lp ,
04.10.2004 :
Bericht zur Büren-Demo
Gestern, am 3. Oktober demonstrierten über 500 Menschen (Bullen sprechen von 450) gegen den Abschiebeknast in Büren. Darunter neben den üblichen Verdächtigen erfreulich viele MigrantInnen.
Zu der Demo hatten eine ganze Reihe von antirassistischen und antifaschistischen Gruppen aus ganz Deutschland aufgerufen.
Die Anreise verlief relativ problemlos, so kam es zu keinen Personalienfeststellungen oder Durchsuchungen. Allerdings weiß ich von einem Auto, welches zu spät eintraf und um- bzw. fehlgeleitet wurde.
Die einzige Auflage der Bullen war, dass die Fahnenstangen nicht die länge von 1,50 m und den Durchmesser von 2 cm überschreiten durften, diese Auflage wurde Anfangs sehr genau durchgesetzt. Als jedoch während der Demo eine Angelroute mit einer schwarzroten Fahne ausgefahren wurde, schritten die Bullen nicht ein.
Gegen 13.00 Uhr versammelte sich die Demo an der Kreuzung zum Knast, mitten im Wald. Auf einem Transpi wurde einem Gefangenem des Knastes gedacht, welcher am 27.09., also unmittelbar vor der der Demo im Knast an einer Lungenembolie gestorben ist. Die Gefangenen haben in Krankheitsfällen nicht den Zugang zur normaler ärztlicher Versorgung.
Die Route durch den Wald verlief relativ ruhig, im Wald würde die Parolen eh kaum jemand hören, dennoch schade um die Stimmung. Am Knast selber war es dann schon lauter. Nachdem Grußbotschaften in vielen verschiedenen Sprachen, u. a. auf persisch, arabisch, albanisch, türkisch, spanisch, französisch und englisch vorgelesen wurde, probierten auch die Gefangenen mit Krach auf sich aufmerksam zu machen. Dabei hatten sie es wohl nicht sehr leicht, wenn man bedenkt, welchen Sonderregelungen diese in dem ohnehin schon so grausamem Knast am Demotag unterlagen. Außerdem waren die Bullenabsperrungen viel zu weit vom Knast entfernt. Versuche, an den Absperrgittern zu rütteln, und wenigstens symbolisch die Parole "Power durch die Mauer bis sie Bricht" umzusetzten, wie sie davor noch durch den Lautsprecherwagen klangen, wurden leider von der Demoleitung beendet.
Zurrück an der Kreuzung ging es per Bus, Auto und Fahrrad zum Bahnhof der Kleinstadt Büren. Hier wurde ein Redebeitrag über das neue Zuwanderungsgesetz vorgelesen, außerdem wurde noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Großteil der Bürener Bevölkerung, vor die Wahl gestellt zwischen Asylheim und Knast für den Bau des Knastes entschieden hat, mit dokumentierten Begründungen, wie "dann kacken die wenigstens nicht in unsere Vorgärten".
Während der Demo, die nun mit Seitentranspis und teilweise in Ketten lief, wurde die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, und kritisiert, dass sich so wenige Menschen an den Protesten beteidigen.
Kurz vor Schluss versuchten die Bullen durch einen Spalier zu provozieren.
Die Abschlusskundgebung fand auf dem Marktplatz statt, wo eine Volksküche eingesetzt war. Es wurde ein Redebeitrag über die Geschichte des Knastes gehalten. Die Autonome Antifa Frankfurt hielt einen Redebeitrag zum Zusammenhang zwischen Sicherheitswahn, staatlichem Rassismus, Sozialabbau und Geschichtsrevisionismus, und verwies auf eine Demo in Frankfurt, am 30.10.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es wichtig war, nach zweijähriger Unterbrechung wieder an die Tradition der Büren-Demo anzuknüpfen, und zu zeigen, dass es noch Leute gibt, die sich nicht mit Grausamkeiten wie diesem Knast abfinden.
Auf das auch im nächsten Jahr wieder eine Bürendemo stattfindet!
info@hiergeblieben.de
|