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Lippische Landes-Zeitung , 03.11.2004 :

Soldaten gehörten über Jahrhunderte zum Stadtbild / Mit der bevorstehenden Auflösung des Kreiswehrersatzamtes endet eine lange Tradition Detmolds als Militärstandort

Detmold (da). Mit der bevorstehenden Auflösung des Kreiswehrersatzamtes endet im Wesentlichen eine bis ins 16. Jahrhundert reichende Präsenz von Militäreinrichtungen in Detmold. Zwar besteht noch ein Facharztzentrum im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus, doch soll dieses bekanntlich in einigen Jahren nach Augustdorf verlegt werden. In der offiziellen Liste des Verteidigungsministeriums zur künftigen Streitkräftestruktur taucht es gar nicht auf.

Die Zeiten, zu denen die Detmolder stolz darauf waren, "Garnisonsstadt" zu sein, sind lange vorbei, endeten laut Stadtarchivar Andreas Ruppert spätestens mit dem Untergang des Deutschen Reiches im Jahre 1945, wahrscheinlich aber schon früher. Danach prägten britische Stationierungsstreitkräfte mit ihren Standorten Fliegerhorst, Klüter Kaserne und Emilienkaserne das militärische Bild der Stadt. Übrig geblieben ist davon nur noch ein Wohngebiet für in Paderborn dienende Soldaten.

Die Bundeswehr war nie mit der aktiven Truppe in der Stadt vertreten. Neben dem Kreiswehrersatzamt gab es viele Jahre das Bundeswehrkrankenhaus in der Heldmanstraße, außerdem vorübergehend eine Apotheke in der Georg-Weerth-Straße sowie das Verteidigungsbezirkskommando 35 in der Bielefelder Straße.

Heute schwer vorstellbar, dass noch 1928 der Grundbesitzer- und Verkehrsverein in einem Schreiben an den Stadtrat die Auffassung vertrat, der "Verlust der Garnison wäre ... ein unabsehbarer, niemals wieder gut zu machender Schaden". Damals belegte ein Bataillon des Infanterie-Regiments 18 der Reichswehr die drei bestehenden Kasernen - auf dem heutigen Gelände der Bezirksregierung, im gegenwärtigen Gebäude des Arbeits- und Sozialgerichtes und an der Emilienstraße. Letztere waren noch im Kaiserreich auf Kosten der Stadt errichtet worden. Die Klüter Kaserne wurde erst zwischen 1934 und 1937 von der Wehrmacht gebaut, die in dieser Zeit auch den Fliegerhorst übernahm und erweiterte.

Emotional verbunden fühlen sich viele Lipper immer noch dem preußischen Infanterie-Regiment 55, in das die lippischen Soldaten nach Aufgabe der militärischen Selbstständigkeit des Kleinstaats (1867) eingegliedert wurden. Das Regiment wurde im Krieg gegen Frankreich und im Ersten Weltkrieg an der Westfront eingesetzt. Daran erinnern noch heute die beiden Denkmäler auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz.

Ein weiteres gibt es im Bismarck-Hain in der Verlängerung der Allee. Dieses ist dem Reserve-Infanterie-Regiment 256 gewidmet, in dem 1914 auch Jürgen Stroop Dienst tat. 1943 organisierte dieser dann die brutale Vernichtung des jüdischen Ghettos in Warschau.


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