Antifa-West ,
28.10.2003 :
Partyspass und Rassenkrieg - Neonazistische Fanzines /
Rechtsrock in OWL
Hinter konspirativ organisierten Neonazikonzerten oder verschlungenen Vertriebswegen volksverhetzender CDs existiert ein organisiertes Netzwerk: Die Hintermänner und Drahtzieher der Rechtsrockszene. Ein Teil der Infrastruktur sind die Zeitschriften, sogenannte "Fanzines . Von den "Zines in Ostwestfalen handelt der folgende Artikel.
Drei Fanzines vertreibt die Neonaziszene in Ostwestfalen. Der Begriff setzt sich aus Fan und Magazin zusammen und bezeichnet in Szenen kursierende Mitteilungsblätter. Die Hefte erscheinen unregelmäßig und sind von unterschiedlicher Qualität. Die von Bernd Stehmann herausgegebene Unsere Welt dürfte den größten Verbreitungsgrad haben. Sie wird bundesweit von den Freien Kameradschaften beworben und ist dort das zentrale Zine, mit dem die neonazistische Musikszene angesprochen werden soll. Das in Bünde erscheinende Skinhead-Meeting ist gleichfalls professionell gestaltet und wendet sich vorwiegend an die rechte Skinheadszene. Aus Bad Salzuflen kommt schließlich das Herrlich Hermannsland , ein eher regionales Blatt, das nur eine geringe Auflage und Kopierqualität aufweist.
Gemeinsam ist allen drei Fanzines der Versuch einer Mischung aus neonazistischer Weltanschauung, Konzertberichten und Spass. Sie setzen weniger auf eine Darstellung der Szene nach Außen, sondern verstehen sich als Zeitschriften von der Szene für die Szene. Davon zeugen die zahlreichen Erlebnisberichte im Stil von Schulaufsätzen über Alkoholexzesse, Konzertbesuche, Fußball, Grüsse und mitunter sogar Familienanzeigen. Zugleich werden die LeserInnen an die NS-Weltanschauung herangeführt. Beschrieben werden ganz überwiegend Konzerte neonazistischer Bands, von denen auch die Interviews stammen, und für deren Tonträger geworben wird. Artikel über Aufmärsche, Wehrmachtsgeschichte oder germanischen Artglauben ergänzen das Spektrum. Diese Mischung aus Lifestyle und Politik entspricht heute den meisten neonazistischen Jugendszenen und ist weit mehr geeignet, Sympathisanten anzusprechen, als trockene ideologische Aufsätze. Qualitative Aspekte wie Sprache oder Druckqualität sind für die Szene eher unwichtig, den Reiz schafft der Inhalt.
Zentrale Medien der Rechtsrockszene
Für die neonazistische Szene und die Rechtsrockszene haben die Fanzines eine wichtige Funktion. Von der Existenz bundesweit rund 50 rechter Skinhead-Fanzines gehen die Autoren des Buches RechtsRock aus.
Sie werden gegenseitig beworben, ausgetauscht und dienen so dem Informationsaustausch zwischen den regionalen Szenen. Sie fördern die Motivation der Anhänger, die über die Zeitschriften voneinander erfahren und in Kontakt treten können. Für Werbung und Vertrieb neonazistischer Tonträger sind die Fanzines zentrale Medien. Sie fungieren neben Versandkatalogen und Internetangeboten als die wesentlichen Werbeträger. Für neonazistische Musikgruppen sind es die einzigen Zeitschriften, die Interviews bringen, neue CDs besprechen oder über Konzerte berichten. Die Fanzinemacher sind daher bundesweit vernetzt und es existiert ein hoher Austausch von Zines zwischen den Regionen. Auch die drei ostwestfälischen Fanzines werden etwa über den in Bielefeld ansässigen Zentralversand bundesweit angeboten. Die Herausgeber versuchen über die Blätter zugleich ins lukrative Versandgeschäft mit Neonazi-CDs und sonstigen Devotionalien einzusteigen, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg.
Auch über gegenseitige Werbung hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit der drei regionalen Zines. So betreute der Bünder Michael Stefan nach Angaben der Broschüre Stop Lifestyle of Hate Die extreme Rechte in OWL etwa die Internetseite von Unsere Welt , und über seine Emailadresse konnte das Blatt bestellt oder Kritik geäußert werden. Zugleich taucht er auf einem Foto unter dem Editorial der ersten Ausgabe des Skinhead-Meeting auf, das offensichtlich die Redaktion darstellt. Auch die AutorInnen der drei Fanzines sind teilweise identisch, mitunter erscheinen Artikel parallel in mehreren Zines. Mit den drei Zeitschriften geht die Szene arbeitsteilig vor und versucht unterschiedliche Klientel zu bedienen. Während Unsere Welt (Un)Kultur stark mit neonazistischer Politik verbindet, richtet sich das Skinhead-Meeting stärker auch an unpolitische Skinheads. Herrlich Hermannsland wiederum ist eher ein regionales Blatt für die Szene in Bad Salzuflen.
Unsere Welt
White Power through political terror
Die Zeitschrift Unsere Welt , die sich auch Das Magazin des Rock n'Roll Widerstandes nennt, erscheint seit 1997 in einer Auflage von rund 2000 Exemplaren. Allerdings sind in diesem Zeitraum erst sieben Hefte im DIN A 4 Format erschienen, das letzte Anfang 2002. Das verspätete Erscheinen der siebten Ausgabe war einer Beschlagnahmung bei der Einfuhr aus dem Ausland geschuldet, wo das Heft offensichtlich gedruckt worden war. Dass die Behörden die Beschlagnahmung nach fünf Monaten dann doch aufhoben, ist ausgesprochen fragwürdig. Gleich fünf Stellen mussten geschwärzt werden, weil sie Hitlergrüße oder offensichtlich sonstige verbotene Symbole zeigten. In der vorherigen Ausgabe waren derartige Bilder noch vor dem Druck bearbeitet worden.
Verantwortet wird das Blatt vom Bielefelder Neonazianführer Bernd Stehmann, der auch den Zentralversand betreibt. Als Vorbild diente das US-amerikanische Magazin Resistance . Stehmann, der sich aus den eigenen Reihen Kritik an seiner Rechtschreibung gefallen lassen musste, weil er es schaffte, selbst das Kultsymbol des Nationalsozialismus als Harkenkreuz zu schreiben, versucht sich als Vertreter einer angeblich rebellischen Skinhead- und Jugendkultur. Der unermüdliche Funktionär der neonazistischen Freien Kameradschaften will so Nachwuchs für seine Organisation werben und die Skinheadszene an die Neonazis anbinden. Dabei wird eine klare Gewaltfaszination zum Ausdruck gebracht und darüber legitimiert, die vermeintlich unterdrückte und von allen Seiten angegriffene Jugendkultur müsse sich wehren. In den Konzertberichten und Interviews mit neonazistischen Bands spielt die angebliche Unterdrückung der Jungendkultur durch Verbote nazistischer Symbole, Konzerte, Volksverhetzungen oder die Ablehnung von Gewalt in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. Darüber wird geschickt zu den eigentlichen neonazistischen Themen übergeleitet, etwa die Verteidigung der weißen Rasse gegen Versuche der Überfremdung . In einem Interview propagiert die Gruppe Valhalla , den Rassenkrieg . Er muß durchgeführt werden, wenn wir unsere Art schützen wollen. Wir haben zuviel 'Alien Scum' (dt.: 'ausländischen Abschaum'). Nur die Starken werden überleben. (1) Auch dem Neonaziterror, wie er durch das Versenden von Briefbomben und Sprengstoffanschläge zum Ausdruck kommt, wird das Wort geredet. Die Naziband Nahkampf , die in Unsere Welt mehrfach zu Wort gekommen ist, erklärte zu der britischen Terrorgruppe Combat 18 : Wir stehen absolut hinter dem Grundgedanken von C 18 (...) White Power through political terror (dt.: Macht der Weißen durch politischen Terror) ist ihr Weg, mit dem wir sympathisieren und den wir auf keinen Fall verurteilen werden. (2)
Es ist charakteristisch für Unsere Welt , dass sie vor allem Interviews und Konzertberichte mit den überzeugten und 'harten' NS-Bands veröffentlicht, die sich offen zum Nationalsozialismus bekennen und in enger Zusammenarbeit mit neonazistischen Organisationen stehen. Um dennoch eine Schnittstelle zwischen Organisationen und Jugendszene zu bilden, beschäftigen sich andere Artikel mit dem Skinhead Way of Life. Stehmann und KameradInnen versuchen sich darüber als lustige Jugendkultur darzustellen. Dem diente zum Beispiel das Titelbild der fünften Ausgabe. Unter dem Titel Skinheads haben mehr Spass stellen die Neonazis ihre Erlebniswelt dar, die vor allem aus Bildern von Partys, aber auch einzelnen Aufmärschen und Geländemärschen besteht. Wir wollen damit einfach nur dokumentieren , hieß es im Vorwort, daß die Art und Weise wie wir unser Leben führen einfach die geilste ist. Mit dieser Mischung aus Neonazismus und Partyspass sollen vor allem Jugendliche angesprochen werden.
Vereinnahmungsversuche gelten dabei nicht nur Skinheads, sondern auch Hooligans und AnhängerInnen des Dark Wave. So reiste Stehmann im Jahr 2000 mit mehreren KameradInnen zum Wave Gothik Treffen nach Leipzig, einer Großveranstaltung mit mehr als 25.000 BesucherInnen. Ein Artikel in Unsere Welt stellt sehr starke national-völkische Strömungen innerhalb der schwarzen Szene fest. Die KameradInnen hatten sich in Leipzig vor allem am Auftritt der Blut und Boden Formation Thronstahl und an zur Schau gestellten NS-Symbolen wie dem Sonnenrad oder Keltenkreuzen erfreut. (3) Auch 2001 fuhren ostwestfälische KameradInnen zu dem Treffen. In einem ausführlichen Artikel, der weit über dem in Unsere Welt gepflegten Niveau liegt, beschreibt T.K. die in der schwarzen Szene vorhandenen Ansatzpunkte für neonazistische Propaganda. Ein kleinerer Teil der Schwarzen Szene habe begonnen, politische Inhalte aufzugreifen und beziehe sich auf Denker der Konservativen Revolution wie Ernst Jünger oder den italienischen Vordenker der Faschisten Julius Evola. Dadurch könnten faschistische Philosphen, Runenforscher, völkische Künstler oder der Führer der rumänischen Eisernen Garde Corneliu Codreanu wieder ins Gedächtnis gerufen und auch heute wieder einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. (4)
Neben der Beschäftigung mit Jugendkulturen, Konzertberichten, CD-Besprechungen oder Interviews stehen zahlreiche Erlebnisberichte über Kampagnen und Aufmärsche der Freien Kameradschaften und die Vorstellung neonazistischer Organisationen. Die Ausgabe Nr. 7 enthält z.B. eine umfangreiche Adressenliste über sogenannte Nationale Infotelefone , Gefangenen- und Rechtshilfe, Propagandaversände, Zeitschriften, Internet- und Strukturprojekte. Berichtet wird über Aufmärsche in Frankfurt, Karlsruhe, Wunsiedel, Göttingen, Uelzen, Dortmund, Zwickau oder im dänischen Hillerod.
Skinhead-Meeting
Rechte Skinheads im Kampf um die Straße
Seit Anfang 2002 erscheint das Skinhead-Meeting in Bünde mit einer Auflage von etwa je 1.000 Exemplaren. Vier Ausgaben sind in den letzten eineinhalb Jahren erschienen, die letzte am Ende des Jahres 2002. Die 50 bis 60seitigen DIN A5 Hefte sind im Gegensatz zu vielen anderen Fanzines dieser Art professionell gestaltet. Obwohl dem Selbstverständnis nach unpolitisch, ein Fanzine von Skinheads für Skinheads (5), enthält es doch fast ausschließlich Berichte von neonazistischen Aktivitäten, Konzerten oder Interviews mit entsprechenden Bands.
Verantwortlich für die vier Ausgaben ist Jens Niemeier aus Bünde, dessen Adresse in der zweiten Ausgabe zwecks Einsendung von Leserbriefen angegeben wird. (6) In der Dritten Ausgabe wird dazu aufgefordert, Fotos und Berichte an S.(Sandra) Baruth zu senden.(7) Niemeier, Baruth und der Bünder Aktivist Michael Stefan befinden sich zusammen mit anderen bekannten Aktivisten der Szene auch auf einem Gruppenfoto, das die erste Ausgabe des Zines einleitet und die neunköpfige Redaktion darstellen dürfte.
Skinhead-Meeting setzt in der Tat mehr auf die neonazistische Erlebniswelt und den Spassfaktor, als andere Zines. Comics, Bildergeschichten oder Spiele sind häufig, Berichte über NS-Gedenktage oder Gruppen und Parteien des organisierten Neonazispektrums gibt es nicht. Erklärtes Ziel ist die Skinheadszene, neonazistische Skins und unpolitische Oi-Skins zu einigen. Allerdings nehmen die Hefte ganz überwiegend Bezug auf die Neonaziszene. Gelegentlich erscheinen auch Artikel über organisierte Aktivitäten, etwa über das Neonazizentrum Club 88 in Neumünster oder einen Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Leipzig. Als Gemeinsamkeit von organisierten Neonazis und unorganisierter Skinheadszene wird Gewalt gegen Andersdenkende und Andersaussehende beschworen. Wir ziehen Samstag nachts los und prügeln uns mit dem Abschaum ... Weil es unsere Straßen sind! Dies sei das einigende Ziel aller rechten Skins, ob sie nun in Gruppen wie den Freien Kameradschaften organisiert seien oder nicht: Wir haben eines gemeinsam: Den Kampf um die eigene Straße! (8)
Im Vordergrund stehen Berichte über Konzerte und den übermäßigen Genuss von Alkohol. Diese sind allerdings in der harten Rechtsrockszene angesiedelt. Darauf weisen z. B. die einschlägigen CD-Besprechungen hin. Empfohlen wird etwa eine Split-CD von Nahkampf und der Moskauer Band Kolovrat (dt.: Hakenkreuz). Berichte handeln von Fahrten zu internationalen Neonazikonzerten, in Großbritannien oder Spanien, über Gigs im ganzen Bundesgebiet und im benachbarten Ausland, beispielsweise im Elsass, wohin die Szene mit verbotenen oder von Verboten bedrohten Konzerten gerne ausweicht. Die zahlreichen Konzertfotos zeigen nicht nur mehr oder weniger legale Neonazicodes und -symbole, sondern mehrfach auch Hitlergrüße. (9) Möglicherweise war dies auch Anlass für eine Durchsuchung der Redaktionsräume durch die Polizei, bei der angeblich Unterlagen für die vierte Ausgabe beschlagnahmt wurden. Die Nummer erschien dennoch wieder mit Abbildungen von Hitlergrüßen.
Dem Szenezusammenhalt dienen die Berichte über regionale Events und gelegentlich sogar Familienanzeigen. So über die von der ostwestfälischen Neonaziszene veranstalteten Orientierungsmärsche, die 2001 an den Externsteinen und 2002 im Wiehengebirge stattfanden, oder ein Fußballturnier im Bünder Raum. Auch regionale Konzerte, Balladenabende mit dem ostwestfälischen Sleipnir und dem schottischen Blood & Honour -Sänger Nemesis, oder ein Interview mit Sleipnir finden sich in dem Blatt. Anlass für einen Bericht war auch eine Party zum 20jährigen Bestehen der rechtsstehenden Hooligangruppe Blue Army aus Bielefeld. Neonazis versuchen in diesem Spektrum nach wie vor Anhänger und Sympathisanten zu werben. So auch Skinhead-Meeting , in dem sich die redaktionelle Anmerkung findet: Gerne würden wir Storys über Gewalttäter Sport veröffentlichen . Der Aufruf, Artikel einzusenden, wurde prompt befolgt. Die Texte konnten zeitweise auch auf einer Website veröffentlicht werden, die der direkten Kontaktaufnahme mit der Redaktion und gegenseitigen Kommunikation diente, jedoch nicht mehr im Netz ist.
Herrlich Hermannsland
Vom Mallorca Trip zu Himmlers Kultstätten
Eine klassische Mischung von Spass und Politik enthält das in Bad Salzuflen erscheinende Herrlich Hermannsland mit dem Untertitel Lesestoff aus OWL . Der Titel geht nicht nur auf die heimische Region zurück, sondern auch auf einen CD-Titel der schwedischen Neonaziband Ultima Thule. Das in Kopierqualität erscheinende Fanzine hat eine Auflage von rund 200 bis 250 Exemplaren und ist eng an die Kameradschaft 22 Boot Bois Lippe angebunden. Vorbild für die Benennung der Gruppe waren offensichtlich die gleichnamigen Boot Bois Riesa . Die BB & Freunde Lippe zeichnen auch als Herausgeber des Zines, das sonst kein Impressum aufweist. Seit Ende 2002 sind zwei Ausgaben im Din A 5 Format mit 36 und 52 Seiten erschienen. Obwohl nach eigenem Verständnis keine Publikation im Sinne des Pressegesetzes, wird auch dieses Blatt über Versände, etwa den Zentralversand und den h8rock-Versand von Sebastian S. aus Bad Salzuflen im Internet angeboten und vertrieben.
Die Hefte enthalten detailierte Beschreibungen über Besuche von Neonazikonzerten und Besäufnisse. Bei einem wenig appetitlichen Bericht über einen Mallorca Trip der Ballermann-Nazis werden dann auch schon mal Namen von lokalen Szeneangehörigen genannt, wie etwa der von Andreas Stockhoff alias Stockie. (10) Andere Artikel haben politische Inhalte, etwa Himmlers Kultstätten und sein Ordenssymbol Der SS-Totenkopfring, Externsteine, 'Mächtiger Kraftort unserer Vorfahren' , Sozialer Nationalismus/germanisches Heidentum, Ein Vergleich , Stalingrad oder eine Vita des Hitler Stellvertreters Rudolf Hess.
In Sozialer Nationalismus/ germanisches Heidentum leitet der
Verfasser den Nationalsozialismus aus dem germanischen Heidentum her. Der nationale Sozialismus sei nichts weiter, als eine weiterentwickeltere, 'modernere' und vielleicht auch politischere Form des ursprünglichen germanischen Heidentums. Demnach wird das Terrorregime des Nationalsozialismus quasi als naturgegebene politische Form dargestellt. Das Heidentum gilt den Neonazis als adäquate, und vorgelagerte Religion. Nur derjenige, der seine Ahnen, seine Herkunft, sein Land und seine Geschichte kenne, könne die Wichtigkeit und Notwendigkeit unserer nationalen Sache erkennen. Es gelte daher die geistigen Verunreinigungen unserer Art durch vermeintliche Ideologien des Judeo-Christentum und des herrschenden okkupierten Systems auszuwaschen und zurück zu dem zu finden, was wir sind. (11)
Klare Bekenntnisse zum Nationalsozialismus finden sich mehrfach in dem Fanzine. Die Niederwerfung der Nationalsozialisten 1945 wird als Niederlage begriffen und jenen Angehörigen der NS-Wehrmacht gehuldigt, die bis zuletzt für das verbrecherische Regime kämpften. Die Niederlage als Akt der Befreiung zu verstehen, so heißt es in dem Blatt, könne nur als kollektive Geisteskrankheit, als paranoide Gefühlsregung weitere Bevölkerungskreise nach fünf Jahrzehnten systematischer Gehirnwäsche gedeutet werden. (12)
Auch in Herrlich Hermannsland spielen Berichte über Fußball und neonazistische Konzerte eine wesentliche Rolle. Konzertfotos, auf denen strafbare NS-Symbole zu sehen sind, werden allerdings mit Aufklebern überklebt, die den Hinweis § 86a enthalten. (13) Sowohl das Fanzine, als auch der h8rock-Versand widmen sich neuerdings der Szene um den NS-Black Metal. Der Versand hält ein entsprechendes Angebot vor und in Herrlich Hermannsland wirbt die dem Spektrum zugerechnete Detmolder Band Zerstörer für ihre Debut-CD Panzer Metal. Für deren Bezug wird die Detmolder Adresse von Sebastian Hanke angegeben.
Anders als im Skinhead-Meeting hat das Herrlich Hermannsland jedoch klaren Bezug zur organisierten Szene. Dafür stehen etwa die Werbung für die Nationalen Infotelefone, das neonazistische Frauenzine Triskele , den Zentralversand oder die Hilfsgemeinschaft nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG). Sympathien und Kontakte der Boot Bois Lippe gehen dabei bis ins Umfeld von Terrorgruppen. Das kommt in der Werbung für das deutsche Combat 18 Magazin Stormer zum Ausdruck. Die in Grossbritannien entstandene Terrortruppe Combat 18 gilt als bewaffneter Arm der Blood & Honour Bewegung. Zahlreiche Mordanschläge gehen auf ihr Konto. Stormer wird darum nicht offen gehandelt und vor allem auf Neonazikonzerten oder in den Gruppen verkauft, beim Händler deines Vertrauens , wie es in Herrlich Hermannsland heißt.
Szenezusammenhalt und Ideologietransport
Die drei Fanzines in Ostwestfalen sind Ausdruck einer regen Tätigkeit der Neonazis in der Rechtsrockszene, getreu dem Ziel, das der Skrewdriver-Sänger Ian Stuart Donaldson einst formulierte: Musik ist das ideale Mittel, Jugendlichen den Nationalsozialismus näher zu bringen, besser als dies in politischen Veranstaltungen gemacht werden kann, kann damit Ideologie transportiert werden. Entscheidend ist dabei nicht unbedingt die politische Propaganda in den Heften. Die Identifikation mit der Szene funktioniert heute weitgehend über Parolen und politisch aufgeladene Codes, die in fast allen Konzertberichten oder Bandinterviews enthalten sind. Die Fanzines bieten die Chance, darüber hinaus Ideologie durch politische Artikel zu vermitteln oder zu festigen. Sie sind für die hiesige Szene strukturbildend. Wer über Rechtsrock politisiert wird, kann über die Fanzines mit fast allen Varianten neonazistischer Organisationen in Kontakt kommen. Auch mit den über Jahre bestehenden Kameradschaften, die hinter den drei Zeitschriften stehen.
(1) Unsere Welt, Nr. 1 (1997)
(2) Ebd.
(3) Der Rechte Rand, Nr. 71, Juli 2001 und: Unsere Welt Nr. 6 (ca. 2001)
(4) Unsere Welt, Nr. 7 (ca. 2002). Weiterführende Literatur zu diesem Thema: Speit, Andreas (HG), Ästhetische Mobilmachung, Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologen, Hamburg/Münster, 2002
(5) Vorwort, Skinhead-Meeting (Nr. 1), blaue Ausgabe, 2002, S. 2
(6) Vorwort, Skinhead-Meeting (Nr. 2), orange Ausgabe, 2002, S. 2
(7) Vorwort, Skinhead-Meeting (Nr.3), grüne Ausgabe, 2002, S. 2
(8) Skinhead-Meeting, (Nr 4), gelbe Ausgabe, 2002, S.31
(9) So in Skinhead-Meeting Nr. 2, S. 23 oder Nr. 4, S. 33
(10) Herrlich Hermannsland, Ausgabe 1, S. 29
(11) Herrlich Hermannsland, Ausgabe 2, S. 18 ff.
(12) Ebd., Artikel: Ruhm und Ehre, S, 46 ff.
(13) Ebd. Ausgabe 1, S. 12
Dornbusch, Cristian/ Raabe, Jan (Hg), RechtsRock, Münster, 2002, S. 150
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