Westfalen-Blatt ,
03.11.2004 :
Gute Gastgeber für das Militär / Ostwestfalen-Lippe reagiert auf Struks Standortentscheidungen
Von Dirk Schröder
Augustdorf/Höxter (WB). Die Freude und Erleichterung war gestern groß. Ostwestfalen-Lippe gehört zu den ganz wenigen Regionen, die militärisch gestärkt aus dem Schließungsprogramm der Bundeswehr hervorgehen.
Für den verteidigungspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Günther Nolting (Minden) macht die Stärkung des lippischen Standortes Augustdorf mit dem Truppenübungsplatz vor der Tür militärisch und wirtschaftlich Sinn. "Damit wird auch ein Fehler des früheren Verteidigungsministers Rudolf Scharping korrigiert", meinte Nolting. Er wies darauf hin, dass die Landesverteidigung nicht mehr die Rolle wie früher spiele. Er ist deshalb auch überzeugt, dass die Diskussion über das Für und Wider der Wehrpflicht bald weitergehen werde.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hermann (Höxter), wie Nolting Mitglied des Verteidigungsausschusses, zeigte sich erfreut über die Entscheidungen für Ostwestfalen-Lippe, sprach aber ansonsten von einem "schwarzen Tag" für die Bundeswehr. "Unsere Bedenken bleiben, dass durch die weitere Ausdünnung von Standorten in der Fläche die Bundeswehr insgesamt geschwächt wird. Im Hinblick, auf die Landesverteidigung bei asymmetrischen Bedrohungen, die unberechenbar geworden sind, können wir auf Standorte in der Fläche nicht verzichten."
Die ostwestfälische FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp stellte dagegen vor allem ihre Freude über die Aufwertung der Standorte Augustdorf und Höxter in den Vordergrund. Sie hatte vor allem in Augustdorf diesen immensen Personalzuwachs nicht erwartet.
Neben der wirtschaftlichen Stärkung für die Region hob sie hervor: "Damit ist die herausragende Qualität der militärischen Infrastruktur in Lippe mit ausgezeichneten Übungsmöglichkeiten und hoher Akzeptanz in der Bevölkerung bestätigt worden."
Augustdorfs Bürgermeister Andreas Wulf (CDU), hat schon damit gerechnet, dass der Standort erhalten bleibt, doch nicht mit dieser Aufwertung. "Minister Struck hat konsequent nach den militärischen Erfordernissen entschieden." Erfreut zeigte er sich über den hohen Zuwachs an Kaufkraft und auch das Handwerk werde von dieser Entscheidung profitieren.
Regierungspräsident Andreas Wiebe (Grüne) hob hervor, dass die ostwestfälischen Standorte schon bisher vorbildlich auf die neuen Aufgaben der Bundeswehr reagiert hätten. Strucks Entscheidungen seien dafür ein Stück Bestätigung. Im übrigen stellte er fest: "Wir sind gute Gastgeber für das Militär."
Das kann Lippes Landrat Friedel Heuwinkel nur unterstreichen: "Die Akzeptanz der Augustdorfer Soldaten in der Bevölkerung ist immer groß gewesen." Mit der Entscheidung pro Augustdorf sei von Minister Struck auch die gute Ausstattung der Lipperland-Brigade anerkannt worden.
Allein der Detmolder Bürgermeister Rainer Heller (SPD) konnte gestern in die ostwestfälische Euphorie nicht einstimmen. Er sei von der Entscheidung, das Kreiswehrersatzamt in Detmold aufzulösen, überrascht worden. "Ich erwarte nun klare Ansagen aus Berlin zur Zukunft der 60 Beschäftigten und natürlich eine sozialverträgliche Lösung." Heller erinnerte Landes- und Bundespolitik an ihr Versprechen, die Kommunen im ländlichen Raum nicht weiter zu schwächen. Noch immer sei die Frage des Standortes der Bundesforschungsanstalt in Detmold nicht geklärt.
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