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Mindener Tageblatt , 13.11.2004 :

Zwei Listen und zwei einzelne Kandidaten / Vielfalt bei der Wahl zum Ausländerbeirat / Ex-Vorsitzender Otello Morleo befürchtet eine Spaltung des Gremiums

Von Stefan Koch

Minden (mt). Vielfalt statt Einfalt? Gleich mit zwei Listen und zwei Einzelkandidaten treten Bewerberinnen und Bewerber für die Wahl zum Ausländerbeirat der Stadt Minden am 21. November an. Jeder darf mitmachen. Sogar Inhaber eines deutschen Personalausweises.

Denn nationale Beschränkungen sind für die Aufnahme in das Gremium nicht erforderlich. Es setzt sich aus 13 Mitgliedern zusammen und hat lediglich beratende Funktion. 18 Jahre muss der Kandidat mindestens alt sein.

Auf der jetzt wählbaren "Liste Europa" sind weitgehend jene versammelt, die bereits in der vergangenen Legislaturperiode den Ausländerbeirat der Stadt Minden vertreten hatten. Die Mitglieder sind neben Einwanderern mit mitterweile deutschem Pass, Italiener, Griechen und Portugiesen. Ob damit das ganze Spektrum der in Minden lebenden Ausländer abgedeckt ist?

Auf jeden Fall gibt es jetzt neben der "Liste Europa" eine zweite, die sich "Die Internationale" nennt und mit sieben türkischen Bewerbern besetzt ist. Otello Morleo, ehemaliger Vorsitzender des Ausländerbeirates und bei den "Europäern" vertreten: Er habe im Vorfeld der Wahl Gespräche mit allen Nationen geführt, damit es bei einer Liste bleibe. Sein Angebot sei gewesen, auf der Liste alle, auch die Türken zu berücksichtigen. Allerdings hätten sich die Türken dann doch entschieden, einen anderen Weg zu gehen.

"Nur hintere Plätze angeboten"

Hikmet Celik, auf Platz eins bei der Liste "Die Internationale", sagt warum: "Uns wurden nur zwei hintere Plätze angeboten." Im Gegensatz dazu seien die Türken aber in Minden eine der stärksten Ausländergruppen, was berücksichtigt werden müsse. Keineswegs wollten die Türken auf der zweiten Liste unter sich bleiben. So habe man auch Andrew Trevor Munton als Briten werben wollen.

Dieser hatte sich indes entschieden, als Einzelkandidat anzutreten. Auf Anregung des Mindener Great Britain-Clubs – in ihm sind ehemalige Soldaten der Rheinarmee und deren Angehörige vertreten – sei dies geschehen. Allerdings verstehe er sich nicht als Politiker und habe auch nicht vor, sein Engagement ausschließlich auf den britischen Bereich zu beschränken.

Bereits zum zweiten Mal tritt dagegen Margarita Jachmann als Einzelbewerberin an. Die Russlanddeutsche engagiert sich im kulturellen Leben Bärenkämpens und beteiligt sich an vielen anderen Veranstalungen wie dem Weibersommer, dem internationalen Kulturfest in der Innenstadt oder dem internationalen Fußballturnier.

Ausländerbeauftragter bessere Lösung?

Otello Morleo zu der Vielfalt mit zwei Listen und zwei Einzelkandidaten: "Ich hoffe nicht, dass es zu einer Spaltung im Ausländerbeirat kommt."

Es sei angesicht des Ausmaßes der Problematik durch Migration ohnehin die Frage, ob ein derartiges Gremium noch die Belange aller in Minden wohnenden Zuwanderer angemessen vertreten könne. Eine bessere Lösung könne ein kommunaler Ausländerbeauftragter sein.

Eine Einstellung, die offenbar auch die Wahlberechtigten teilen. 1999 hatten 3.607 Personen in Minden das Stimmrecht. Davon machten gerade einmal 17,1 Prozent Gebrauch.

13./14.11.2004
mt@mt-online.de

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