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Lippische Landes-Zeitung , 11.08.2001 :

Schüsse auf Fechenbach-Denkmal / Polizei Höxter: Politisch motivierter Anschlag – Staatsschutz eingeschaltet

Kreis Lippe / Warburg-Scherfede (sf/Sam). Schon wieder ist das Felix Fechenbach-Denkmal beschädigt worden: Mitglieder des SPD-Ortsvereins Warburg-Scherfede stellten gestern Morgen fest, dass auf die Metallplatte geschossen worden war. Die Abprallmarken der Projektile sind deutlich zu erkennen. Am vergangenen Dienstag jährte sich der Tod des Journalisten zum 68. Mal. Er lebte in Detmold und wurde am 07. August 1933 von den Nazis bei Warburg ermordet.

Die Scherfeder Sozialdemokraten haben von ihren Detmolder Genossen die Patenschaft für die Pflege des Denkmals übernommen. Wie zu erfahren war, wollten sie die jährlich stattfindende Gedenkfeier vorbereiten, die am morgigen Sonntag stattfindet. Dabei entdeckten sie die Beschädigung der Metallplatte.

Sechs Einschussmarken

Die Kreispolizei Höxter wurde sofort eingeschaltet, die sechs Einschussmarken zählte. Laut Polizeisprecher Peter Schneider ist angesichts der abgelegenen Stelle im Wald von einem gezielten und politisch motivierten Anschlag auszugehen. Ein Strafverfahren sei eingeleitet worden, heißt es. Direkte Zusammenhänge mit der morgigen Gedenkefeier sehen die Fahnder jedoch nicht.

Der Staatsschutz in Bielefeld ist informiert und wird das Areal observieren. Bei der letzten Routinekontrolle des Gedenksteins vor etwa acht Wochen waren den Scherfeder Sozialdemokraten noch keine Schäden aufgefallen.

Schon einmal heimgesucht

Schon einmal war das Mahnmal heimgesucht worden: In der Nacht zum Fronleichnamstag 1999 hatten Unbekannte die Metallplatte herausgebrochen. Außerdem hatten die Täter drei in der Nähe stehende Fichten bewusst so gefällt, dass sie, zumindest teilweise, auf die Sand-Steinfindlinge stürzten und diese in Mitleidenschaft zogen. Schon damals ging die Polizei davon aus, dass die Täter dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. Zwei Monate später wurde die Platte bei Willebadessen von einem LKW-Fahrer entdeckt, als er austreten musste. Bis heute sind die Täter nicht gefasst.

Der engagierte Sozialdemokrat und Pazifist Fechenbach war 1929 über München und Berlin nach Lippe gekommen, wo er sich in nur vier Jahren als scharfer Kritiker der Nationalsozialisten einen Namen machte. Seine unter dem Pseudonym „Nazi-Jüsken“ verfassten Artikel, in denen er Interna aus dem rechten Lager ausplauderte, sind älteren Lippern noch heute in Erinnerung.


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