www.hiergeblieben.de

Die Glocke , 04.10.2004 :

Deutsch-ausländischer Freundeskreis / Nach Schilys Vorschlag Thema umdisponiert

Sendenhorst (gat). "Europa macht dicht" lautete die Thematik des diesjährigen Treffens des Deutsch-ausländischen Freundeskreises auf dem Rathausplatz in Sendenhorst. Zu diesem Anlass wurde dort am Freitagnachmittag ein Zelt aufgeschlagen, in dessen Innern sich jeder Interessierte über die aktuelle europäische Asylpolitik informieren konnte. Es sei wirklich erschreckend, wie es zur Zeit um die Asylpolitik sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene steht, machte Ingrid Demming vom Deutsch-ausländischen Freundeskreis deutlich.

An den europäischen Außengrenzen sterben jährlich weit über 1000 Menschen, und die einzige Möglichkeit zur Einreise bestehe für Asylsuchende darin, sich Schlepperbanden anzuvertrauen, welche sie unter menschenverachtenden und lebensgefährdenden Bedingungen nach Europa einschleusen. In Deutschland werde letztlich nur rund fünf Prozent aller Asylsuchenden auch Asyl gewährt, während die anderen 95 Prozent in ihre "Heimat", in der sie Bürgerkriege, Armut und Entrechtung erwarten, zurückkehren müssen, so Demming.

Zentrales Thema sollte am Freitag eigentlich die so genannte Drittstaatenregelung sein. Diese besagt, dass Asylsuchende europaweit ohne Einzelprüfung in sichere Drittstaaten überführt werden dürfen, in denen zum Teil internationale Flüchtlingsstandarts nicht vorhanden sind. Bei dieser "Kettenabschiebung" werde sichtbar, wie sehr Europa dicht macht, sagte Demming. Als der Freundeskreis jedoch von den neuesten Nachrichten erfuhr, disponierte er spontan um. Denn nun galt es, über den gerade erst bekannt gewordenen Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily zu informieren. Dieser hatte mit europäischen Ministern die Idee zur Einrichtung von Flüchtlingsaufnahmezentren außerhalb Europas, beispielsweise in Afrika, diskutiert. Mit Entsetzen habe sie diese Neuigkeit aufgenommen, so Demming. Den Abschluss des Treffens des Deutsch-ausländischen Freundeskreises bildete ein gemütliches Kaffeetrinken im Haus Siekmann.


glocke-online@die-glocke.de

zurück