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Veranstaltung / Nachrichten , 14.10.2013 :

Tages-Chronologie von Montag, 14. Oktober 2013

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Veranstaltungskalender:




- Montag, 14. Oktober 2013 um 19.30 Uhr -


Filmvorführung: Die Wohnung (Ha-Dira) - Eine deutsch-jüdische Geschichte, die noch nie erzählt wurde (Israel - Deutschland 2011, Regie: Arnon Goldfinger, 97 Minuten)


Veranstaltungsort:

Offene Kirche St. Simeonis
Simeonskirchhof / Weingarten
32423 Minden

www.kirchenkreis-minden.de/simeonis


Eine Wohnung in Tel Aviv, ein Stück Berlin mitten in Israel. 70 Jahre lang hat Gerda Tuchler hier mit Ehemann Kurt gelebt, nachdem sie vor dem Holocaust aus Deutschland fliehen mussten. Weggeschmissen haben sie nichts. Als sie mit 98 Jahren stirbt, trifft sich die Familie zur Wohnungsauflösung. Inmitten unzähliger Briefe, Fotos und Dokumente werden Spuren einer unbekannten Vergangenheit entdeckt: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein.

Filmemacher und Enkel Arnon Goldfinger nimmt zusammen mit seiner Mutter den Kampf auf: mit Wut und Mut gegen die Kisten, den Staub, die Antiquitätenhändler, die Familie, die Vergangenheit und die Gegenwart, Verdrängung und Wahrheit.


In Kooperation mit "Minden für Demokratie und Vielfalt e.V." - gefördert über den Lokalen Aktionsplan Minden aus dem Programm "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" des Bundesfamilienministeriums.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Montag, 14. Oktober 2013


Heute wird in der Offenen Kirche St. Simeonis in Minden der Film "Die Wohnung (Ha-Dira) - Eine deutsch-jüdische Geschichte, die noch nie erzählt wurde" vorgeführt.

Am 12. Oktober 2013 verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig für die jüdischen Opfer der NS-Herrschaft Adolf Elias, Hedwig Hamlet und Selma Gottschal Stolpersteine in der Innenstadt von Bünde.

Am 16. Oktober 2013 stellt die Mendel-Grundmann-Gesellschaft die erweiterte Neuauflage des Buches "Sie waren Bürger unserer Stadt - Beiträge zur Geschichte der Juden in Vlotho" in Vlotho vor.

Vom 11. Oktober bis 30. November 2013 ist im Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek Bielefeld die Ausstellung "Mosberg: Unternehmen - Familie - Kunst - Theresienstadt" zu sehen.

Am 12. Oktober 2013 verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig in Rheda-Wiedenbrück sieben weitere Stolpersteine zur Erinnerung an jüdischer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Am 7., 10. und 11. Oktober 2013 erhielt der Inhaber von "Keban Frischmarkt" in Stadthagen drei rassistische Drohbriefe, die Taten seien aber weder gezielt noch groß angelegt, so die ermittelnde Polizei.

Heute wurde die Homepage des Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe der rechtspopulistischen "Bürgerbewegung pro NRW" nach dem einjährigen Hinweis "zurzeit in der Bearbeitung" abgeschaltet.

Für den 9. November 2013 ist eine Tagung unter dem Titel "5 Jahre Verbot des Collegium Humanum - eine Zwischenbilanz" im LWL-Bildungszentrum - Jugendhof Vlotho angekündigt.

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Minden: Filmvorführung: Die Wohnung (Ha-Dira)

Heute, am 14. Oktober 2013, wird in der Offenen Kirche St. Simeonis in Minden der Film "Die Wohnung (Ha-Dira) - Eine deutsch-jüdische Geschichte, die noch nie erzählt wurde" vorgeführt. Darüber berichtet aktuell das Mindener Tageblatt.

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Bünde: Stolpersteine für jüdische NS-Opfer

Am 12. Oktober 2013 verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig für die jüdischen NS-Opfer Adolf Elias, Hedwig Hamlet und Selma Gottschal, die in den Konzentrationslager Dachau, in Riga und Minsk ermordet wurden, drei Stolpersteine in der Innenstadt von Bünde. Darüber berichtet heute, am 14. Oktober 2013, die Neue Westfälische.

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Vlotho: Buchvorstellung: "Sie waren Bürger unserer Stadt"

Am 16. Oktober 2013 stellt die Mendel-Grundmann-Gesellschaft die erweiterte Neuauflage des Buches "Sie waren Bürger unserer Stadt - Beiträge zur Geschichte der Juden in Vlotho" im Gemeindehaus St. Johannis Vlotho vor. Darüber berichtet heute, am 14. Oktober 2013, das Westfalen-Blatt.

1965 gegründet

Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein, der erstmalig 1965 gegründet wurde, um die Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Vlothos wachzuhalten.

Informationen unter: www.mendel-grundmann-gesellschaft.de

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Bielefeld: Jüdische Geschichte in der Stadtbibliothek

Vom 11. Oktober bis 30. November 2013 ist im Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek Bielefeld die Ausstellung "Mosberg: Unternehmen - Familie - Kunst - Theresienstadt" zu sehen. Darüber berichtet heute, am 14. Oktober 2013, die Neue Westfälische.

1943 in Theresienstadt ermordet

Das Bielefelder Unternehmer-Ehepaar Julius und Johanne Mosberg wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo beide 1943 ums Leben kamen. Julius und sein Bruder Max waren die letzten Geschäftsinhaber des erfolgreichen Berufsbekleidungsunternehmens "M. Mosberg", das im Herbst 1938, also vor 75 Jahren "arisiert" wurde. Wenige Wochen später fand der Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung statt, brannte die Synagoge an der Turnerstraße, wurden Geschäfte zerstört und geplündert, jüdische Männer in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Die mit einem Begleitprogramm unterstützte Ausstellung widmet sich der Familien- und Firmengeschichte und dem Verfolgungsschicksal der Mosbergs ebenso wie dem Kunstsammler Julius Mosberg, der mit Peter August Böckstiegel bekannt war und dessen Werke er sammelte.

Öffnungszeiten:

Montags von 14.00 bis 18.00 Uhr, dienstags bis freitags von 11.00 bis 18.00 Uhr und samstags von 11.00 bis 14.00 Uhr.

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Rheda-Wiedenbrück: Stolpersteine für NS-Opfer

Am 12. Oktober 2013 verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig in Rheda-Wiedenbrück sieben weitere Stolpersteine zur Erinnerung an jüdischer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Darüber berichten heute, am 14. Oktober 2013, die Neue Westfälische, "Die Glocke" und Radio Gütersloh.

Zweite Verlegung

Bereits am 28. Mai 2013 wurden die ersten Gedenksteine am Synagogen-Gedenkstein an der Schlossstraße sowie an vier weiteren Orten verlegt. Sie erinnern in den öffentlichen Flächen vor den Standorten der damaligen Wohnhäuser zumeist jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Informationen unter:

www.rheda-wiedenbrueck.de/rubrik_010/sr_seiten/content/112110100000018333.php

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Stadthagen: "Vergasen ihr scheiß Türken" - Dritter rassistischer Drohbrief

Am 7., 10. und 11. Oktober 2013 erhielt der Inhaber von "Keban Frischmarkt" in Stadthagen drei rassistische Drohbriefe, die Taten seien aber weder gezielt noch groß angelegt, verharmlost die ermittelnde Polizei. Darüber berichtet heute, am 14. Oktober 2013, die Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten.

"Keine rechtsradikale Szene in Schaumburg"?

Zum ersten Drohbrief kommentierte die ermittelnde Polizei auf Anfrage einer Zeitung, es gebe "keine rechtsradikale Szene in Schaumburg".

Landkreis Schaumburg: Staatsschutzkommissariat auflösen!

Bereits am 3. Oktober 2013 sagte auch Dietmar Scholz, Leiter des Staatsschutzkommissariats der Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg: "Derzeit gibt es keine rechtsextremen Strukturen in Schaumburg."

Hochburg der Neonazi-Szene

Bückeburg und der Landkreis Schaumburg sind - nach wie vor - die Hochburg der Neonazi-Szene in Niedersachsen. Neben Aktivisten aus militanten Kameradschaften sind junge "aktionsorientierte" Neonazis im Schaumburger Land ansässig. Die Zahl der neonazistischen Straftaten liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. Die für Angelegenheiten des Staatsschutzes zuständige Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg spielt - gedeckt durch das zuständige Polizeipräsidium in Göttingen - Aktivitäten und Terror der Rechten systematisch herunter.

Gegen Verleugnung, Verdrängung und Verharmlosung

Die Polizeiführung im Landkreis Schaumburg hat bei der von ihr behaupteten "Bekämpfung des Rechtsextremismus" nachhaltig versagt. Auf diesem Fundament dehnen die Schaumburger Neonazi-Kader - mit aktuellem Zuwachs aus Hannover - ihre Organisationsstrukturen in Bückeburg, Obernkirchen, Rinteln und Stadthagen aus. Die Szene ist gewillt, ihre Expansion weiter voranzutreiben und auch in weiteren Städten des Landkreises sowie im angrenzenden Ostwestfalen-Lippe ihre Netzwerke zu etablieren.

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Ostwestfalen-Lippe: "pro NRW"-Homepage abgeschaltet

Heute, am 14. Oktober 2013, wurde die Homepage des Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe der rechtspopulistischen "Bürgerbewegung pro NRW" nach dem einjährigen Hinweis "zurzeit in der Bearbeitung" abgeschaltet.

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Vlotho: 5 Jahre Verbot des Collegium Humanum - eine Zwischenbilanz

Am 9. November 2013 richten die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold und das Vlothoer Bündnisses "Gemeinsam gegen das Collegium Humanum" eine Tagung unter dem Titel "5 Jahre Verbot des Collegium Humanum - eine Zwischenbilanz" im LWL-Bildungszentrum - Jugendhof Vlotho statt. Darüber berichtet heute, am 14. Oktober 2013, Radio Herford.

Hintergrund:

Im Mai 2008 wurde die extrem rechte Vlothoer Bildungsstätte "Collegium Humanum" (CH) vom Bundesminister des Innern verboten. Das Verbot betraf gleichzeitig einige Unter- und Nebengliederungen des CH, darunter den im Jahre 2003 gegründeten "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten" (VRBHV) sowie die Zeitschrift "Stimme des Gewissens".

Mit ausschlaggebend für das staatliche Eingreifen war seinerzeit das anhaltende zivilgesellschaftliche Engagement der Vlothoer Bürgerinnen und Bürger.

Inhalt:

Zu den Zielen dieser Tagung gehört es, fünf Jahre nach dem Verbot der rechtsextremen Bildungsstätte, Bilanz zu ziehen. Das vormalige Personal des Collegium Humanum ist weiterhin in der extrem rechten Szene aktiv. Die Akteure organisieren einschlägige Veranstaltungen und betreiben Vereine und Publikationen. Die Frage nach der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit von Verboten bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus drängt sich daher auf. Die Tagung richtet sich vor allem an Bündnisse, Fachkräfte und Interessierte aus der Region Ostwestfalen-Lippe. Sie versteht sich als Beitrag zur Vernetzung demokratischer zivilgesellschaftlicher Akteure im Regierungsbezirk Detmold.

Programm:

09.30 Uhr: Eröffnung und Grußwort des Vlothoer Bürgermeisters Bernd Stute

09.45 Uhr: Begrüßung durch das Vlothoer Bündnis und die Mobile Beratung OWL

10.00 Uhr: Vortrag: Das Collegium Humanum und der lokale Widerstand (u. a. Inge Wienecke, Harald Kuhlmann, Abel Deuring; Vlothoer Bündnis)

10.45 Uhr: Vortrag: Der Verein "Gedächtnisstätte e.V." im thüringischen Guthmannshausen (Petra Pawelskus, Mobile Beratung Thüringen)

11.30 Uhr: Pause

11.45 Uhr: Weitere Aktivitäten ehemaliger Angehöriger des Collegium Humanum (Dr. Karsten Wilke)

12.00 Uhr: Vortrag und Diskussion: Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Verbote gegen extrem rechte Vereinigungen (Prof. Dr. Fabian Virchow)

13.15 Uhr: Mittagspause

14.00 Uhr: Aktualisierungen völkisch-autoritärer Ansätze im Ökologischen (Prof. Dr. Annett Schulze, Thorsten Schäfer)

15.30: Uhr Abschlussdiskussion

16.00 Uhr: Ende der Tagung

Anmeldung und weitere Informationen:

AKE-Bildungswerk
Südfeldstraße 4
32602 Vlotho

Telefon: (05733) 95737
Fax: 05733 - 18154
E-Mail: info@ake-bildungswerk.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Mindener Tageblatt, 14.10.2013:
Kirchenkino in St. Simeonis

Neue Westfälische 11 - Bünde, 14.10.2013:
Steine gegen das Vergessen / Drei weitere "Stolpersteine" in der Stadt verlegt / Schüler des Marktgymnasiums recherchierten Biografien

Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt, 14.10.2013:
Ergebnis intensiver Forschung / Mendel-Grundmann-Gesellschaft veröffentlicht neues Buch zur Geschichte der Juden in Vlotho

Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 14.10.2013:
Jüdische Geschichte in der Stadtbibliothek / Bielefelder Unternehmernehmerfamilie Mosberg

Radio Gütersloh, 14.10.2013:
Erinnern mit Stolpersteinen in Rheda

Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke, 14.10.2013:
Gunter Demnig verlegt Stolpersteine

Neue Westfälische 07 - Gütersloh, 14.10.2013:
Steine sollen stolpern lassen / Zwei weitere Erinnerungs-Orte gemahnen an die Gräueltaten der Nazis

Schaumburger Nachrichten Online, 14.10.2013:
Türkische Familie bedroht

Radio Herford, 14.10.2013:
5 Jahre nach Collegium Humanum-Verbot

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Mindener Tageblatt, 14.10.2013:

Kirchenkino in St. Simeonis

Minden (mt/dh). Offene Kirche in St. Simeonis. Dort wird am Montag, 14. Oktober, der Film "Die Wohnung" gezeigt. Er erzählt eine deutsch-jüdische Geschichte: Beim Entrümpeln der Wohnung seiner vor den Nazis geflohenen Vorfahren entdeckt Arnon Goldfinger, dass seine Großeltern mit der Familie eines SS-Offiziers befreundet waren. Die Filmvorführung beginnt um 19.30 Uhr in der Kirche am Simeonskirchhof, Nähe Königstraße.

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Neue Westfälische 11 - Bünde, 14.10.2013:

Steine gegen das Vergessen / Drei weitere "Stolpersteine" in der Stadt verlegt / Schüler des Marktgymnasiums recherchierten Biografien

Von Corinna Schwanhold

Bünde. "Menschen in ganz Europa sollen an die Verbrechen der NS-Zeit erinnert werden." Mit diesen Worten beschreibt der Künstler Gunter Demnig sein Projekt "Stolpersteine". Auch in Bünde gibt es einige dieser Gedenksteine, die vom Schicksal ermordeter Juden berichten. Drei weitere sind an diesem Wochenende hinzugekommen.

Bereits seit zehn Jahren engagieren sich Schüler des Marktgymnasiums für das Projekt des Kölner Künstlers Demnig. In Arbeitsgemeinschaften und Workshops recherchieren die Jugendlichen Lebensumstände und das Schicksal der Bünder Opfer des Holocausts. Ihre Ergebnisse werden auf den so genannten "Stolpersteinen" festgehalten, die in der Innenstadt im Pflaster zu sehen sind.

Auch die Steine, die an diesem Wochenende Platz in der Esch- und der Hangbaumstraße Platz fanden, halten das Leben der Menschen fest. Zu ihnen gehört der Jude Adolf Elias, dessen Gedenkstätte an der Eschstraße 22 zu finden ist. In der kleinen Messingplatte auf dem Stein ist zu lesen, welches Schicksal er erlitt: Als sein Arbeitgeber, die Familie Löwenstein, das Geschäft auf Grund der Juden-Verfolgung aufgeben musste, verlor Elias seinen Ausbildungsplatz als Textilkaufmann und musste Bünde verlassen. Fünf Jahre später brachten ihn die Nazis nach Theresienstadt. Nach einer weiteren Deportation ins KZ Auschwitz wurde er schließlich im Jahr 1945 in Dachau ermordet. Auch Hedwig Hamlet und Selma Gottschalk erlitten ein ähnliches Schicksal: Sie wurden in die Konzentrationslager Riga und Minsk deportiert.

"Ich finde es wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten."

Sichtlich bewegt lasen die Schüler die Biografien der Opfer vor und legten zum Gedenken jeweils eine Rose an die Steine, die sich in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Wohnort der Bünder Juden befinden. Schüler Michael Morasch war einer der engagierten Jugendlichen, die die Lebensumstände der Juden recherchiert hatten. "Viele Menschen wissen gar nicht, was hier passiert ist. Deshalb finde ich es wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten", betonte er.

Nicht nur den Schülern, auch den Lehrern ist die direkte Erinnerung an die Bünder Juden wichtig. So auch Dr. Angela Brüning, die das Projekt seit einigen Jahren betreut. "Mit den Steinen geben wir den ermordeten Menschen wieder ein Gesicht", erklärte sie. Der Stadt würden keine weiteren Kosten entstehen, da jeder Stein von einem Paten übernommen werde. Zu ihnen gehörte bei der diesjährigen Verlegung auch Bürgermeister Wolfgang Koch, für den die "Stolpersteine" einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit leisten.

Auch der Künstler Gunter Demnig selbst war bei der Aktion am Wochenende beteiligt. Er übernahm die Aufgabe, die Steine mit den Messingkappen im Pflaster einzuarbeiten. Insgesamt, resümierte er, gebe es mittlerweile 43.000 Steine in ganz Europa verteilt, in Deutschland seien sie an 896 Orten zu finden. Seine Erfahrung zeige, dass gerade Jugendliche das Projekt gut aufnähmen: "Viele Schüler interessieren sich für die Vergangenheit. Sie wollen wissen, wie dieses Verbrechen im Land der Dichter und Denker passieren konnte."

Bildunterschrift: Rege Anteilnahme: Die Kosten für die Steine werden von Paten übernommen. In diesem Jahr gehörte unter anderem Bürgermeister Wolfgang Koch (stehend) dazu. Der Künstler Gunter Demnig verlegte die "Stolpersteine" selbst.

Bildunterschrift: Gedenkstein: In die Messingkappe des Steins sind die Daten der Opfer eingraviert. In Europa verteilt es 43.000 der kleinen Gedenkstätten.

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Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt, 14.10.2013:

Ergebnis intensiver Forschung / Mendel-Grundmann-Gesellschaft veröffentlicht neues Buch zur Geschichte der Juden in Vlotho

Von Jürgen Gebhard

Vlotho (VZ). 25 Jahre nach der Veröffentlichung von "Sie waren Bürger unserer Stadt" legt die Mendel-Grundmann-Gesellschaft nun eine umfangreich erweiterte Neuauflage vor. Das Buch enthält, so der wiederum gewählte Untertitel, "Beiträge zur Geschichte der Juden in Vlotho".

Manfred Kluge gehörte bereits im Jahre 1988 maßgeblich zu den Autoren von "Sie waren Bürger unserer Stadt". Die Neuauflage, die am kommenden Mittwoch in einer Abendveranstaltung präsentiert wird, gibt er im Auftrag der Mendel-Grundmann-Gesellschaft Vlotho heraus. Das langjährige Vorstandsmitglied dieses Vereins, der die jüdische Geschichte dieser Stadt und des Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger vor dem Vergessen bewahrt, hat über Jahre hinweg intensiv zu diesem finsteren Kapitel der Ortsgeschichte geforscht. In diversen Archiven hat der frühere Lehrer Material studiert. Verschiedene Beiträge der Erstauflage hat Manfred Kluge auf Grund seiner akribischen Quellenarbeit ergänzt, umgeschrieben und auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand gebracht. Dazu zählt der Aufsatz über das Novemberpogrom 1938 in Vlotho. Hier werden nun erstmals die Täter von damals beim Namen genannt.

Das neue, reich illustrierte Standardwerk zur Geschichte der Juden in Vlotho ist 312 Seiten stark.

Berücksichtigt werden bei der Neuauflage auch die mit den Loeb-Briefen bekannt gewordenen Zeitzeugenaussagen einer jüdischen Familie. Dieser Schriftwechsel war im Jahr 2003 unter dem Titel "Wir wollen weiterleben" ebenfalls von der Mendel-Grundmann-Gesellschaft in einem viel beachteten Buch veröffentlicht worden.

Das neue, reich illustrierte Standardwerk zur Geschichte der Juden in Vlotho ist 312 Seiten stark. Mehr als die Hälfte der Beiträge ist ganz neu, unter anderem der über die Geschichte der Synagogengemeinde von 1800 an. Ein anderer neuer Beitrag beschäftigt sich mit der so genannten Arisierung in Vlotho: Der Leser erfährt, wie auch in dieser Stadt jüdische Kaufleute vom Nazi-Regime gezwungen wurden, ihr Eigentum unter Wert an "Arier" zu verkaufen.

Unverändert übernommen worden sind die zeitgeschichtlich bedeutsamen Beiträge des inzwischen verstorbenen Ehrenbürgers Stephen H. Loeb: "Rosch Haschana - jüdisches Neujahrsfest in Vlotho" und "Als jüdisches Kind in Vlotho". Berücksichtigt in der Neuauflage werden die in verschiedenen anderen Publikationen der Mendel-Grundmann-Gesellschaft veröffentlichten Forschungsergebnisse.

Die Erstauflage von "Sie waren Bürger unserer Stadt" war 1988 zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht erschienen. Bei der gemeinsam mit der Stadt veranstalteten "Jüdischen Woche" unter dem Motto "Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung" war das inzwischen vergriffene Buch den 21 jüdischen Gästen - ehemalige Vlothoer und ihre Begleiter - überreicht worden.

"Sie waren Bürger unserer Stadt" wird am Mittwoch, 16. Oktober, ab 19.30 Uhr im Gemeindehaus St. Johannis Vlotho, Moltkestraße 2, in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Bildungsreferent Hartmut Peltz, Mitarbeiter der Evangelischen Erwachsenenbildung in den Kirchenkreisen Vlotho und Herford, führt das Gespräch mit Herausgeber Manfred Kluge.

Das Buch ist an dem Abend für 15 Euro erhältlich. Anschließend wird es für 19,80 Euro auch überregional im Buchhandel erhältlich sein.

Bildunterschrift: Stolpersteine erinnern an die Angehörigen von Stephen Hans Loeb. Aufsätze des Ehrenbürgers sind in dem neuen Buch veröffentlicht.

Bildunterschrift: Nach 25 Jahren legt die Mendel-Grundmann-Gesellschaft eine Neuauflage von "Sie waren Bürger unserer Stadt" vor. Umfassend stellt das Buch die Geschichte der Vlothoer Juden vor.

Bildunterschrift: Vor 25 Jahren präsentierten sie zur "Jüdischen Woche" den Vorgängerband (von links): Rüdiger Bremme, Helmut Urbschat, Gerhard Wattenberg, Ludwig von Behren und Manfred Kluge.

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Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 14.10.2013:

Jüdische Geschichte in der Stadtbibliothek / Bielefelder Unternehmernehmerfamilie Mosberg

Bielefeld (pic). In der Stadtbibliothek wird bis Samstag, 30. November, die Ausstellung "Mosberg: Unternehmen - Familie - Kunst - Theresienstadt" zu sehen sein. "Es ergibt ein vollständiges buntes Bild der Familie", sagte der Bürgermeister Detlef Helling (CDU) bei der Eröffnung am Freitag. Die Ausstellung widmet sich mit der Familien- und Firmengeschichte, dem Verfolgungsschicksal sowie der Kunstsammlung der Mosbergs.

Der 1868 in Bielefeld geborene Julius Mosberg war Mitinhaber der Herrenkleiderfabrik M. Mosberg, die auch Arbeits- und Berufsbekleidung herstellte. Zusammen mit seiner Frau Johanne wurde er 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo beide 1943 ums Leben kamen. "Die Ausstellung erinnert an Jahre der Entrechtung und Verfolgung, aber auch an das kulturelle Engagement", so Helling.

Der Zeitpunkt für die Ausstellungseröffnung wurde bewusst gewählt. Am 9. November jährt sich der Gedenktag der Reichspogromnacht zum 75. Mal. Zusätzlich korrespondiert sie mit einer Ausstellung des Historischen Museums, die am Sonntag, 13. Oktober, eröffnet wurde: "Peter August Böckstiegel und Rudolf Feldmann. Eine Künstlerfreundschaft". Julius Mosberg war mit Peter August Böckstiegel bekannt und sammelte dessen Werke.

Zu Gast war auch der Enkel von Julius Mosberg, Peter Stastny, der in den USA lebt. Organisiert wurde die Ausstellung durch Mitarbeiter des Stadtarchivs Bielefeld, Bernd Wagner, Dr. Dagmar Buchwald und Dr. Jochen Rath.

Bildunterschrift: Die Familienchronik: (v. l.) Bernd Wagner, Detlef Helling, Dagmar Buchwald, Peter Stastny und Jochen Rath.

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Radio Gütersloh, 14.10.2013:

Erinnern mit Stolpersteinen in Rheda

Der Künstler Gunter Demnig hat sieben neue Steine zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 gesetzt. Am Hellweg 4 und am Klingelbrink 4 wohnte einst die Familie Wallach. Sieben Familienmitglieder wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und von Nazis ermordet. Gunter Demnig hat auf den Bürgersteigen vor ihren ehemaligen Häusern die neuen Gedenksteine verlegt. Knapp 50 Einzelpersonen oder Vereinigungen haben das Projekt finanziert. Begleitet wurde das Einsetzen der Steine von hebräischem Gesang eines Chores der Schola St. Aegidius. Rund hundert Mitbürger verfolgten die Zeremonie.

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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke, 14.10.2013:

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine

Rheda-Wiedenbrück (meil). Mit seinem Projekt "Stolpersteine" kam Gunter Demnig bereits im Mai dieses Jahres nach Rheda. Am Samstag hat der Kölner Künstler auch in Wiedenbrück einige der kleinen Gedenktafeln verlegt, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Demnig hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, mit seiner Kunst der Opfer der Gewaltherrschaft des Dritten Reichs zu gedenken. Eigenhändig verlegte er am Samstag sieben der rund zehn Zentimeter hohen, breiten und tiefen golden glänzenden Messingplatten an zwei Standorten in Wiedenbrück. Auf den Metalloberflächen sind die Namen jüdischer Bürger aus Wiedenbrück eingraviert, die in Konzentrationslagern von den Nazis umgebracht wurden.

Grausame Ereignisse

Vier Stolpersteine fügte Gunter Demnig in den Bürgersteig am Hellweg in Wiedenbrück ein. Sie tragen die Namen von Alex Adolph Wallach, Hedwig Wallach, Anna Wallach und Edith Wallach. Hans Bernhard Knöbel war Nachbar der Familie Wallach und ging als Kind bei der Familie ein und aus. Als Zeitzeuge erzählte Hans Bernhard Knöbel sichtlich ergriffen von den grausamen Ereignissen, als die Wallachs eines nachts von Soldaten abgeholt wurden.

"Das Schweigen brechen"

Bürgermeister Theo Mettenborg zitierte in seiner Ansprache Kofi Annan: "Das Böse braucht das Schweigen der Mehrheit." Weiterhin betonte Mettenborg, dass man sich an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und über die Vergangenheit sprechen solle, anstatt das Geschehene zu verschweigen und zu verdrängen. "Die Stolpersteine sind eine gute Form, das Schweigen zu brechen", sagte Bürgermeister Mettenborg.

Drei weitere Stolpersteine wurden in das Gehwegpflaster am Klingelbrink in Wiedenbrück eingesetzt. Sie tragen die Namen von Auguste Lara Wallach, Betty und Ida Meyer. Auch an diesem Standort gedachten Gunter Demnig und mit ihm zahlreiche Rats- und Verwaltungsvertreter sowie viele interessierte Bürger der Opfer.

Aufwändige Recherche

Der Aegidius-Chor unter der Leitung von Jürgen Wüstefeld untermalte die Aktion musikalisch. Besonders freute sich Bürgermeister Theo Mettenborg über das Interesse und Engagement der jungen Menschen an der Aktion. Einige Schülerinnen des Ratsgymnasiums Wiedenbrück trafen sich im Vorfeld regelmäßig im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Geschichtslehrer Jan-Claudius Wagner und recherchierten in Kooperation mit dem Heimatverein Rheda die Geschichten der jüdischen Opfer.

Bildunterschrift: Kunstaktion gegen das Vergessen: Der Kölner Gunter Demnig hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, mit seinen Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. In 800 europäischen Städten sind seine Mahnmale inzwischen zu finden. Am Samstagnachmittag verlegte Demnig sieben seiner Pflastersteine mit den eingravierten Namen von NS-Opfern in Wiedenbrück.

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Neue Westfälische 07 - Gütersloh, 14.10.2013:

Steine sollen stolpern lassen / Zwei weitere Erinnerungs-Orte gemahnen an die Gräueltaten der Nazis

Von Wilhelm Dick

Rheda-Wiedenbrück. Das Vergessen wohnt dem Menschsein inne. Wie auch die Fähigkeit, zu verdrängen. Das gilt auch, und ganz besonders, wenn es um das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte geht, die Gräueltaten des verbrecherischen Nazi-Regimes. Da ist es gut, gelegentlich ins Stolpern zu geraten. Ein Stolpern, das den Geist wach rüttelt. Ein Stolpern, wie es kleine, quadratische, glänzende Steine von Gunter Demnig verursachen.

Nachdem der Künstler, dem die Stolpersteine zum Lebensinhalt geworden sind, im Mai erste Steine in Rheda verlegt hatte, folgten nun sieben weitere, die an das Schicksal in Wiedenbrück lebender jüdischer Mitbürger erinnern.

Ein starkes Zeichen der gewachsenen Erinnerungskultur in der Stadt setzten gut 100 Mitbürger, die Samstag in stiller Ergriffenheit verfolgten, wie Demnig die Steine des Erinnerns am Hellweg 4 und am Klingelbrink 4 setzte. Jeweils eingestimmt durch Lieder und Kanons in hebräischer Sprache, die die Schola St. Aegidius mit Chorleiter Jürgen Wüstefeld eigens für diesen Anlass einstudiert hatten. Lieder für Frieden und Freiheit in der Welt.

An die Fähigkeit zu vergessen und zu verdrängen knüpfte Bürgermeister Theo Mettenborg an, als er UN-Generalsekretär Kofi Annan zitierte: "Alles, was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit." Die Stolpersteine, so Mettenborg, seien eine gute Form, dieses Schweigen zu brechen: "Darum sind wir heute hier."

Da sein, das ist all den Paten ein Anliegen, die es durch ihren finanziellen Beitrag ermöglichen, in Rheda-Wiedenbrück Stolpersteine zu verlegen. 47 Einzelpersonen oder Vereinigungen sind es. "Die Menschen rücken zusammen in diesem Projekt", so Mettenborg, der als Würdigung solchen Engagements alle 47 Paten benannte.

Weit mehr noch ist das Engagement von Schülern des Ratsgymnasiums und der Osterrath-Realschule zu schätzen. Sie hatten in Arbeitsgemeinschaften Leben und Schicksal jener sieben jüdischen Mitbürger recherchiert, derer mit den neuen Stolpersteinen gedacht wird. Bevor sie rote Rosen an den Steinen niederlegten, stellten sie ihre Ergebnisse vor.

"Das waren gute Nachbarn, die immer nett zu mir waren"

Am Hellweg 4 erinnerten sie an die einst dort lebende Familie Wallach. Alex Adolph Wallach, Jahrgang 1866, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von Nazis ermordet wurde er am 15.09.1942, wie auf "seinem" Stein zu lesen ist. Seine Frau Hedwig Wallach, geborene Brandenburger, Jahrgang 1873, war 1942 nach Theresienstadt deportiert worden. Sie verlor ihr Leben am 15.05.1944 im Vernichtungslager Auschwitz. Tochter Anna, Jahrgang 1897, verheiratete Greve, floh 1939 vor den Nazis nach Frankreich, konnte ihnen aber nicht entkommen. Sie war zunächst in Drancy interniert gewesen, wurde 1942 nach Auschwitz gebracht, wo sie ermordet wurde. Ein besseres Schicksal war Edith Wallach, Jahrgang 1901, verheiratete Stein, beschieden: Ihr gelang 1936 die Flucht aus Deutschland. Sie kam nach Palästina, wo sie den Holocaust überlebte.

Tief bewegt trat Hans-Bernhard Knöbel spontan aus den Reihen der Umstehenden und stellte sich als ehemaliger Nachbar der Wallachs vor: "Ich bin als Kind dort ein- und ausgegangen. Das waren gute Nachbarn, die immer nett zu mir waren." Als Kind hatte Knöbel tief erschüttert miterleben müssen, wie der Nazi-Mob in der Pogromnacht bei seinen Nachbarn gewaltsam eingedrungen war und das Haus verwüstet hatte.

Am Klingelbrink erinnern Demnigs Steine an: Auguste Lara Wallach, geborene Friede, Jahrgang 1867, 1942 deportiert nach Theresienstadt, ermordet am 26.02.1943. An: Betty Meyers, Jahrgang 1891, deportiert 1942 nach Theresienstadt. Ermordet am 09.10.1944 in Auschwitz. Und an: Ida Meyer, geborene Wallach, Jahrgang 1871, deportiert 1942 nach Theresienstadt, ermordet am 31.01.1943.

Am Klingelbrink trug sich der Künstler ins Goldene Buch der Stadt ein, flankiert von den Schülern, die zuvor über Leben und Sterben der jüdischen Mitbürger berichtet hatten. Dass unter den Umstehenden viele Jugendliche waren, machte dem Bürgermeister "viel Mut". Die Fackel der Erinnerungs-Kultur werde so weiter gereicht.

Erinnern an die Pogromnacht

Die nächste Möglichkeit, der Mitbürger jüdischen Glaubens zu gedenken, die von Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden, ist am Sonntag, 10. November. Um 11.30 Uhr ist auf dem jüdischen Friedhof die städtische Gedenkfeier zur Pogromnacht vom 9. November 1938. Die jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal.

Anmeldungen für Patenschaften und Projektideen zu den Stolpersteinen nimmt Carolin Wendte, Telefon 963264, entgegen.

Bildunterschrift: Am Hellweg 4: Der Künstler Gunter Demnig lässt dort, wo einst Familie Wallach lebte, vier Stolpersteine in das Pflaster des Bürgersteigs ein. Sie erinnern nun an die jüdischen Mitbürger, die von Nationalsozialisten ermordet wurden.

Bildunterschrift: Am Klingelbrink 4: Eine Schülerin legt rote Rosen an die glänzenden Stolpersteine.

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Schaumburger Nachrichten Online, 14.10.2013:

Türkische Familie bedroht

14.10.2013 - 16.47 Uhr

In mehreren Hetzbriefen beleidigt und bedroht ein derzeit unbekannter Täter die Familie von Veysel Barut. In den Schreiben an die Inhaber des "Keban Frischemarktes" in der Stadthäger Innenstadt ist von "scheiß Türken" und "Vergasen" die Rede. Der Staatsschutz ermittelt.

Von Katharina Grimpe

Stadthagen. Die vergangene Woche wollen Veysel Barut und seine Verwandten am liebsten ganz schnell vergessen. Seit 23 Jahren führt die türkischstämmige Familie ihren Lebensmittelladen, mit derartigen Anfeindungen und handfesten Bedrohungen habe sie sich in dieser Zeit noch nicht auseinandersetzen müssen. Umso erschütterter und überraschter war Barut, als er Montag, Donnerstag und Freitag mehrere Hetzbriefe bekam.

Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler können nicht vom hasserfüllten und fremdenfeindlichen Inhalt ablenken: In den nach Polizeiangaben insgesamt drei Schreiben werden die Einzelhändler mit Beschimpfungen überschüttet, als "scheiß Muslem", "scheiß Burka" sowie als Waffen- und Drogenhändler bezeichnet. "Euch müsten sie Auß reuchern" und "Vergasen ihr scheiß Türken" heißt es in einem der Schriftstücke, die mittlerweile vom Staatsschutz untersucht werden.

Barut ist fassungslos angesichts dieser Drohungen aus heiterem Himmel. "Jeder kennt uns, keiner von uns hat etwas falsch gemacht." Der Stadthäger hofft nun, dass "nichts Schlimmeres passiert". Die Polizei in Stadthagen schätzt die Gefahr, die vom Täter ausgeht, als "nicht sehr hoch" ein. Aufbau und Stil der Briefe würden nicht darauf schließen lassen, dass Personen konkret gefährdet sind, erklärt Polizeisprecher Axel Bergmann. Allerdings werde vor dem Geschäft der Familie in der Querstraße verstärkt Streife gefahren, macht er deutlich.

Die Ermittlungen hat inzwischen das Staatsschutzkommissariat in Nienburg übernommen, wo die Briefe spurentechnisch untersucht werden. Die Polizei geht trotz der fremdenfeindlichen Beschimpfungen nicht davon aus, dass der Briefeschreiber einer organisierten rechtsextremen Szene zuzurechnen ist. Wegen des unzusammenhängenden Stils und der orthografischen und grammatikalischen Fehler sei eher von einem "verwirrten" Einzeltäter auszugehen.

Bildunterschrift: Das Staatsschutzkommissariat in Nienburg ermittelt.

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Radio Herford, 14.10.2013:

5 Jahre nach Collegium Humanum-Verbot

In Vlotho geht es am 9. November um die Aktivitäten der Rechtsradikalen in der Stadt. Vor fünf Jahren wurde das Collegium Humanum verboten. Ausschlaggebend dafür war der Widerstand aus allen Teilen der Bevölkerung. Eine Tagung im Jugendhof blickt auf die damaligen Geschehnisse zurück, aber auch die heutigen Aktivitäten der Collegiums-Mitglieder werden beleuchtet. Die Tagung richtet sich an Fachkräfte und alle Interessierten aus dem Raum OWL.

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