Bünder Tageblatt / Neue Westfälische ,
10.11.2004 :
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren / Ausländerbeiratswahl: Türkisch-Italienische Liste stellt Wahlprogramm vor
Bünde (KaB). Die 14 Mitglieder der "Türkisch-Italienischen Liste" haben sich sorgfältig auf die kommende Ausländerbeiratswahl vorbereitet. Am Sonntagabend stellten sie ihre Kandidaten und das Wahlprogramm vor. Zum ersten Mal seit fünf Jahren gibt es wieder Kandidaten für den Ausländerbeirat.
"Bei der letzten Wahl ließ sich niemand aufstellen, da die Empfehlungen des Beirats oft abgelehnt wurden. Außerdem wurde der Ausländerbeirat bei wichtigen Entscheidungen oft nicht gefragt. Das war frustrierend", berichtet Eyüp Odabasi, einer der nur vier männlichen Vertreter der Türkisch Italienischen Liste. Aufgabe des Ausländerbeirates, der alle fünf Jahre neu gewählt wird, ist es, Empfehlungen zu machen, die dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden. Eigene Beschlüsse kann der Ausländerbeirat nicht fassen. Insgesamt gibt es neun Plätze im Ausländerbeirat. Seit Juni diesen Jahres gibt es nun wieder eine Türkisch-Italienische Liste, die ihr Wahlprogramm auf Deutsch und auf Türkisch verfasst hat.
Die Vertreter des Ausländerbeirates sind nicht parteipolitisch, sondern setzen sich für die Förderung der gegenseitigen Akzeptanz, für Probleme von Migranten und für das Verständnis der deutschen Bevölkerung ein. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist die Integration von Migranten. "Nur, wenn man sich integriert, kann man auch an der Gesellschaft teilnehmen. Dabei müssen wir vor allem Menschen unterstützen, die die Deutsche Sprache noch nicht beherrschen. Wichtig ist jedoch, dass die eigene Identität bei der Integration nicht aufgegeben wird", erklärt Odabasi. Auch die Jugendarbeit ist für die Mitglieder der Türkisch Italienischen Liste ein wichtiges Thema. "Ausländische Jugendliche führen oft ein Leben zwischen zwei Stühlen.
Da ist es wichtig, Sozialarbeiter zu haben, die diesen Jugendlichen zur Seite stehen", weiß Listenvertreterin Hilal Aksu. Auch im schulischen Bereich möchte die Liste einige Verbesserungen erzielen. Sie fordert gezielte Sprachförderungsprogramme für Migrantenkinder sowie Deutschkurse für die Eltern, um diesen eine Unterstützung der eigenen Kinder zu ermöglichen. Auch im gesundheitlichen Bereich tauchen oft sprachliche Probleme auf. Daher wünschen sich die Listenvertreter eine bessere Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Schulen und setzen sich für mehrsprachig verfasste Informationsmaterialien ein.
Darüber hinaus sind sie am Austausch kultureller Werte und am gegenseitigen Kennenlernen beider Kulturen interessiert. In besonders positiver Erinnerung ist den Listenmitgliedern das Bünder Geschichtsfest, bei dem sie erstmals bemerkten, dass viele Deutsche großes Interesse an der türkischen Kultur zeigten. "Mein Nachbar hat mich vorher nie gegrüßt. Dann kam er zu meinem Stand und sagte, dass er mich doch irgendwoher kenne. Da sagte ich zu ihm, dass ich seine Nachbarin bin.
Wir tranken einen Tee zusammen und seitdem grüßen wir uns", erinnert sich Nurcan Ispirli. So hat es sich die Türkisch-Italienische Liste zum Ziel gesetzt, sich für mehr Möglichkeiten der Begegnung der verschiedenen Kulturen einzusetzen. Vertreter der Türkisch Italienischen Liste sind Eyüp Odabasi, Patrizia Diana, Tamer Kalkan, Hilal Aksu, Mustafa Keles, Gülay Eriskin, Necmettin Kayali, Nurcan Ispirli, Canani Korhan, Oya Korhan, Nihal Saylak, Secgin Avsar, Hava Mutaf und Hülya Kiyan. Darunter sind Mitglieder des Türkischen Kulturvereins, des Sportvereins, und des Türkisch Islamischen Kulturvereins.
Wichtig ist den Vertretern der Liste, dass sie sich nicht nur aus türkischstämmigen Vertretern zusammensetzen, sondern dass auch italienische Kandidaten vertreten sind. Die Vertreter der Türkisch-Italienischen Liste erhoffen sich, dass sie mit ihren Empfehlungen dieses Mal mehr bewirken können als vor fünf Jahren.
Die Ausländerbeiratswahl ist am 21. November. Neben der Türkisch Italienischen Liste kandidiert die Alternative Liste. Wahlberechtigt sind alle Migranten mit gültiger Aufenthaltserlaubnis.
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