Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische ,
08.11.2004 :
Erziehung im Geist des Namensgebers / Ausstellung zeigt Leben und Werk von Janusz Korczak
Gütersloh (rb). Vor vier Jahren benannte sich die zweite Gütersloher Gesamtschule nach Janusz Korczak (1878-1942). Seither ist der polnische Arzt, Pädagoge und Schriftsteller, dessen Gesamtwerk im übrigen vom Gütersloher Verlagshaus herausgegeben wird, auch hierorts ein Begriff. Eine Ausstellung in der Apostelkirche zeigt nun "Leben und Werk" des Reformpädagogen.
Die Schule präsentiert diese von der Deutschen Korczak-Gesellschaft übernommene und um einige Schülerarbeiten ergänzte Dokumentation in Kooperation mit dem Förderverein historische Kirchen im Stadtzentrum Gütersloh. Bürgermeisterin Maria Unger lobte die Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein, der die Ausstellung im Rahmen der Europäischen Kulturwoche in eine kleine Veranstaltungsreihe einbettete.
Zur Eröffnung sangen Schüler und trugen Korczak-Texte vor. In Wort und Bild wird die Lebensgeschichte Janusz Korczaks geschildert, der als Henryk Goldszmit in Warschau geboren wurde. Sein heute bekannter Name ist ein Pseudonym, das er sich aus einem damals populären Roman entlieh.
Janusz Korczak wurde Arzt und leitete ab 1911 ein nach seinen Plänen errichtetes Waisenhaus für katholische und jüdische Kinder. Hier entwickelte er aus dem Alltag heraus Ideen einer modernen Kindererziehung. Sie finden sich wieder in seinen beiden wichtigsten Büchern, "Wie man ein Kind lieben soll" und "Das Recht des Kindes auf Achtung".
Korczaks auf demokratischen Grundüberzeugungen fußende Vorstellungen sind auch im heutigen Schulbetrieb aktuell, wie Christian Ladleif, Leiter der Korczak-Schule, erläuterte. In ihrer Erziehung zu Selbständigkeit und Teamarbeit, zu Verantwortungsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für andere Kulturen sehen sich die Pädagogen im humanistischen Geiste des Schulnamensgebers wirken.
"Wir verstehen uns wie Janusz Korczak als Partner unserer Schüler", so Ladleif. Die Bürgermeisterin zitierte aus der Verleihungsurkunde des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der dem Polen 1972 postum zuerkannt worden war. Korczak habe "ein Beispiel für Menschlichkeit unter unmenschlichsten Bedingungen" gegeben, sagte Maria Unger mit Blick auf das Ende dieses Erziehers: Er hatte, nachdem sein Waisenhaus in das Warschauer Ghetto verlegt worden war, 1942 "seine" Kinder in das deutsche Vernichtungslager Treblinka, in den Tod begleitet.
Bis 14. November; werktäglich 14 - 18 Uhr, samstag 10 - 14 Uhr.
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