Lippische Rundschau ,
05.10.2001 :
Symposium im Staatsarchiv befasst sich mit Durchgangslagern im Zweiten Weltkrieg
Aufarbeitung eines schwarzen Kapitels
Detmold (itz). Es geht um die Aufarbeitung eines schwarzen Kapitels der deutsch-italienischen Geschichte - ein Kapitel, das mit den grausamen Misshandlungen und brutalen Morden an Juden und Staatsfeinden im Zweiten Weltkrieg in Verbindung steht. Es geht um die Polizei- und Durchgangslager in Fossoli und Bozen, dessen Leiter der verstorbene Lipper Karl Friedrich Titho war. In einem Symposium im Staatsarchiv Lippe wollen Fachwissenschaftler und Zeitzeugen Hintergründe zu dem wenig erforschten Thema liefern.
Vittore Bocchetta war ein Insasse des Durchgangslager Bozen. "Er ist ein Überlebender", sagte gestern die Historikerin Ingrid Schäfer von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Der hochbetagte Professor wird bei der Veranstaltung am 10. und 11. November als Gast erwartet. Er nimmt die weite Reise von Italien nach Lippe auf sich, um in Detmold über seine Erlebnisse in Bozen zu erzählen. Sein Bericht steht im Mittelpunkt der Vortragsveranstaltung, die mit dem Titel "Von Italien nach Auschwitz - Fossoli und Bozen: Stationen der Deportation 1944 / 45" überschrieben ist.
Neben der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und dem Staatsarchiv gehören weitere Kooperationspartner zu den Organisatoren: Das sind die Volkshochschule Detmold, die Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben, die Deutsch-Italienische Gesellschaft in Lippe, das Institut für Lippische Landeskunde, das Filmarchiv Lippe, das Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg, die Bildstelle des Kreises Lippe, die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Berlin und das Projekt "Wege der Erinnerung", das sich mit der Geschichte von 1933 bis 1945 in Ostwestfalen-Lippe auseinandersetzt.
Andreas Mickel von der Deutsch-Italienischen Gesellschaft und Gertrud Wagner von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit betonen, dass das Thema bislang stiefmütterlich behandelt worden sei. Jürgen Reithemeier, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben, stellte klar, dass das Symposium nicht dazu dienen solle, Karl Friedrich Titho an den Pranger zu stellen. "Es geht darum, sich das Geschehene klar zu machen und ein kritisches Bewusstsein zu erhalten."
Das Symposium startet am 9. November mit einem Empfang der italienischen Gäste beim Horn-Bad Meinberger Bürgermeister Eberhard Block. Am Samstag und Sonntag finden die Vorträge von 10 Uhr an statt. Zu den Referenten gehört Dr. Klaus Voigt, Autor des Werkes "Zuflucht auf Widerruf - Exil in Italien 1933 bis 45". Weitere Gäste sind der Bürgermeister von Carpi / Fossoli und der Stadtrat für Kultur aus Bozen.
|