Deister- und Weserzeitung ,
28.09.2004 :
Radau: "Wir sind bereit und fähig zum Dialog" / Starke Beteiligung beim Tag der Heimat im Gasthaus Mittendorf in Buchhagen / Buntes Programm
Buchhagen (tz). Der Tag der Heimat im Gasthaus Mittendorf in Buchhagen war geprägt von der Erinnerung an Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren und stand unter dem Motto "Dialog führen – Europa gestalten". In dem vollbesetzten Saal gaben sich zahlreiche Abordnungen vereinigter Kreisverbände und Landsmannschaften des Bundes der Vertriebenen aus dem Landesverband Niedersachsen ein frohes und beschwingtes Stelldichein, in das der Feuerwehrmusikzug Sibbesse mit Chor eingestimmt hatte.
Nach dem Fahneneinmarsch entbot der stellvertretende Landesvorsitzende und Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Alfeld, Hellmut Schneider, den vielen hundert Gästen einen Willkommensgruß, darunter Landesinnenminister Uwe Schünemann, Umweltminister Hans-Heinrich Sander. "Zum 55. Mal nehmen in Deutschland mehr als 100.000 Landsleute an Tagen der Heimat in West- und Mitteldeutschland teil", betonte Hellmut Schneider. "Fast 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung sind wir in der Bundesrepublik von der Verwirklichung des Rechts auf die Heimat noch sehr weit entfernt", bedauerte er. "Wir werden unsere berechtigten Anliegen weiterhin vertreten, solange die Folgen der Massenvertreibung unaufgearbeitet bleiben und kein gerechter Ausgleich im Nehmen und Geben zwischen uns und unseren östlichen Nachbarn erreicht ist. Wir Vertriebenen erwarten, dass sich auch unsere ost- und südöstlichen Nachbarn zum Unrecht der Vertreibungen bekennen und mindestens Ansätze zur Lösung aller offenen Fragen zeigen. Es geht um einen der Wahrheit verpflichteten Umgang mit der Geschichte und letztlich um die Ächtung der Vertreibung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."
Der Wehrmusikzug und der Chor der Russlanddeutschen leiteten zu den Grußworten über, in denen insbesondere die Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen unterstrichen wurde. "Für die Landesregierung sei das eine Herzensangelegenheit", hob Uwe Schünemann hervor und hoffte auf mehr Verständnisbereitschaft nach Überwindung der Teilung Europas und einen positiven "Brückenbau". Bodenwerders Bürgermeister Hartmut Schüler sprach von persönlichen Fluchterlebnissen und stellte die Münchhausenstadt als Fremdenverkehrsort vor. Hellmut Schneider rundete alle Aussagen ab mit der deutlichen Forderung: "Was wir Deutschen erlebten, darf sich auch anderswo niemals wiederholen. Wir müssen Brückenbauer im Vertriebenenrecht bleiben." Für diese ganz aktuellen Initiativen setzte sich Landesverbandsvorsitzender und BdV-Präsidialmitglied Bonn/Berlin, Dr. Dieter Radau, ein. Der Bund der Vertriebenen habe sein Leitwort für das Jahr 2004 (Dialog führen – Europa gestalten) mit dem Europagedanken verbunden, führte er aus. Im Jahr der Erweiterung der EU setze der Verband damit seinen geistigen Beitrag zur Vollendung der europäischen Gemeinschaft fort. Nur im Gespräch miteinander wachse das Verständnis füreinander.
Der lebendige Dialog der Vertriebenen mit den Nachbarstaaten solle weitergeführt und intensiver werden. Nur so könne man bestehende Differenzen aus der Vergangenheit überwinden. Zur Erläuterung des Rechtes auf Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte führte Radau zahlreiche Passagen aus Verträgen an, wie sie in verschiedenen Ländern festgeschrieben und verabschiedet wurden. Deutschland, Polen und Tschechien seien – mit allen Rechten und Pflichten – Mitglieder der EU. Dabei müsse auch deutlich werden, dass ethnisch bestimmte Maßnahmen, die zu kollektiver Vertreibung und zur Zerstörung kultureller Werte führen, eklatant gegen europäische Grundrechte und die gemeinsame Rechtskultur der Europäer verstoßen.
"Wir sind bereit und fähig zum Dialog für eine bessere, friedvolle Zukunft Europas", betonte Radau. "Wir halten es für dringend geboten, einen gemeinsamen europäischen Weg zu gehen. Wir wollen einen zumutbaren tragfähigen Ausgleich mit unseren östlichen Nachbarn."
Der Chor der Siebenbürger Sachsen aus Wolfsburg und einige Volkstänze rundeten das Programm ab.
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