Höxtersche Zeitung / Neue Westfälische ,
03.11.2004 :
Erleichterung und Freude / Der Standort Höxter bleibt erhalten - 450 weitere Soldaten
Höxter (WB). Erleichterung ging durch die Reihen der gestern um 10 Uhr auf dem Appellplatz angetretenen Soldaten. "Der Standort Höxter bleibt erhalten", konnte der Kommandeur des ABC-Abwehrbataillons 7, Oberstleutnant Roloef Billmann, mitteilen.
Zudem: Der Standort Höxter wird sogar noch aufgestockt. 450 Soldaten sollen zusätzlich zu den 1.000 schon jetzt hier stationierten Dienstposten in die Weserstadt kommen. "Das werden vor allem ABC-Abwehrkräfte und Sanitäter sein", erläuterte der Kommandeur, dem die Freude und die Erleichterung über die für Höxter günstige Standortentscheidung anzumerken war, im Gespräch mit dem Westfalen-Blatt. 105 Standorte bundesweit werden allerdings geschlossen. Verteidigungsminister Peter Struck hatte gestern 14 Uhr offiziell von dieser Entscheidung informiert. Die Kommandeure wusste jedoch schon am Montag Abend gegen 18 Uhr, welche Einheit aufgelöst, welche Kaserne geschlossen werden. Wie in Höxter war auch in Holzminden die Angst umgegangen, "ihre" Soldaten würden in den nächsten Jahren verschwinden - mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen. Auf viele Millionen Euro belaufen sich die Aufträge, die die Bundeswehr an Betriebe am Standort erteilten. Auch die private Kaufkraft der Soldaten und ihrer Familien ist beträchtlich. Doch auch der Standort Holzminden mit dem Panzerpionierbataillon 1 bleibt erhalten und wird um 150 auf 850 Dienstposten aufgestockt.
Bis 2010 soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein, erläuterte Billmann. Bisher gebe es aber nur Grobkonzepte. So sei noch nicht klar aus welchen aufgelösten ABC-Standorten - Prenzlau (Mecklenburg-Vorpommern) oder Albersdorf (Schleswig-Holstein) - die zusätzlichen ABC-Soldaten kommen.
Das ABC-Abwehrbataillon, bisher dem Heerestruppenkommando in Koblenz unterstellt, wird ABC-Abwehrbataillon der Division-Eingreiftruppe der 1. Panzerdivision in Hannover. "Im Laufe der nächsten Zeit wird der Unterstellungswechsel erfolgen", kündigt Billmann an. Er vermutet, dass diese Unterstellung die militärische Begründung dafür lieferte, Höxter zu erhalten. Dazu wird das Bataillon, in dem in Zukunft weniger Wehrpflichtige dienen als bisher, umgegliedert. "Es wird neben der Stabs- und Versorgungskompanie aus drei gleichen Einsatzkompanien bestehen, die zusammen mit etwa 24 ABC-Spürpanzern Fuchs ausgerüstet sind. Auch wird es eine leichte ABC-Abwehrkompanie geben, die innerhalb kürzester Zeit mit Hubschrauber verlegt werden kann. Für diesen Zweck wird ein Spürpanzer vom Typ Wiesel entwickelt. In einer sechsten, einer Einsatzunterstützungskompanie, wird der Nachwuchs ausgebildet", schildert der Kommandeur eine mögliche Variante. Auch wird ein Sanitätszentrum eingerichtet. "Jetzt werden endlich die Mittel frei, die Sanierung der Kaserne Höxter fortzuführen", freut sich Billmann.
Während der Standort Auenhausen mit 45 Soldaten erhalten bleibt, wird das Kreiswehrersatzamt Detmold - bislang Ansprechpartner für die jungen Leute der Region - geschlossen.
Kommentar / Auftrieb für Höxter
Weihnachten kommt für Höxter schon im November: Die Nachricht, dass der Standort nicht nur erhalten bleibt, sondern um weitere 450 auf 1.450 Dienstposten aufwächst, wird vielen vorkommen wie ein Geschenk des Himmels. Militärische und betriebswirtschaftliche Faktoren spielten die entscheidende Rolle bei den Standortentscheidungen des Bundesverteidigungsministeriums, die gestern offiziell verkündet wurden. Die Auswirkungen sind in vielfältig positiver Weise wirtschaftlicher Natur. Private Kaufkraft bleibt in Höxter nicht nur erhalten, sondern vergrößert sich noch. Auch die Zahl der Aufträge aus der Kaserne steigt, zumal jetzt die Mittel für weitere Sanierungsmaßnahmen frei werden, die bis zur Standortentscheidung eingefroren waren. Diese hat aber gerade auch in Höxter eine sehr menschliche Dimension. Viele Soldaten, die hier heimisch geworden sind, müssen mit ihren Familien nicht wieder in einer anderen Stadt auch ein neues Zuhause suchen, viele Freundschaften und viele Partnerschaften - zwischen Schützenvereinen, Ortsteilen und Kompanien - bleiben weiter bestehen.
Wolfgang Braun
hoexter@westfalen-blatt.de
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