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Die Glocke , 04.11.2004 :

Morgen / Holocaust-Überlebender aus Lettland erzählt in der VHS

Gütersloh (gl). Aus der lettischen Hauptstadt Riga, Ziel der Deportation und Ort der Ermordung der Gütersloher Juden Klara Herzberg und Bernhard und Hannchen Levi im Dezember 1941, kommen Isaak Kleimann und seine Frau am Freitag, 5. November, ab 19.30 Uhr zu Besuch in die Volkshochschule Gütersloh (VHS), Hohenzollernstraße 43. Als einziger seiner Familie, der den Holocaust überlebt hat, wird der 1924 in Riga geborene und aufgewachsene Jude über sein Schicksal und die neuere Geschichte seines Heimatlands Lettland erzählen. Lange an der Schnittstelle der beiden Großmächte Russland beziehungsweise der Sowjetunion und Deutschland gelegen und nur wenige Jahre zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg unabhängig, wurde die jüdische Bevölkerung immer wieder Spielball der osteuropäischen Machtpolitik. Dass ausgerechnet das von deutscher Kultur geprägte Lettland mit seiner alten Haupt- und Hansestadt Riga schon früh zum Ort von Deportationen aus Deutschland und Österreich ausgewählt wurde, lag vor allem an dem ausgeprägten Antisemitismus des überwiegenden Teils der lettischen Bevölkerung und der bekannten Härte und Grausamkeit der dortigen paramilitärischen Einsatzgruppen, wie es in einer Ankündigung der Volkshochschule heißt. Bis heute werde dieser Teil der Geschichte der aufstrebenden baltischen Nation, ein Neumitglied der Europäischen Union verschwiegen oder verharmlost. Die Initiative zu diesem Vortrag in der Volkshochschule geht auf Hans-Jürgen Gaber zurück, der sich als Teilnehmer einer Studienreise des Dorstener Jüdischen Museums im Herbst 2003 "Auf jüdischen Spuren im Baltikum" bewegte. Dort lernte er Isaak Kleimann als Führer durch das ehemalige, auch heute noch weitgehend erhaltene Ghetto in Riga kennen. Als Ergänzung zu dem Vortrag von Isaak Kleimanns wird Hans-Jürgen Gaber einige Bilder und Reiseerfahrungen beitragen.


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