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Mindener Tageblatt , 01.10.2004 :

Omar – "Als nasses Hemd" ins neue Leben / Multimediale Ausstellung erzählt Lebensstationen eines Flüchtlings nach / Mit einem Boot von Marokko nach Spanien

Von Doris Christoph

Minden (mt). Omar springt ins Meer, schwimmt um sein Leben. Mit jedem Meter kommt der Marokkaner seinem vermeintlich besseren Leben in Spanien ein Stück näher. Eine Multimedia-Ausstellung erzählt sein Schicksal stellvertretend für tausende illegaler Migranten nach.

"Clandestino illegal, Labyrinth Europa" heißt die Ausstellung vom Jugendmigrationsdienst Minden-Lübbecke (JMD) und der Ausländer- und Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie, Diakonisches Werk im Kirchenkreis Lübbecke. Seit gestern und nur noch heute steht der Truck auf dem Schulhof des Leo-Sympher-Berufskollegs. Mit Walkman, Bildern und Stücken aus dem Alltag eines illegalen Arbeiters und Flüchtlings können Besucher in die Welt des 18-Jährigen eintauchen.

Durch acht Räume führt Omar die Besucher mittels eines Walkman. Mal laufen sie auf Steinen, setzen sich in ein Boot, lernen Omars karge Hütte kennen.

Er berichtet von seiner Familie, die Geld sammelt, um die Schleuser zu bezahlen. In Spanien soll er Geld für die Daheimgebliebenen verdienen.

Omar erzählt von der Bootsfahrt mit den anderen Flüchtlingen, dass es heiß sei und kein Trinken gibt. Als sich die Küstenwache nähert, müssen alle ins Wasser springen. Omar schwimmt die letzten Kilometer bis er in Hose und Unterhemd den Strand erreicht. Für die Einheimischen ist er ein Clandestino – "ein nasses Hemd".

Er findet Arbeit auf einer Plantage, wo er am Fließband arbeitet. Bei einer Polizeirazzia flieht er. Die Ausstellung endet damit, dass er mit anderen Flüchtlingen in einer Hütte am Strand lebt.

"Die Ausstellung ist echt gut aufgebaut, zum Beispiel die Idee mit dem Hörspiel", lobt Christian (18), der gerade aus der Ausstellung kommt. "Ein furchtbares Leben ist das", zeigt er sich beeindruckt.

Helge (20) geht es ähnlich: "Ich würde auch flüchten, wenn es in meiner Heimat so schlimm ist", überlegt er.

Tarek (20) der aus Tunesien stammt, kennt selber Flüchtlinge. "Die waren im gleichen Alter wie ich. Das Schlimme ist, dass sie dafür bezahlen, und es nie sicher ist, ob sich erfüllt, was sie erhoffen."


mt@mt-online.de

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