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Deister- und Weserzeitung , 05.10.2004 :

Den Falschen die Ehre erweisen?

Von Wolfhard F. Truchseß

Landrat Karl Heißmeyer ist ein aufrechter Sozialdemokrat, dem niemand auch nur die geringste Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut unterstellen wird. Aber Heißmeyer war auch Bundeswehroffizier und bekennt sich offen zu den dort gepflegten soldatischen Tugenden. Als Ex-Offizier ist er nun offenbar der Faszination der besonderen Tapferkeit erlegen, die einst mit dem Ritterkreuz verbunden wurde. Das kann er für sich als Privatperson vertreten, als Landrat wäre er besser beraten gewesen, sich genauer über den Orden der Ritterkreuzträger und die mit ihm Ausgezeichneten zu informieren. Kommt hinzu, dass das Ritterkreuz erst 1939 von Hitler eingeführt wurde, um Männer in einem Krieg auszuzeichnen, in dem es um die Eroberung fremder Gebiete ging, um die Vernichtung des Feindes – um den Sieg Hitlerdeutschlands. Zu den Ordensträgern zählen viele ehrenwerte Männer, aber eben auch üble Schlächter aus der SS und Offiziere, die absolut loyal zu Hitler standen. Die zu ehren, und sei es mit einer kritischen Begrüßung, kann nicht die Absicht des Landrats sein. Hoffentlich sagt er diesen Termin doch noch ab. Das würde Heißmeyer auszeichnen.


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