiten.
Bewacht werden müssen allerdings auch noch die leeren Zellen, und zwar bis Ende des Monats. Nicht dass noch jemand ausbrechen könnte, aber die Justizverwaltung hat Angst um die Schlösser in den Türen. Diese dürfen, so Gabriele Imhorst, unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten und potenziellen Ausbrechern als Schulungsmaterial dienen. Am 19. Januar wird geklärt, wohin mit ihnen. Und erst nach ihrem Ausbau werden die Mitarbeiter das Hafthaus endgültig verlassen. Dann kommt nur noch einmal täglich ein Mitarbeiter der JVA in Moers-Kapellen, um in dem leeren Bau nach dem Rechten zu sehen.
Derweil macht sich der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes als Eigentümer eines Hafthauses mitten in der Moerser Innenstadt Gedanken über die Zukunft. Der Mietvertrag mit dem Justizministerium läuft noch zwölf Jahre. Ziel der BLB ist es, zu einer Auflösung des Mietvertrages zu kommen und das Gebäude zu vermarkten.
Liegenschaftsbetrieb will das Hafthaus vermarkten
Therese Yserentant, Niederlassungsleiterin der BLB Duisburg, hofft auf eine positive Entwicklung für die Stadt Moers, zu der es schon Kontakte gibt. "Wir wollen das Gebäude sinnvoll vermarkten, könnten es aber auch selbst entwi-ckeln", so Yserentant, "es ist wirklich eine interessante Fläche." Bei der Stadt gibt´s "verschiedene Gedankenmodelle". Mehr wollte Sprecher Thorsten Schröder aber nicht verraten.
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