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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 29.09.2004 :

Der Bombenkrieg ein Verbrechen? / Der Versuch einer Einordnung alliierter Luftangriffe mit 600.000 zivilen Opfern

Der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler hat "eine Art von psychischem Gezeitenwechsel" diagnostiziert: Deutsche Opfer des Zweiten Weltkrieges finden in Literatur wie Medien Aufmerksamkeit und Interesse. Der Berliner Autor Jörg Friedrich war es, der mit seinem Buch "Der Brand" vor zwei Jahren die Diskussion um die aus seiner Sicht militärisch völlig sinnlose Zerstörung deutscher Städte und damit verbunden zielgerichtete Ermordung von rund 600.000 Zivilisten eröffnet hat.

Auch Friedrich geriet unter den Generalverdacht des Relativierens. Der erste Streitpunkt war denn auch die Frage, ob er mit seiner "Ereignisgeschichte" (Wehler) deutschen Leids ein Tabu gebrochen habe. Wehler räumt indes ein, dass der Bombenkrieg ein "vernachlässigtes Thema der Zeitgeschichte" war. Wie "darf" man aber heute über das Thema sprechen?

Auch inhaltlich ist die Bewertung der anglo-amerikanischen Strategie des Bombenkriegs gegen die deutsche Zivilbevölkerung strittig: Hat Bomber-Harris sein Denkmal verdient oder hätte man ihm oder gar Churchill den Prozess als Kriegsverbrecher machen können?

Am Samstag, 2. Oktober, 20.15 Uhr, in der Altstädter Kirche, diskutieren darüber die Historiker Jörg Friedrich, Hans-Ulrich Wehler, Hans-Jörg Kühne und NW-Chefredakteur Uwe Zimmer. Ausgehend vom Geschehen in Bielefeld soll eine Einordnung und Bewertung der alliierten Luftangriffe versucht werden. Der Eintritt ist frei, Peter Stuckhard moderiert, das Publikum ist eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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