Stader Tageblatt ,
02.09.2002 :
Goldaper feierten 50 Jahre Patenschaft / Verpflichtung für deutschen Osten hinterfragt
Stade. (q). "Der Landkreis Stade hat am 4. August 1952 die Patenschaft für den ostpreußischen Kreis Goldap übernommen und damit den Willen bekundet, das Bewusstsein für den deutschen Osten wach zu halten." An die jetzt 50 Jahre alte Verpflichtung, die der Landkreis sich in seinem Verwaltungsgebäude Am Sande an die Wand geschrieben hat, erinnerte am Sonnabend im Stadeum Kreisdezernent Helmut Hölscher.
In seinem Festvortrag beim traditionellen Stader Heimattreffen der Goldaper Kreisgemeinschaft hinterfragte Hölscher vor etwa 200 Zuhörerinnen und Zuhörern den Sinngehalt des Versprechens, "das Bewusstsein für den deutschen Osten wachzuhalten".
Insgesamt hatten sich in diesem Jahr nach Schätzung des Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Goldap, Stephan Grigat, circa 1000 Menschen nach Stade auf den Weg gemacht, die im ostpreußischen, heute polnischen Kreis Goldap familiär verwurzelt, teilweise dort auch noch geboren sind. Von der "Goldaper Gesellschaft der deutschen Minderheit in Goldap", von denen nach Grigats Worten die Hälfte unter 40 sind und nicht mehr alle fließend deutsch sprechen, waren rund 30 angereist.
Für Hölscher sind, wie er in seinem Vortrag "50 Jahre Patenschaft für den Kreis Goldap" betonte, nicht das Goldaper Museum in der Großen Schmiedestraße oder die Gedenkstätte in den Wallanlagen wesentlichster Ausdruck der Stader Verbundenheit mit Goldap. Eher hätten Persönlichkeiten die Geschichte der Patenschaft geprägt.
Natürlich nannte Hölscher hier zuerst ihren Begründer Dr. Karl von Buchka, der als letzter Goldaper Landrat und späterer Stader Kreistagsabgeordneter den Anstoß gab. Besonders erinnerte Hölscher auch an Dr. Hans Erich Toffert, der der Kreisgemeinschaft von 1962 bis 1992 vorsaß und in dessen Ära es zu ersten Kontakten mit der heutigen polnischen Bevölkerung Goldaps, zu Hilfsaktionen des Stader DRK und Spendensammlungen für die alte Goldaper Kirche kam.
Hölscher beschrieb, wie in den 50er Jahren offen formulierte Forderungen nach Rückkehr der Vertriebenen in ihre Heimat und einem wieder deutschen Ostpreußen von der Erkenntnis verdrängt wurden, "dass der Zustand wohl noch fortdauern könne".
Weil an diesem "Zustand" längst niemand mehr zu rütteln wagt, legte der Redner seinem Publikum nahe, an die Stelle des "Bewusstseins für den Deutschen Osten" die "Erinnerung an den Deutschen Osten" zu setzen: Erinnerung an preußischen Glanz und preußische Werte, preußische Niederlagen und dem Ende Preußens im Nationalsozialismus als wichtiger Teil deutscher Geschichte. Dieses geistige Erbe sollte – so Hölscher – wachgehalten und der europäischen Vereinigung nutzbar gemacht werden.
Zum zweitägigen Programm des Goldpaper Heimattreffens gehörten unter anderem auch gesellige Zusammenkünfte, ein Gottesdienst gestern morgen in St. Wilhadi und die obligatorische Feierstunde am Mahnmal.
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