Gruppe Puk ,
04.10.2004 :
Wir kamen um zu stören ... / Presseerklärung der Gruppe Puk zu der Störung der Veranstaltung mit Jörg Friedrich und Uwe Wehler am 02.10.2004 in Bielefeld
Wir haben den "heiligen Boden" der Nikolai Kirche betreten, nicht etwa um dem pluralistischen und aufgeklärtem Gehabe bei der "Bielefeld im Bombenkrieg"- Veranstaltung der Neuen Westfälischen noch die Krone aufzusetzen und uns als "die Antifa" an der Diskussion zu beteiligen, sondern um zu stören. Als Jörg Friedrich mit seinen Vergleichen der deutschen Verbrechen an der Zivilbevölkerung und der Bombardierung deutscher Städte begann, entrollten wir zwei, zugegeben hässliche, Transparente mit den Aufschriften "Deutsche Täter sind keine Opfer" und "No Tears for the Krauts". Durch die gute Akustik in den muffigen Gemäuern gelang es uns die ungeteilte Aufmerksamkeit der laut NW 600 BesucherInnen auf uns zu ziehen. Beherzt sprang u. a. der anwesende Pastor Piepenbrink-Rademacher herbei, um uns durch rabiaten Körpereinsatz aus seiner Kirche zu entfernen und uns Kraft seines ihm verliehenen Amtes und dem Hausrechts ein Hausverbot für das Gotteshaus auszusprechen. Wir vergessen das unflätliche Benehmen des Pfaffen, wenn er im Gegenzug die sündigen Worte, mit denen er bedacht wurde, vergibt.
Eine Erklärung unserer Motivation an die Anwesenden hielten wir für unangebracht, da jeder/jede, die es interessiert, über Friedrichs Relativierung der deutschen Verbrechen und sein Einsatz als ideologischer Flakhelfer gegen die, die den deutschen Vernichtungsfeldzug gestoppt haben, genug Kritisches im Internet finden kann. Die auf der Veranstaltung viel gerühmte "deutsche Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit" ist nichts weiter als eine Nutzbarmachung der deutschen Verbrechen für ein modernes "aufgeklärtes" Deutschtum also für eine neue, "saubere", kollektive Identität.
Dass diese neue deutsche Identität nicht nur die Opfer an der "Heimatfront" beweint, sondern gerade "wegen Auschwitz" auch wieder eigene Bomben werfen darf, zeigt, dass Leute wie Friedrich und Wehler die Stichworte für die heutige deutsche Politik und das "gesunde Volksempfinden" liefern.
Wenn uns gegenüber angemerkt wird, dass bei den Bombardierungen der deutschen Städte auch ZwangsarbeiterInnen und Kinder getötet wurden, dient das im Kontext der Veranstaltung nicht der Verurteilung der Zwangsarbeit und schon gar nicht derer, die sie betrieben und davon profitiert haben, sondern lediglich der Schuldabwehr für ein kollektiv begangenes Menschheitsverbrechen. Schließlich sind die Entschädigungen kläglich, die betreffenden Unternehmen aus ihrer Verantwortung entlassen und aus denen die Hitler wählten, die Pogrome und den Angriffskrieg vorbereiteten. durchführten und bejubelten, die Juden und KommunistInnen denunzierten, die ihre Kinder an die Flak stellten und liebend gerne Besitz und Land "arierisierten", ist die unschuldige Zivilbevölkerung geworden, die nichts von der industriellen Vernichtung wusste und im übrigen auch nur Opfer eines verrückten aber doch menschlichen Demagogen in einem Bunker, wurde. Ein paar Täter wurden uns von der NW dann doch zugebilligt. Es waren ausnahmsweise nicht die gemeint, die, die Ausrottung der Juden und die Unterjochung des Kontinents nicht human genug beendet haben, sondern richtige Nazis, so mit Hakenkreuz und Peitsche so ...
Deutschland denken heißt Auschwitz denken. No tears for the Krauts.
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