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Vlothoer Anzeiger , 02.12.2003 :

Vlothos Ruf leidet / AKE fürchtet um Ansehen der demokratischen Bildungseinrichtungen und weist auf verstärkte Aktivitäten des "Collegium Humanum" hin

Vlotho. Die Vlothoer Politik sollte ein wachsames Auge auf die Aktivitäten des "Collegium Humanum" werfen. Das ist der Appell, den das AKE-Bildungswerk gestern in einer Pressekonferenz deutlich machte. "Vor einigen Monaten haben wir noch geglaubt, dass es um das Collegium ruhiger geworden ist", sagte AKE-Mitarbeiter Rouven Schäfer. Dann habe es die Besuche des rechten Anwalts Horst Mahler gegeben und die "außerordentliche Mitgliederversammlung" im Seminarhaus an der Bretthorststraße.

Mahler war offenbar bei zwei Veranstaltungen eines Seminarblocks vertreten, ein dritter wird Mitte Dezember stattfinden. Die Veranstaltung "Einführung in Hegels Geschichtsphilosophie" hat Mahler am 17. Oktober selbst geleitet. Das machen Unterlagen deutlich, die der Journalist Klaus Weichhaus unter der Internetadresse http://deutschlandluegen.de veröffentlicht hat, der im übrigen auch selbst angeboten hatte, zeitweilig im "CH" zu wohnen und für organisatorische Fragen zur Verfügung stehen. Das wiederum geht aus der dem AKE vorliegenden Einladung zu der Mitgliederversammlung am 19. Juli hervor.

Weiter existiert im Internet eine Pressemitteilung, nach der sich in Vlotho der "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten" nennt. Vorsitzender wurde der Holocaust-Leugner Bernhard Schaub, seine Stellvertreterin Ursula Haverbeck-Wetzel, Vorsitzende des Vereins "Collegium Humanum". Die Liste der Unterzeichner liest sich wie ein Who-is-Who der Holocaust-Leugner", erklärte Gerhart Schöll, Vorsitzender des AKE-Vereins, der mit AKE-Leiter Friedhelm Jostmeier ebenfalls an der gestrigen Pressekonferenz teilnahm.

In der Liste finden sich Namen wie Gerd Hinsik, Verfasser des Buches "Freispruch für Hitler" oder den in Kanada inhaftierten Ernst Zündel.

Die Aktivitäten der Einrichtung werden vom AKE auch mit Fotomaterial - wiederum heruntergeladen aus dem Internet - belegt. An einer Veranstaltung, die am 30. Juli an der Wartburg stattfand, haben danach auch Horst Mahler und Ursula Haverbeck-Wetzel teilgenommen. Mahler hält dabei ein Plakat, auf dem zu lesen ist: "Den Holocaust gab es nicht."

Die "Kundgabe", so ist weiter in den Internet-Seiten zu erfahren, sollte ursprünglich in Auschwitz stattfinden, um - so das Zitat - "diese jüdische Kultstätte als Tatort des Seelenmordes am Deutschen Volk zu markieren".

Gerhart Schöll zeigte sich verärgert, dass der Ruf aller Vlothoer Bildungsstätten durch die Aktivitäten des "Collegium Humanum" in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. "Wer an eine Vlothoer Bildungsstätte denkt, dem kommt automatisch der Jugendhof in den Sinn", sagte Schöll, der hauptamtlich Jugendhof-Mitarbeiter ist. Wenn in den Medien aber nur von "einer Vlothoer Bildungseinrichtung" die Rede ist, in der es Durchsuchungen und Beschlagnahmungen gegeben hat, bestehe die Gefahr, dass Unbedarfte an den Jugendhof, das AKE oder andere Vlothoer Bildungseinrichtungen denken könnten.

In der Vorwoche hatte es zwei Durchsuchungen des "Collegium Humanum" gegeben. Grund war die Zeitschrift "Stimme des Gewissens", in der Texte abgedruckt sind, die im Verdacht stehen, als volksverhetzend zu gelten. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Laut Staatsanwalt Hermann Simonsen wird gegen Ursula Haverbeck-Wetzel sowie "Schriftleiter" Ernst Otto Cohrs aus Rothenburg/Wümme ermittelt. Auch dort hatten polizeiliche Durchsuchungen stattgefunden.


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