Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische ,
15.11.2004 :
Warnung vor "Klima der Ausgrenzung" / Volkstrauertag: Gedenkfeier am Lübbecker Mahnmal
Lübbecke (-sl-). Mit Gedenkfeiern erinnerten gestern anlässlich des Volkstrauertages viele Menschen an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Während der Feier am Lübbecker Mahnmal appellierte Pfarrer Eckhard Struckmeier, dass es in Deutschland kein Klima der Ausgrenzung geben dürfe.
Die Erinnerung und der Blick in die Welt – dazu bietet der Volkstrauertag aus Sicht Struckmeiers Anlass. "Unser Leben steht im Zeichen der Versöhnung zwischen den Völkern." Die Verantwortung gelte dem Frieden.
Die Narben der Vergangenheit schmerzten noch sehr und daher gelte es, zuerst der Vergangenheit zu gedenken, sagte Struckmeier mit Blick auf die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Man müsse sich erinnern; es müsse lebendig bleiben, was geschehen sei. "Die Schuldfrage müssen wir heute nicht mehr klären."
Die meisten Menschen wollten "irgendwie etwas Gutes". Sie würden aber für Ziele missbraucht, die mit Menschlichkeit nichts mehr zu tun hätten. Krieg und Gewalt hätten allerdings nicht aufgehört, eine Geißel unserer Zeit sei der Terrorismus, der sich religiöse Züge aneigne.
Der islamische Terrorismus sei eine Gefahr, auf die die USA und Großbritannien mit dem Krieg im Irak geantwortet hätten, so Struckmeier. Man sei erschüttert über die Ermordung des Regisseurs van Gogh in den Niederlanden, als Antwort habe es Übergriffe auf islamische Schulen und Kirchen gegeben.
Es habe sicherlich Sinn, wenn Soldaten dem Morden Einhalt gebieten, sagte der Pfarrer mit Hinweis auf die Ereignisse auf dem Balkan. Gewalt sei allerdings keine Lösung. Zu einer Lösung könne jeder einen kleinen Teil beitragen.
Muslimischen Mitbürgern müsse man vorurteilsfrei gegenüber treten. Ihm hätten junge Muslime während eines Treffens im Jugendzentrum am Markt berichtet, bereits Opfer von ausländerfeindlichen Pöbeleien geworden zu sein, sagte Struckmeier.
Vor diesem Hintergrund warnte Struckmeier vor einem "Klima der Ausgrenzung". Man dürfe Muslime nicht ausgrenzen. Sie würden sich für das schämen, was "Glaubensbrüder" anrichteten. Ebenso wie es keinen Generalverdacht "die Deutschen sind alle Nazis", gebe, dürfe es auch keinen Generalverdacht gegen Muslime geben. "Es darf kein Klima geben, in dem Muslime ausgegrenzt werden." Aus der Geschichte könne man lernen. Es sei kein Naturgesetz, Gewalt nur durch Gewalt beantworten zu können. Respekt und Toleranz verdienten auch im Alltag eine Chance.
Während der Feier, die vom Posaunenchor und dem Männergesangverein Lübbecke mitgestaltet wurde, legten Vertreter des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Reservisten-Kameradschaft und des Sozialverbandes Kränze am Mahnmal nieder.
lok-red.luebbecke@neue-westfaelische.de
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