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Lippische Landes-Zeitung , 06.01.2005 :

Pazifistisch- militärisch / Denkmal auf Schlossplatz restauriert

Detmold (bp). Wer mit wachsamem Blick den Schlossplatz quert, sieht es sofort: Das zentrale Kriegerdenkmal sieht deutlich frischer aus als gewohnt. Statt in stumpfem Betongrau strahlt der Obelisk beinahe schon in frischem Granitgrau.

Die Erneuerung des Aufbaus, den der Heidenoldendorfer Steinmetzbetrieb "Hesse und Ostmann" in Heidenoldendorf aus Einzelplatten zusammengefügt hat, ging am Tag vor Heiligabend über die Bühne. Die Verjüngungskur musste sein, weil der 1953 in Beton gegossene hohle Obelisk von fünf Jahrzehnten Sonne, Frost und Regen so zermürbt war, dass eine Restaurierung nicht mehr in Frage kam, wie auch ein erklärender Text am neuen alten Denkmal besagt.

Es ist nicht der erste Neubeginn des Denkmals. Nach Angaben von Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert erinnerte das Denkmal ursprünglich an den Kommandeur des Bataillons "Lippe", Major August Rohdewald, und 23 seiner Soldaten, die im deutschen Bruderkrieg an der Seite von Preußen gegen Österreich und Bayern 1866 in der Schlacht bei Kissingen starben.

Nachdem ein vermutlich verwandter General Rohdewald 1898 und 1899 vergebens mehrere Gesuche an den Detmolder Magistrat gestellt hatte, dem Denkmal des Infanterieregiments 55 für die Gefallenen des Frankreichfeldzugs von 1870/71 auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz eine Tafel mit den 1866 Gefallenen hinzuzufügen, wurde das Rohdewald-Denkmal schließlich 1902 mit Förderung des Graf-Regenten Ernst auf dem Schlossplatz eingeweiht.

Auf einer Bronzetafel trug es die Namen der Gefallenen, zudem ein Relief und aufliegenden Bronzeschmuck (Helm, Degen, und anderes) von Rudolph Hölbe, der auch die Plastik auf dem Donopbrunnen auf dem Marktplatz gestaltet hatte.

Die Metallteile wurden im Zweiten Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen. Auf Antrag des Landesheimkehrerverbandes Lippe wurde das Denkmal 1953 von der Stadt neu gestaltet. Diesmal jedoch weniger kriegerisch-herrlich. Während die Inschrift auf dem Sockel unverändert blieb, zeigte der neue Betonstein jetzt einen Text, der "den Erfahrungen der Niederlagen in zwei Weltkriegen entspringt und jedem militärischen Bramarbasieren abgeschworen zu haben schien", so Ruppert.

Form und Botschaft blieben unverändert

Stattdessen bringe er die Trauer um die Verluste und die Sorge um die Kriegsgefangenen zum Ausdruck. Dass es sich hierbei dennoch nicht um allgemein pazifistische Aussagen handele, mache das Symbol des Eisernes Kreuzes auf der gegenüberliegenden Seite deutlich.

Form und Botschaft sind bei der jüngsten Erneuerung des Denkmals unverändert geblieben. Das neue Material Granit, das im übrigen dem alten Sockel entspricht, wurde aus Kostengründen in Abstimmung mit dem Denkmalschutz gewählt. Eine Rekonstruktion in Beton wie 1953 hätte um 10.000 Euro gekostet.

Die Granitvariante kommt laut Uwe Ziegler, zuständig für die Grün- und Freiflächenplanung der Stadt, auf knapp die Hälfte.


detmold@lz-online.de

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