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Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 15.11.2004 :

"Sie hatten keine Wahl" / Gedenken an die gefallenen Soldaten und Opfer der Weltkriege

Von Dieter Scholz

Warburg. "Wenn wir trauern, gedenken wir der Toten." Unvorstellbar vieler Toter: Heinz-Werner Klare, Schulleiter des Hüffertgymnasiums, nannte für den vor 60 Jahren wütenden Zweiten Weltkrieg geschätzt 50 Millionen Tote, darunter in Deutschland 3,5 Millionen Soldaten und rund drei Millionen zivile Opfer.

In einer nachdenklich stimmenden, gedanklich dichten Rede fragte der Pädagoge nach den Wahlmöglichkeiten der jungen Menschen, die ihren Dienst in den Kriegsarmeen taten. "Hatten die jungen Männer im Dritten Reich wirklich eine Wahl, wollten sie nicht nur möglichst selbst überleben?" Der Redner erinnerte an das beim Militär geltende Prinzip von Befehl und Gehorsam. Unter dieser Prämisse hätten die meisten der Soldaten ihr Leben für das Vaterland gegeben.

Sei der Volkstrauertag mit Gedenkstunde fast 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch zeitgemäß, ein Muss? Es lebe nur noch eine Minderheit, die den Krieg noch unmittelbar erlebt hätten. "Die meisten von uns kennen das Geschehen und die Personen nur aus Erzählungen - warum dann noch Volkstrauertag?", fragte Klare. Im Friedensmuseum in Remagen habe er die Antwort gefunden: Dort gebe es eine Raum, in dem alle kriegerischen Auseinandersetzungen nach 1945 aufgelistet seien. "Rund 80 größere Kriege hat es auf der Erde gegeben", in denen es erneut Millionen von Opfern und jede Menge Leid gegeben habe. Der Hüffert-Schulleiter erinnerte an die kriegerischen Auseinandersetzungen auf europäischem Boden, auf dem Balkan und in Nordirland. "Wir sollten uns in jedem Jahr mindestens einmal erneut bewusst werden, welche Bedeutung der Frieden für uns hat, welche Opfer und welches Leiden ein Krieg für die Bevölkerung eines Landes mit sich bringt", appellierte Klare an die auf dem Burgfriedhof Versammelten.

Mit einem gesunden Nationalbewusstsein, "das nicht die deutsche Identität verleugnet", sollte der Tag dazu dienen, alle Bürger zur Aussöhnung und noch besseren Verständigung mit anderen Völkern und Kulturen aufzurufen. Daher gedenke man heute auch der vielen Leiden und Wunden, die der Krieg in anderen Staaten zurückgelassen habe. "Gedenken wir aller Opfer der Kriege als Mahnung für die Zukunft", beendete Heinz-Werner Klare seine Rede.

Gemeinsam mit den Bürgermeistern Michael Stickeln, Elisabeth Müntefering und Heinz Bodemann legte Klare in der Gedenkstätte im Sackturm einen Kranz nieder. Zuvor hatten die Stadtvertreter während eines Schweigemarsches vom Schulhof der Katholischen Grundschule zum Burgfriedhof am Ehrenmal auf dem Jüdischen Friedhof ebenfalls einen Kranz zum Gedächtnis niedergelegt.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

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