Lotta Nr. 18 ,
30.10.2004 :
Haverbeck und Cohrs wegen Volksverhetzung verurteilt
Rund 15 Antifaschistinnen forderten am 18. Juni die Schließung des "Collegium Humanum" (CH, vgl. Lotta Nr. 7, S. 15). Anlass des Protestes war ein Prozess vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen gegen die Leiterin des Hauses, Ursula Haverbeck und den "Schriftleiter" des Hausblattes "Stimme des Gewissens", Ernst-Otto Cohrs. In einer Auflage von 3.000 Exemplaren hatte die Zeitschrift Artikel Haverbecks verbreitet, in denen der Holocaust geleugnet wurde. Beide Angeklagten wurden zu je 180 Tagessätzen verurteilt. Etwa 80 neonazistische Anhänger aus der ganzen BRD hatten sich eingefunden, um den Prozess zu einer so genannten Wortergreifung zu nutzen. Unter ihnen waren gescheitelte Neonazis, betagte Herrschaften und reichlich Szene-Prominenz, was einmal mehr die zentrale Funktion des CH für die Holocaustleugner-Szene belegt.
Der Kreis um Haverbeck und Horst Mahler verfolgt die Strategie, derart massenhaft den Holocaust zu leugnen, bis nicht mehr alle Volksverhetzungen verfolgt werden, um darüber eine Legalisierung der Holocaustlüge zu erreichen. Dem diente auch das Spektakel im Bad Oeynhausener Amtsgericht. Im Gerichtssaal, der nur knapp 30 Personen Platz bot, nutzten die Angeklagten die Verhandlung für eine Wiederholung ihrer Holocaustleugnungen. ZuschauerInnen bekundeten laut ihren Beifall und brachten einschlägige Flugblätter in Umlauf.
Konnten die Ereignisse in der Verhandlung noch einigermaßen im Rahmen gehalten werden, spielte sich auf den Fluren des Gerichts Unglaubliches ab. Knapp 50 Neonazis hielten unter Führung von Edgar Forster und unter Beobachtung von Staatsschutzbeamten im Treppenhaus eine Versammlung ab. Dabei verlas Forster eine zehnseitige Erklärung Ursula Haverbecks und versuchte u. a. mit Zitaten von NSDAP-Größen wie Hermann Göring darzulegen, dass die Gaskammern "Propagandaschwindel" seien. Statt den Redner festzunehmen und die Neonazis aus dem Amtsgericht zu werfen, schloss ein Justizbediensteter einen leer stehenden Gerichtssaal auf, damit die Beteiligten nicht weiter stehen müssten.
Der Skandal zeigt, dass die neue Bewegung der Holocaustleugner um Mahler und Haverbeck nicht ernst genug genommen wird. Die Gruppe ist organisiert und hat schon in der Vergangenheit vergleichbare Verhandlungen zur weiteren Verbreitung ihrer Weltanschauung genutzt. Der Staatsschutz der Polizei Bielefeld ignoriert derartige Vorgänge und kriminalisiert andererseits Antifaschistinnen, die sich gegen den Antisemitismus des CH engagieren.
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