www.hiergeblieben.de

Kulturinitiative Detmold e.V. , 15.09.2001 :

Pressemitteilung / Betr.: Tätlicher Angriff auf Mitglieder der Kulturinitiative Detmold e.V.

In der Nacht vom 14. auf den 15. September kam es während einer Veranstaltung zum 20jährigen Bestehen des autonomen Kultur- und Kommunikationszentrums zu einem schweren Zwischenfall.

Als gegen 00.00 Uhr drei Vereinsmitglieder der Kulturinitiative Detmold e.V. auf der Bielefelder Straße nach Hause gehen wollten, wurden sie aus einem vorbeifahrenden Auto mit den Parolen "Juden raus!" und "Zecken raus!" beschimpft. Das Fahrzeug hielt einige Meter weiter an und zwei der vier Insassen stiegen aus und jagten die zwei 15- und 16-jährigen Mädchen und den 20-jährigen jungen Mann zurück zum Vereinsgebäude der Kulturinitiative Detmold e.V.

Als diese einige Minuten später noch einmal die Räumlichkeiten der alten Pauline mit einem weiteren Vereinsmitglied verließen, lauerten die Neonazis ihnen auf und griffen sie an der Ecke Bielefelder Straße / Hermannstraße mit über einen Meter langen und zwei Zentimeter dicken Holzbrettern an. Während die Mädchen und einer ihrer Begleiter zurück zur alten Pauline flüchten konnten, wurde der junge Mann eingeholt und brutal zusammengeschlagen. Einer der Täter hielt den am Boden Liegenden fest und der zweite schlug mit den Brettern so lange auf sein Opfer ein, bis das Holz zerbarst. Einige aus dem Vereinszentrum kommende Besucher und Vereinsmitglieder eilten dem bewusstlos in der Einfahrt Liegenden zur Hilfe und sahen noch, wie das Auto die beiden Angreifer wieder einsteigen ließ. Zwei Gäste versuchten den Wagen mit den Tätern aufzuhalten, indem sie sich vor das Fahrzeug stellten, mussten sich jedoch selbst in Sicherheit bringen, als der Fahrer mit Vollgas losfuhr.

Nach Angaben der Polizei wurden die Neonazis wenig später gestellt und festgenommen.

Der Verletzte erlitt eine Gehirnerschütterung, eine Handverletzung, eine Platzwunde, mehrere Prellungen und musste sich einer Operation unterziehen.

Noch in der gleichen Nacht nötigten die ermittelnden Beamten des Staatsschutzes Bielefeld den unter Schock stehenden Verletzten, auf die Wache zu kommen und eine Aussage zu machen, geradeso als ob er eine Straftat begangen hätte.

Diese zuständige Polizeibehörde versucht auch diesmal wieder, den Fall herunterzuspielen. Äußerungen wie "Das war ja nicht so ein schweres Delikt" oder "Der Fahrer war doch unschuldig" sind bereits jetzt gefallen. Die Meldung in den Nachrichten, wonach Vereinsmitglieder die Neonazis "zur Rede stellen wollten" und es deshalb zu einer Schlägerei gekommen sei, ist falsch. Von Seiten der Vereinsmitglieder und den Gästen kam es zu keinerlei Provokation.

Aufgrund dieser offensichtlich tendenziösen Untersuchungen und wegen weiterer Provokationen seitens des Staatsschutzes gegen die alte Pauline und ihre Vereinsmitglieder (insbesondere die rechtswidrigen Hausdurchsuchungen im Fall Titho), haben wir beschlossen, nicht mit dem Staatsschutz zusammenzuarbeiten.

Übergriffe auf die alte Pauline sind keine Seltenheit. Im Laufe dieses Jahres sind von Nazis z.B. mehrere Transparente gestohlen, zerstört oder sogar angezündet worden. Stein- und Flaschenwürfe gegen das Haus gehören fast zur Tagesordnung.

Wir sehen in dem Angriff auf Vereinsmitglieder der Kulturinitiative Detmold e.V. ein weiteres Glied in der Kette von Repressionen, die von der Detmolder CDU über den Staatsschutz bis hin zu Neonazis gegen das Haus verübt werden, da die alte Pauline, in der sich linke Gruppen treffen und arbeiten, ihnen ein Dorn im Auge ist.

Doch wir lassen uns davon nicht einschüchtern, da gerade in Zeiten des immer mehr aufkommenden Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus die Arbeit der Gruppen im Haus unverzichtbar ist.



Anmerkung von www.hiergeblieben.de: Artikel über Tobias Thomas Budde und Sven Dickmann


soli@alte-pauline.de

zurück