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Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 13.10.2004 :

Gedenken als stetige Mahnung / Gut besuchte EGV-Ehrenmalfeier am Hirschsprung bei Willebadessen

Willebadessen (sie). Über 250 Mitglieder aus fast allen Abteilungen des Eggegebirgsvereins und zahlreiche Gäste kamen am vergangenen Sonntag zum Hirschsprung oberhalb des Bahnhofs Willebadessen, um dort vor dem hohen Eichenkreuz der Toten und Gefallenen beider Weltkriege zu gedenken.

Gastgeber war auch diesmal die Wanderabteilung Willebadessen im Eggegebirgsverein (EGV), deren Vorsitzender Rudi Steuter die Wanderfreunde, die zum Teil lange Wege durch den bunten Herbstwald zurückgelegt hatten, an der Traditionsstätte begrüßte.

Wieder mit dabei war auch die Jagdhornbläsergruppe aus Peckelsheim, die mit dem "Fürstengruß" die Veranstaltung eröffnete, den "Jägermarsch Nr.3" intonierte und mit "Auf Wiedersehen" zum Heimweg aufrief.

Nicht mehr wegzudenken aus der Ehrenmalfeier ist auch der Männergesangverein St. Josef Willebadessen, der am Sonntag die Stücke "Heimatlied" und "Herr der Welt" zum Besten gab. Tonangebend war der Chor außerdem bei den Gemeinschaftsgesängen "Kein schöner Land" und "Ich hatt' einen Kameraden".

Der Bad Driburger EGV-Hauptvorsitzende Konrad Kappe freute sich ferner über die große Teilnehmerzahl, die ein Indiz dafür sei, dass die seit 1926 durchgeführte Traditionsveranstaltung auch künftig gewollt werde. Dabei habe er in der Vergangenheit gelegentlich Stimmen vernommen, die ein Überdenken der jährlichen Ehrenmalfeiern ins Gespräch bringen wollten, weil ein solches Gedenken in dieser Art angeblich nicht mehr zeitgemäß sei. Das imposante Bild vor dem Eggekreuz führe diese Forderung jedoch ad absurdum, wie Konrad Kappe erklärte.

Gedenkfeier sei alles andere als ein Anachronismus

Unterstützung erhielt der EGV-Vorsitzende dabei von Nieheimes Bürgermeister Johannes Kröling, der als Hauptredner des Tages betonte: "Gerade jetzt macht eine öffentliche Ehrung für Opfer aus Kriegen sehr viel Sinn". In Zeiten der Globalisierung dürfe allerdings nicht nur der heimischen Toten und Gefallenen zweier grausamer Weltkriege gedacht werden.

Vielmehr müsse auch die riesige Schar von Opfern anderer kriegerischer und terroristischer Handlungen in die Trauer mit einbezogen werden.
Zudem erinnerte der Nieheimer Bürgermeister in seiner Festansprache an die Invasion der Alliierten, die sich 2004 zum 60. Mal jährte.

Allein am so genannten "D-Day" starben in wenigen Stunden auf beiden Seiten insgesamt 12.000 Soldaten. Jeder der dort seines Lebens beraubte Soldat – das gelte für Tote und Gefallene anderer Kriegsgeschehen, gleich wo und wann, ebenso – habe sein Leben geopfert, um die Lieben daheim vor Schäden zu bewahren.

Die immer wieder zu vernehmende Forderung nach Frieden in der Welt habe sich auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges leider als tragische und trügerische Hoffnung erwiesen. Gerade heute sei die Welt von gewalttätigen Auseinandersetzungen übersät. Aktuelle Kriege zwischen verschiedenen Völkern und unzählige Bürgerkriege, Terroranschläge, Geiselnahmen und andere Grausamkeiten würden tagtäglich durch die Medien geistern.

Dennoch dürfe, so Kröling, die Hoffnung und vor allem das stetige Streben, doch noch irgendwann Frieden und Freiheit für alle Menschen realisieren zu können, nicht aufgegeben werden. Um dies zu erreichen, seien Kampfeinsätze leider mitunter nicht zu vermeiden.

Und für dieses Ziel hätten Millionen von Menschen ihr Leben gelassen. "Ihr Gedächtnis muss wach gehalten werden", bekräftigte Johannes Kröling. Deshalb müsse die traditionelle Ehrenmalfeier auch künftig ihren Platz im Jahresablauf des EGV haben.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

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