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Lippische Landes-Zeitung , 10.11.2001 :

Gedenkfeier über Grenzen hinweg / Fossoli und Bozen waren präsent an der Alten Synagoge

Detmold (der). Nicht derart viele Menschen wie im vergangenen Jahr, als etwa 350 Detmolder dicht gedrängt an der Gedenkstätte Alte Synagoge der Opfer des Nationalsozialismus gedachten, kamen gestern an gleicher Stelle bei der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht des 9. November 1938 zusammen.

200, 250 Menschen gedachten im Jahr nach der Schändung des Jüdischen Friedhofs in Detmold, gegen die die Menge damals ein Zeichen gesetzt hatte, trotzdem in besonderer Art und Weise der Opfer über Grenzen hinweg. Fossoli und Bozen waren gestern präsent. Der Grund: Mit der Geschichte der beiden Konzentrationslager in Südtirol befasst sich dieses Wochenende ein Symposium im Detmolder Staatsarchiv, an dem Gäste aus Bozen teilnehmen, die gestern gleichfalls an der Gedenkstätte an der Exterstraße sprachen.

Dabei erinnerte die Historikerin Ingrid Schäfer in ihrer Ansprache an die beiden Konzentrationslager, von denen das Lager Fossoli von dem aus Lippe stammenden Karl Friedrich Titho kommandiert worden war: "Ich möchte heute Abend eine besondere Opfergruppe in unsere Gedenken einbeziehen, die Opfer aus den Lagern Fossoli und Bozen. In den beiden letzten Jahren ist eine traurige Verknüpfung zwischen unserer Region hier und den beiden Lagern bekannt geworden, eine Verknüpfung zwischen Tätern und Opfern." Der Dachkammerchor Wöbbel unter Leitung von Theo Weddigen sang danach das "Lagerlied von Bozen", das unter den damaligen Gefangenen entstanden war.

Paul Shalom Herrlinger von der Jüdischen Gemeinde Herford sprach zusammen mit Peter Wagner den Kaddisch, das jüdische Totengebet, Schüler des Felix-Fechenbach-Berufskollegs stellten das Leben von acht der 162 Detmolder Opfer vor, und die stellvertretenden Bürgermeister Gerd Röttgen und Johannes Heumann legten den Kranz der Stadt Detmold nieder. Zuvor hatte die Evangelische und Katholische Jugend in Lippe am Gedenkstein an der Lortzingstraße einen Kranz niedergelegt. Und zum Ende spielte noch einmal der Bläserchor des CVJM unter der Leitung von Wilhelm Kuhfuß.

10./11.11.2001
Detmold@lz-online.de

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