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Schaumburger Zeitung , 15.10.2004 :

"Den Rechten zum Trotz: Wir bleiben Freunde" / Empfang für Botschafter Shimon Stein / Enge Kontakte zwischen Stadt und Jüdischer Gemeinde

Bückeburg (rc). Für die Jüdische Gemeinde im Landkreis Schaumburg war der Besuch des israelischen Botschafters Shimon Stein in Bückeburg ein Höhepunkt in ihrer noch jungen Geschichte. Denn erst vor acht Jahren hat sich die Gemeinde in Bückeburg gegründet, wo sie auch ihren Gebetsraum an der Langen Straße hat. An historischer Stätte: Im Keller des Gebäudes 59 befinden sich noch Reste der ehemaligen jüdischen Synagoge, die an der Langen Straße lag, bis sie in einen Neubau an der Bahnhofstraße verlegt wurde. Hier haben heute die Zeugen Jehovas ihr Gemeindezentrum.

Etwa 25 Mitbürger jüdischen Glaubens zählt die Gemeinde. In Bad Nenndorf gibt es eine zweite jüdische Gemeinde mit zirka 80 Gemeindegliedern.

In ihrer Ansprache im historischen Ratssaal im Rahmen der Eintragung des Botschafters in das Goldene Buch der Stadt betonte Bürgermeisterin Edeltraut Müller die enge und gute Zusammenarbeit von Jüdischer Gemeinde und Stadt. Was wiederum der Botschafter mit der Aussage, er freue sich über diese guten Kontakte, quittierte. Nach Abschluss des offiziellen Teils nutzte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Alexander Pojarov, den Besuch Steins, um ihn über die Arbeit in der Gemeinde zu informieren.

Wie Edeltraut Müller in ihrer Ansprache sagte, fühle sich die Stadt sehr geehrt durch den Besuch Steins. Die Beziehungen der Völker seien von unterschiedlichen Entwicklungen geprägt. Nach dem Ende des Nationalsozialismus und der Aufnahme erster Kontakte 1951 durch die damalige Bundesrepublik habe sich die schwierige Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach verbessert. Trotz gebliebener Spannungen setzte sie für die Zukunft darauf, dass nachwachsende Generationen unbeschwerter miteinander umgehen können. Auch im Hinblick auf den Nahostkonflikt sagte die Bürgermeisterin: "Wir wünschen dem israelischen Volk eine friedvolle Zukunft."

Shimon Stein wies darauf hin, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten die Beziehungen beider Völker verbessert hätten. Austausche besonders im Bereich des Sports und der Jugend seien der beste Beweis dafür. Juden hätten ihren Weg zurück nach Bückeburg gefunden. Trotz der Wahlerfolge der Rechten hoffe er, dass das Zusammenleben weiter gelinge. Deutschland werde sich entschieden mit dem Phänomen des Anwachsens rechten Gedankenguts auseinander setzen müssen. Shimon Stein will übrigens noch einmal – dann privat – nach Bückeburg kommen, um sich die Stadt anzuschauen. Er sei das erste Mal in Bückeburg und freue sich, dass eine weitere Lücke geschlossen sei. Einen kleinen Eindruck bekam er, als er zu Fuß, flankiert von Sicherheitskräften, vom Rathaus durch das Schlosstor zur Schlossremise ging.


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