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Mindener Tageblatt , 27.10.2004 :

Bürger haben mangelndes Sicherheitsgefühl / Gesellschaft für Wehrkunde: Politische Bildungsarbeit wichtiger denn je / Keine Patentrezepte

Von Christian Weber

Minden (cwb). Wichtiger denn je ist die politische Bildungsarbeit geworden, die die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik leistet – diese Ansicht vertritt zumindest Klaus Suchland als Leiter der Sektion Minden, die sich in den vergangenen Jahren zur zweitgrößten GfW-Sektion bundesweit entwickelt hat.

Doch Suchland – er ist auch GfW-Landesvorsitzender und Vizepräsident der Bundesvereinigung – geht es dabei nicht um Selbstbeweihräucherung. Wie er beim Jahrespressegespräch verdeutlichte, gibt es in der Gesellschaft ein wachsendes Interesse an Informationen: "Die komplexen Bedrohungen unserer Sicherheit, ihre subtilen kaum vorhersehbaren Erscheinungsformen machen dem Bürger Angst, schaffen Unsicherheit und reduzieren in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit die Sicherheitsgarantie des Staates auf ein Minimum." Kurz gesagt: "Immer mehr Menschen haben das Gefühl, dass der Staat die Sicherheit seiner Bürger nicht mehr optimal gewährleisten kann."

Und diese Bürger wollen Hintergrundinformationen, um sicherheitspolitische Entscheidungen durch die Bundesregierung besser hinterfragen und einordnen zu können. Gleichzeitig sind Informationsangebote für Schulen und andere Einrichtungen oder Interessenvereinigungen weggebrochen, da viele politische Bildungsträger wegen Geldmangel ihre Arbeit einstellen oder reduzieren mussten und selbst die Bundeswehr mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit vielerorts abzieht. Daher ist aus Sicht von Suchland die GfW für die politische Bildung wichtiger geworden.

Nicht zuletzt spürt der Sektionsleiter dies bei den Vortragsabenden in Minden oder Bückeburg. Regelmäßig kommen 150 bis 170 Zuhörerinnen und Zuhörer. Dabei ist jeder willkommen – also nicht nur GfW-Mitglieder. Deren Zahl ist in den vergangenen Monaten übrigens auf 340 Mitglieder gestiegen – inzwischen sind rund ein Fünftel davon Frauen.

"Das sicherheitspolitische Informationsbedürfnis vieler Bürger können Parteien und Politiker offensichtlich nicht befriedigen", so Suchland. Und er betont dabei: "Es gibt keine Patentrezept-Lösung für sicherheitspolitische Belange, wie es politische Randgruppen oftmals propagieren. Daher muss der Bürger informiert werden, damit er populistische Parolen durchschaut."

Als momentane Themenschwerpunkte für die Vortragsabende nannte Suchland "die Transformation der Bundeswehr vor dem Hintergrund der Standortdiskussionen und der künftigen Wehrstruktur, vernetzte Sicherheit vor dem Hintergrund des international operierenden Terrorismus und der Organisierten Kriminalität sowie Europäische Union und Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitk".


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