Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
02.11.2004 :
Schock aus Berlin: Bundeswehr gibt Standort Lippstadt auf / Gestern Abend: Lipperland-Kaserne gehört zu den 105 Standorten der Streichliste / SPD-Abgeordneter Eike Hovermann will sich mit Entscheidung nicht abfinden
Lippstadt. Die Zitterpartie dauerte bis in die Abendstunden, dann war die Befürchtung traurige Gewissheit geworden: Der Bundeswehr-Standort Lipperbruch wird bis zum Jahr 2010 aufgelöst. Das Transportbataillon 801 bleibt nicht in Lippstadt, die Lipperland-Kaserne gehört zu jenen 105 Standorten, die auf der Streichliste von Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) stehen. Das erklärte der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Eike Hovermann gestern Abend gegenüber unserer Zeitung.
Um 21 Uhr war der Lippstädter Parlamentarier von Staatssekretär Wagner aus dem Verteidigungsministerium darüber informiert worden, was Spitzenmilitärs und hohe Beamte am Wochenende bei einer Klausurtagung beschlossen hatten und was Minister Struck heute Mittag offiziell verkünden will. Danach hat der heimische Bundeswehr-Standort keine Zukunft.
"Alle Bemühungen um den Erhalt des Standortes Lippstadt haben leider nicht gefruchtet", bedauerte Hovermann das Ende der mittlerweile 46-jährigen Bundeswehr-Präsenz in Lipperbruch. Er sei bisher davon ausgegangen, dass es etwa Panzerverbände treffen werde. Das traf jedoch ebenso wenig zu wie sich die Hoffnung erfüllte, dass der Standort Lipperbruch auch deswegen erhalten bleibe, weil er bei der Schließung der Standortverwaltung vor zwei Jahren als "aufwachsend" eingestuft worden sei. Damals war von einem "Standort mit Zukunft" die Rede und angekündigt worden, dass die Zahl der Soldaten des Transportbataillons von 750 auf über 1000 ansteigt. Aber auch das habe offenbar in der Klausurtagung "nicht gezogen".
Der SPD-Abgeordnete will sich mit der Entscheidung allerdings nicht abfinden. Er wolle, kündigte Hovermann an, am heutigen Dienstag sogleich ein Gespräch mit Verteidigungs-Staatssekretär Kolbow führen. Man müsse sehen, wo "noch Einsprüche möglich sind". Schließlich bringe die Schließung erhebliche Einschnitte für die Stadt mit sich, sagte Hovermann mit Blick auf die wirtschaftliche Bedeutung der Bundeswehr für die Region. Zu diesem Zweck habe er bereits gestern Abend mit NRW-Minister Schartau gesprochen.
Am Wochenende hatten Politiker und Militärs festgelegt, dass 105 Standorte bis zum Jahr 2010 aufgegeben werden sollen. Die Hälfte sind Dienststellen mit weniger als 100 Soldaten, aber auch 30 Standorte mit mehr als 1000 Soldaten sollen darunter sein - eine Größenordnung wie in Lipperbruch.
Verteidigungsminister Struck hatte wiederholt klar gemacht, dass die Entscheidung allein nach militärischen und betriebswirtschaftlichen Kriterien gefällt werde. Die Bedeutung eines Truppenstandorts für die Infrastruktur einer Kommune könne hingegen nicht Ausschlag gebend sein.
Die neuerliche Umstrukturierung der Bundeswehr warf zum vierten Mal innerhalb von 13 Jahren die Frage nach dem Schicksal der Lipperland-Kaserne auf. Dabei herrschte bislang freilich Optimismus: "Wir in Lippstadt sind zuversichtlich, dass wir auch diese Diskussion erfolgreich überstehen werden", hatte Bürgermeister Wolfgang Schwade noch anlässlich der Übernahme der Bataillons-Patenschaft im September gesagt.
In den vergangenen Jahren war es schließlich wiederholt gelungen, die zum Teil bereits beschlossene Aufgabe des Bundeswehr-Standorts Lippstadt abzuwenden. Zuletzt 1996, als Vertreter der Stadt den damaligen Verteidigungsminister Volker Rühe bei einem Treffen in Bonn noch umstimmen konnten. Ob das auch diesmal gelingt?
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