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Veranstaltung / Nachrichten , 08.07.2012 :

Tages-Chronologie von Sonntag, 8. Juli 2012

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Veranstaltungskalender:




- Sonntag, 8. Juli 2012 um 15.00 Uhr -


Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945: Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS"


Veranstaltungsort:

Kreismuseum
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg

www.wewelsburg.de


- Treffpunkt ist das Foyer im ehemaligen Wachgebäude der SS auf dem Burgvorplatz.


Die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" bietet - ausgehend von den Ereignissen 1933 bis 1945 in und um Wewelsburg - eine umfangreiche museale Gesamtdarstellung der Geschichte der SS und ihrer Verbrechen. Während der Führung werden Geschichte und Struktur der SS, ihr Personal und dessen Ideologie und Selbstverständnis sowie die zahlreichen Verbrechen der SS thematisiert.

Das Schicksal der Opfer der SS-Gewalt wird am Beispiel des Konzentrationslagers Niederhagen-Wewelsburg verdeutlicht.

Die Besucherinnen und Besucher werden durch die Ausstellung in den historischen Räumen im ehemaligen Wachgebäude der SS am Burgvorplatz geführt, die auf 850 Quadratmetern über 1.000 Exponate präsentiert. Im Nordturm der Wewelsburg erläutern die Pädagogen die Baugeschichte und Bedeutung zweier in NS-Architektur eingerichteter Räume.

Inhaltlich endet die Ausstellung nicht mit dem Jahr 1945, sondern spannt den Bogen über die Aufarbeitung des SS-Terrors nach dem Krieg und die Lebensgeschichten der ehemaligen KZ-Häftlinge bis hin zu heutigen Kontinuitäten und Herausforderungen.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Sonntag, 8. Juli 2012


Am 7. Juli 2012 hat die Polizei neben Wohnungen in Berlin und Brandenburg auch die Räume des "Z-Versand" des einschlägig verurteilten Neonazis Meinolf Schönborn in Herzebrock-Clarholz durchsucht.

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Berlin / Brandenburg / Herzebrock-Clarholz: Durchsuchungen - Bildung einer bewaffneten Gruppe

Am 7. Juli 2012 hat die Polizei unter Leitung des Landeskriminalamts Brandenburg und der Staatsanwaltschaft Neuruppin neben Wohnungen und Büros in Berlin und Brandenburg auch die Räume des "Z-Versand" des einschlägig verurteilten Neonazis Meinolf Schönborn in Herzebrock-Clarholz (Kreis Gütersloh) durchsucht. Über die Ermittlungen berichten heute, am 8. Juli 2012, der Spiegel (Ausgabe 28/2012), die Online-Ausgaben des Westfalen-Blattes, der Neuen Westfälischen, der Glocke und der Rheinischen Post, AFP und die Online-Ausgabe der Berliner Zeitung.

Demnach werfen die Ermittlungsbehörden fünf Neonazis einen Verstoß gegen das Waffengesetz sowie die Bildung einer bewaffneten Gruppe vor. Zwei Durchsuchungen gab es in Herzebrock-Clarholz, ermittelt wird hier gegen Meinolf Schönborn und dessen Lebensgefährtin Brigitte Hell.

Meinolf Schönborn, geboren am 23. Juni 1955, ist gelernter Maschinenschlosser und war vorübergehend Unteroffizier der Bundeswehr.

Er trat 1972 in die NPD ein. 1981 wurde er in den Landesvorstand der "Jungen Nationaldemokraten" (JN) Nordrhein-Westfalen gewählt. 1982 gründete er den "Förderkreis Junges Deutschland" (FJD). 1983 wurde er Landesvorsitzender der JN. Unter seinem Vorsitz wurde die rassistische Agitation in der vom JN-Landesverband herausgegebenen Zeitschrift "Klartext" so stark verschärft, dass der JN-Bundesvorstand die weitere Herausgabe unterband. Als Schönborn versuchte, mit seinem Redaktionsteam den" Klartext" weiter herauszugeben, wurde er als Landesvorsitzender abgesetzt und im November 1984 aus der NPD ausgeschlossen. Schönborn gab die Zeitschrift "Klartext" weiter heraus und warb zunächst für die "Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei" (FAP).

Am 16. November 1985 beteiligte sich Schönborn an der Gründung der "Nationalistischen Front" (NF) als bundesweite Partei. Schönborn wurde zunächst NF-Generalsekretär. Nach einer internen Auseinandersetzung Anfang 1986 löste Schönborn den bisherigen NF-Vorsitzenden Bernhard Pauli ab.

Zahlreiche Gewalttaten bis hin zu rassistischen Morden und Brandanschlägen gingen von Mitgliedern und Anhängern der "Nationalistischen Front" aus. Auch der NF-Vorsitzende Schönborn wurde wegen neonazistischer Überfälle verurteilt. Als bekannt wurde, dass die NF paramilitärische Terrorgruppen, so genannte "Nationale Einsatzkommandos", gründete, wurde die Partei 1992 verboten. Wie eng Schönborn ins Milieu der neonazistischen Bombenleger verstrickt war, zeigt seine Verbindung zu dem Terroristen Peter Naumann: 1995 übergab Naumann in einer gemeinsamen Aktion mit Schönborn 13 Waffendepots an die Polizei.

1986 kaufte Schönborn ein Haus in der Bielefelder Bleichstraße, welches er als NF-Zentrum nutzte und gründete den "Klartext"-Verlag, der dort seinen Sitz hatte. Dieser Verlag war eines der ersten extrem rechten Musikverlage in Deutschland und diente der Finanzierung der NF.

Schönborn setzte seine politische Arbeit auch nach dem Verbot der "Nationalistischen Front" am 27. November 1992 fort. Weder sein FJD, noch sein "Klartext"-Verlag waren vom Verbot betroffen. Sein Schulungszentrum, seit 1991 in ein anderes Haus im Detmolder Ortsteil Pivitsheide verlagert, setzte die politischen Aktivitäten bruchlos fort, so dass er im Juni 1994 eine Anklage wegen Fortführung einer verbotenen Organisation erhielt. Um der Strafverfolgung zu entgehen, kaufte Schönborn ein Haus in Kvaers, Dänemark. Nach Demonstrationen von Anwohnenden gegen die Präsenz "deutscher Neonazis", räumte er das Haus wieder und wurde im November 1994 in Gütersloh inhaftiert.

Im November 1995 erfolgte das Urteil des Landgerichts Dortmund. Schönborn wurde zu zwei Jahren und drei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Nach einer erfolglosen Revision vor dem Bundesgerichtshof, trat Schönborn im November 1996 seine Strafe an. Nach seiner Haftentlassung nahm er an verschiedenen Veranstaltungen der NPD teil. Seit 2001 betreibt er einen Versandhandel.

2009 veranstaltete er in Thüringen eine "kameradschaftlichen Feier" aus Anlass der Sommersonnenwende. Im Dezember 2008 organisierte er in Erfurt ein "Julfest" zur Wintersonnenwende. In den Einladungstexten schreibt Schönborn: "Wir bitten, unseren Feinden keinen Anlass zu bieten, unsere Harmonie zu stören und auf Uniformierungen sowie das Tragen derzeit verbotener Zeichen zu verzichten."

Am 24. September 2011 referierte der "deutsche Widerstandskämpfer" Meinolf Schönborn bei der NPD im rheinland-pfälzischen Herschberg über "die Möglichkeiten des politischen Widerstandes in Deutschland trotz staatlicher Repression".

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Berliner Zeitung Online, 08.07.2012:
Neonazis in Berlin und Brandenburg / Razzia gegen Rechtsextreme

AFP, 08.07.2012:
Razzien gegen Neonazis in mehreren Bundesländern

Rheinische Post Online, 08.07.2012:
Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg: Neue Razzien gegen Rechtsextreme

Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke Online, 08.07.2012:
Rechtsextremer Herzebrocker im Visier

Neue Westfälische Online, 08.07.2012:
Razzien gegen Rechtsextreme in NRW, Berlin und Brandenburg / Bielefelder Polizei an der Aktion beteiligt
Westfalen-Blatt Online, 08.07.2012:
Razzia gegen Rechtsextreme in Berlin, Brandenburg und NRW / Fünf Beschuldigten wird die Bildung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen

Der Spiegel 28/2012 vom 09.07.2012, 08.07.2012:
Neonazis / Leiche in Zimmer 15

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Berliner Zeitung Online, 08.07.2012:

Neonazis in Berlin und Brandenburg / Razzia gegen Rechtsextreme

Von Katrin Bischoff und Lutz Schnedelbach

Berlin / Brandenburg. Nach dem Tod eines Neonazis und einem Waffenfund durchsucht die Polizei Wohnungen von Rechten - jeweils drei Objekte in Berlin und Brandenburg. Zwei Durchsuchungen gab es in Nordrhein-Westfalen. Ermittelt wird gegen fünf Beschuldigte, vier Männer und eine Frau.

Es war ein Zufall, der die Ermittler vermutlich auf die Spur einer neuen Gruppe gewaltbereiter Neonazis führte. Ende März dieses Jahres wurde in der Frühstückspension "Weißes Haus" in Herzberg, einem kleinen Dorf im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, die Leiche des 45-jährige Jörg L. gefunden. Der Mann aus Zimmer 15 hatte eine Herzattacke erlitten.

Ein Notarzt konnte ihm nicht mehr helfen. Eigentlich ein normaler Todesfall. Hätte in dem Raum nicht auch noch ein Militärrucksack gestanden, in dem sich drei Waffen befanden, darunter eine schussbereite Pistole. Nicht nur das machte die Ermittler stutzig. Auch der Tote selbst. Bei ihm handelte es sich um einen einschlägig bekannten Rechtsextremisten aus Berlin. Klar war den Fahndern schon bald auch, dass die Neonazis in der gepachteten Pension ein Schulungszentrum einrichten wollten.

Razzia in drei Bundesländern

Nach dreieinhalb Monaten Ermittlungen sind die Ermittler nun am vergangenen Sonnabend in einer großangelegten Razzia gegen die militante rechtsextremistische Gruppierung, der auch Jörg L. angehört haben soll, vorgegangen. Während der achteinhalbstündigen Aktion, die am Vormittag begann, durchsuchten 56 Beamte im Auftrag des Brandenburger Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft in Neuruppin insgesamt acht Wohnungen und Büros: jeweils drei Objekte in Berlin und Brandenburg, darunter im Barnim.

Zwei Durchsuchungen gab es in Nordrhein-Westfalen. Mit der Razzia wollten die Fahnder der Veröffentlichung über die rechtsextreme Vereinigung im Nachrichtenmagazin Der Spiegel zuvorkommen, das in seiner neuesten Ausgabe über den brisanten Waffenfund im Zimmer Nummer 15 in Herzberg und dessen Hintergründe berichtet.

Ermittelt wird gegen fünf Beschuldigte, vier Männer und eine Frau. Zwei der Verdächtigen stammen aus Brandenburg, zwei aus Nordrhein-Westfalen. Der fünfte Verdächtige ist Jan G. aus Berlin, der Jörg L. lange kannte, ihn noch wenige Tage vor dessen Tod getroffen und den Toten schließlich in der Pension gefunden haben soll.

"Wir werfen den Beschuldigten die Bildung einer bewaffneten Gruppe sowie den Verstoß gegen das Waffengesetz vor", sagte Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper am Sonntag der Berliner Zeitung. Sie bestätigte auch, dass die Fahnder im Zuge des Todesermittlungsverfahrens von Herzberg auf die fünf Verdächtigen gestoßen seien.

Bei der Durchsuchung am Sonnabend wurden unter anderem 16 Computer sichergestellt sowie "jede Menge Speichermedien", ein Luftdruckgewehr und Schreckschusspistolen. "Die Beweismittel müssen jetzt erst einmal ausgewertet werden", sagte die Oberstaatsanwältin. Dann könnten die Ermittler auch etwas über die Ziele der Gruppe sagen.

Bei den Verdächtigen aus Nordrhein-Westfalen handelt es sich offenkundig um den einschlägig vorbestraften Neonazi und langjährigen Aktivisten der rechtsextremen Szene Meinolf S. und dessen Lebensgefährtin. Meinolf S. betreibt bei Gütersloh einen rechtsextremistischen Versandhandel. Der 57-Jährige war lange Zeit NPD-Funktionär und einstmals auch Mitglied der Nationalistischen Front (NF), die im Jahre 1992 verboten wurde.

Meinolf S. macht aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Auf der Website seines Versandhandels können eindeutig erkennbare Neonazi-Klamotten ebenso bestellt werden wie Musik-CDs mit rechten Inhalten, rechtsextremistische Flugblätter und ein Neonazi-Magazin, das alle zwei Monate erscheint und für das Meinolf S. verantwortlich zeichnet. Auf der Internetseite berichtet der gelernte Maschinenschlosser auch freimütig über seine einschlägigen Vorstrafen.

Der Neonazi soll auch hinter der Anmietung des "Weißen Hauses" in Herzberg, einem ehemaligen LPG-Anwesen, stecken. So soll die Lebensgefährtin des Rechtsextremisten das 4.500 Quadratmeter große Areal samt Büros und Pensionszimmer in der 660 Einwohner zählenden Gemeinde von den ahnungslosen Eigentümern gepachtet haben, um dort angeblich Computer-Kurse und Seminare über alternatives Leben abhalten zu können.

Nach Angaben eines Ermittlers macht S. kein Geheimnis daraus, dass aus dem "Weißen Haus" eine rechtsextremistische Kaderschmiede ins Leben gerufen werden sollte. Davon spreche er auch in einem Nachruf auf Jörg L., dem Toten aus dem Weißen Haus, den er einen überzeugten Nationalsozialisten, hervorragenden Computerfachmann und Führer nennt. Und er drückt sein Bedauern darüber aus, dass der Tod von Jörg L. das Projekt Schulungszentrum in Herzberg nun verhindert habe.

In dem Dorf selbst wird viel über den Toten gesprochen und über das geplante Schulungsprojekt für Neonazis, von dem niemand so recht etwas geahnt hatte. Nun steht das "Weiße Haus" wieder leer.

Bildunterschrift: Lolita Lodenkämper, Oberstaatsanwältin: "Wir werfen den Beschuldigten die Bildung einer bewaffneten Gruppe sowie den Verstoß gegen das Waffengesetz vor."

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AFP, 08.07.2012:

Razzien gegen Neonazis in mehreren Bundesländern

Berlin / Neuruppin. Die Behörden sind am Wochenende in einer großangelegten Aktion in mehreren Bundesländern gegen die rechtsextreme Szene vorgegangen. Bei Razzien in Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen-Westfalen wurden Computer, ein Luftdruckgewehr und Schreckschusspistolen beschlagnahmt, wie eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft Neuruppin der Nachrichtenagentur AFP sagte. Scharfe Waffen seien aber nicht gefunden worden.

Die Sprecherin bestätigte damit einen Bericht von "Spiegel Online", demzufolge sich die Ermittlungen zur Bildung einer bewaffneten Gruppe gegen eine bislang unbekannte Organisation richten. Einer der Beschuldigten sei der vorbestrafte Meinolf S., Betreiber eines rechtsextremen Versandhandels. Er ist zudem ehemaliger NPD-Funktionär und Ex-Mitglied der 1992 verbotenen Nationalistischen Front. Auch die anderen Beschuldigen stammen aus der gewaltbereiten Neonazi-Szene.

Auf die Spur der Gruppe sind die Ermittler demnach durch einen Zufall gekommen. Im März fand die Polizei in einer Pension in Brandenburg einen Toten. Der Mann, der an einem Herzanfall gestorben war, war ein einschlägig bekannter Rechtsextremist. Neben seiner Leiche fanden die Beamten nach Angaben der Sprecherin einen Armeerucksack mit Waffen und Munition.

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Rheinische Post Online, 08.07.2012:

Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg: Neue Razzien gegen Rechtsextreme

08.07.2012 - 15.00 Uhr

Potsdam / Bielefeld (RPO). Die Polizei hat am Wochenende in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg Razzien gegen Rechtsextreme durchgeführt. Die Aktion zeige, dass "der Ermittlungsdruck auf Neonazis deutlich erhöht wird", kommentierte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD).

Eine Sprecherin des Brandenburger Polizeipräsidiums in Potsdam bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht von "Spiegel Online". In Nordrhein-Westfalen war die Bielefelder Polizei an der Aktion beteiligt. Von einem Zusammenhang mit der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), die für zehn Morde verantwortlich gemacht wird, war nicht die Rede.

Dem Bericht zufolge standen die Razzien im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine bislang unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis. Fünf Beschuldigten werde die Bildung einer bewaffneten Gruppe sowie der Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Am Samstag hätten Polizisten Wohnungen sowie Räume eines rechtsextremen Versandhandels durchsucht. Beamte stellten den Angaben zufolge Computer, Unterlagen, Schreckschusspistolen und ein Luftdruckgewehr sicher.

Die Aktion zeige, dass "der Ermittlungsdruck auf Neonazis deutlich erhöht wird", kommentierte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) nach Angaben eines Sprechers die Razzia. Kriminelle Aktivitäten rechtsextremistischer Straftäter würden entschlossen verfolgt.

Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Neuruppin und des Landeskriminalamtes Brandenburg waren dem Bericht zufolge 56 Beamte im Einsatz gewesen. Die Polizei sei der Gruppe auf die Spur gekommen, nachdem sie im März einen Toten in einer Pension entdeckt habe.

Der "einschlägig bekannte Rechtsextremist" sei an einem Herzanfall gestorben, neben der Leiche hätten Polizisten einen Rucksack mit Waffen entdeckt. Eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Neuruppin lag am Sonntag zunächst nicht vor.

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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke Online, 08.07.2012:

Rechtsextremer Herzebrocker im Visier

Herzebrock-Clarholz (dpa/rebo). Die Polizei hat am Samstag unter der Leitung des Landeskriminalamts Brandenburg und der Staatsanwaltschaft Neuruppin Wohnungen von Rechtsextremen durchsucht. Im Zuge des Einsatzes soll auch ein Neonazi aus Herzebrock-Clarholz überprüft worden sein.

Der einschlägig vorbestrafte 57-Jährige betreibt unter dem Namen "Z-Versand" einen Versandhandel im Internet. 2007 musste der Betreiber Insolvenz anmelden. Inzwischen ist die Seite wieder aktiv.

Beim aktuellen Einsatz der Ermittlungsbehörden geht es nach Angaben des Polizeipräsidiums in Potsdam um eine bislang unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis. Fünf Verdächtigen werde die Bildung einer bewaffneten Gruppe sowie der Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

"Einer der Beschuldigten ist der vorbestrafte Meinolf S., Betreiber eines rechtsextremen Versandhandels, ehemaliger NPD-Funktionär und ehemaliges Mitglied der 1992 verbotenen Nationalistischen Front", schreibt "Spiegel Online" zu der Aktion.

Dass bei der Razzia am Samstag auch die Räume des Herzebrockers durchsucht worden seien, wollte die Sprecherin der Polizei Potsdam am Sonntag auf Nachfrage der "Glocke" nicht bestätigen. Weitere Informationen über den Einsatz gebe es erst am Montag, hieß es. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin behalte sich vor, Einzelheiten zu veröffentlichen.

Nach Meldungen der Deutschen Presse-Agentur sollen bei dem Einsatz in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg 56 Beamte im Einsatz gewesen sein. Sie hätten Computer, Unterlagen, Schreckschusspistolen und ein Luftdruckgewehr sichergestellt. Die Polizei sei der Gruppe auf die Spur gekommen, nachdem sie im März einen Toten in einer Pension entdeckt habe. Neben der Leiche sei ein Rucksack mit Waffen gefunden worden.

Der Tote, der mit dem Herzebrock-Clarholzer Meinolf S. zusammengearbeitet haben soll, wurde in einer Pension im Ort Herzberg bei Berlin entdeckt, heißt es im heute veröffentlichten "Spiegel"-Bericht. Eine Frau habe das Haus angemietet. Sie soll die Lebensgefährtin des rechtsextremen Herzebrockers sein. Es wird vermutet, dass Meinolf S. die Pension für seine Zwecke nutzen wollte.

Bildunterschrift: Am Samstag soll in Herzebrock-Clarholz die Wohnung eine Neonazis durchsucht worden sein.

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Neue Westfälische Online, 08.07.2012:

Razzien gegen Rechtsextreme in NRW, Berlin und Brandenburg / Bielefelder Polizei an der Aktion beteiligt

Potsdam / Bielefeld (lnw). Die Polizei hat am Wochenende in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg Razzien gegen Rechtsextreme durchgeführt. Eine Sprecherin des Brandenburger Polizeipräsidiums in Potsdam bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht von "Spiegel Online".

In Nordrhein-Westfalen war die Bielefelder Polizei an der Aktion beteiligt. Von einem Zusammenhang mit der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), die für zehn Morde verantwortlich gemacht wird, war nicht die Rede.

Dem Bericht zufolge standen die Razzien im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine bislang unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis. Fünf Beschuldigten werde die Bildung einer bewaffneten Gruppe sowie der Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Am Samstag hätten Polizisten Wohnungen sowie Räume eines rechtsextremen Versandhandels durchsucht. Beamte stellten den Angaben zufolge Computer, Unterlagen, Schreckschusspistolen und ein Luftdruckgewehr sicher.

Die Aktion zeige, dass "der Ermittlungsdruck auf Neonazis deutlich erhöht wird", kommentierte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) nach Angaben eines Sprechers die Razzia. Kriminelle Aktivitäten rechtsextremistischer Straftäter würden entschlossen verfolgt.

Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Neuruppin und des Landeskriminalamtes Brandenburg waren dem Bericht zufolge 56 Beamte im Einsatz gewesen. Die Polizei sei der Gruppe auf die Spur gekommen, nachdem sie im März einen Toten in einer Pension entdeckt habe. Der "einschlägig bekannte Rechtsextremist" sei an einem Herzanfall gestorben, neben der Leiche hätten Polizisten einen Rucksack mit Waffen entdeckt. Eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Neuruppin lag am Sonntag zunächst nicht vor.

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Westfalen-Blatt Online, 08.07.2012:

Razzia gegen Rechtsextreme in Berlin, Brandenburg und NRW / Fünf Beschuldigten wird die Bildung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen

08.07.2012 - 12.53 Uhr

Potsdam (dpa). Die Polizei hat in drei Bundesländern Razzien bei rechtsextremistischen Gruppen durchgeführt. Das sagte eine Sprecherin des Brandenburger Polizeipräsidiums und bestätigte einen Bericht von "Spiegel Online". Die Durchsuchungen fanden in Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen statt. Dem Bericht zufolge standen die Razzien im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine bislang unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis. Fünf Beschuldigten werde die Bildung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen.

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Der Spiegel 28/2012 vom 09.07.2012, 08.07.2012:

Neonazis / Leiche in Zimmer 15

Ein toter Rechtsextremist und ein Rucksack voller Waffen: Rüstete sich in Brandenburg eine neue militante Gruppe für Anschläge?

Der Funkspruch, der am Abend des 22. März eine Streife der märkischen Polizei erreichte, hörte sich nach Routinearbeit an. In Herzberg, einer Ortschaft 60 Kilometer nordwestlich von Berlin, sei ein Mann leblos in seinem Hotelbett aufgefunden worden. Als die Beamten wenig später das Zimmer Nummer 15 im Souterrain der Frühstückspension "Weißes Haus" betraten, hatte der Notarzt bereits den Tod des Gasts festgestellt. Die Leiche wies keine Spuren von Gewalt auf, offenbar war der Mann an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Hinweise auf ein Fremdverschulden gab es nicht, und so hätte die "Todesermittlungssache 359 UJs 5214/12" schnell zu den Akten gelegt werden können. Wäre den Polizisten nicht ein Militärrucksack im Zimmer aufgefallen, in dem sich ein kleines Kriegsarsenal fand: drei Waffen, darunter eine schussbereite 7,65-mm- Pistole und ein umgebauter US-Karabiner mit Zielfernrohr, sowie rund 300 Patronen unterschiedlichen Kalibers. Als ebenso brisant erwies sich die Identität des Toten: Es handelte sich um Jörg Lange, geboren 1966 in Mecklenburg-Vorpommern, einen justizbekannten Aktivisten der rechten Szene.

Drei Monate später müssen sich die Sicherheitsbehörden jetzt mit mehreren Fragen auseinandersetzen: Was hatte der Mann mit dem Schießgerät vor? Wie kam das Arsenal in sein Pensionszimmer? Und: Hatte sich vor den Toren der Hauptstadt, kein halbes Jahr nach Enttarnung der Zwickauer Terrorzelle, womöglich eine neue militante Neonazi-Gruppe formiert und für Anschläge gerüstet?

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin, die in dem Fall ermittelt, will sich derzeit nicht äußern. In der 660-Seelen-Gemeinde Herzberg hat sich der Leichenfund im "Weißen Haus" längst herumgesprochen. In der Pension, so ist zu hören, sollte ein rechtsextremes Schulungszentrum entstehen. Im Frühjahr habe eine Frau das 4.500 Quadratmeter große Anwesen samt Büros, Tagungsräumen und Gästezimmern gepachtet. Sie wolle dort, so soll sie den ahnungslosen Eigentümern erklärt haben, EDV-Kurse und Seminare über alternatives Leben veranstalten.

Ermittler glauben indes, dass der Lebensgefährte der neuen Pächterin hinter der Anmietung steckte - und ganz andere Pläne mit der Immobilie hatte. Der Mann heißt Meinolf Schönborn und gilt seit über drei Jahrzehnten als große Nummer der deutschen Neonazi-Szene.

Anfang der achtziger Jahre wirkte Schönborn in hohen Funktionen bei der NPD und ihrer Jugendorganisation JN, später führte er die 1992 verbotene "Nationalistische Front" (NF) an. Hintergrund des Verbots war damals die geplante Aufstellung paramilitärischer Einheiten.

Bis heute betreibt Schönborn einen "nationalen" Versandhandel, auf dessen Website seine gesammelten Erfahrungen mit der Justiz ("68 Hausdurchsuchungen, mehrere Strafverfahren und eine Haftstrafe von 27 Monaten") gerühmt werden. Neben Skinhead-Kleidung und Deko-Waffen bietet sein Online-Shop rechte Propaganda an, etwa Flugblätter der Rechtsaußen-Truppe "Neue Ordnung".

Auf mehreren dieser Pamphlete zeichnet Jörg Lange - der Tote aus der Pension - als "Verantwortlicher im Sinne des Presserechts". Zeugen zufolge soll er knapp drei Wochen vor seinem Ableben in dem ruhig gelegenen Etablissement eingecheckt haben, aus seiner Berliner Wohnung habe er verschwinden müssen. Wiederholt hatte ihn die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Volksverhetzung im Visier.

In einem von Lange genutzten Büro der Pension stellten Ermittler Flugblätter der "Neuen Ordnung" sicher, Dateien, in denen es unter anderem um den rechtsextremen Ex-Terroristen Manfred Roeder ging, sowie eine schusssichere Weste, Schlagstöcke und einen mit NS-Symbolen verzierten Dolch.

Noch wenige Tage vor seinem Tod soll sich der Gast aus Nummer 15 den Ermittlungen zufolge mit Rechtsextremisten getroffen haben, darunter der Berliner Jan G., ein Kamerad aus alten NF-Tagen. Bei den Sicherheitsbehörden ist G. als "Straftäter rechts" gelistet.

Fünf Tage nach seinem Besuch will G. noch einmal mit seinem Gesinnungsgenossen Jörg Lange verabredet gewesen sein. Als dieser nicht öffnete, habe G. die Tür aufgebrochen, den leblosen Körper entdeckt und den Notarzt verständigt.

In einer von Schönborn verantworteten Rechtsaußen-Postille erschien inzwischen ein Nachruf auf den Kameraden, der als junger Mann in "Stasi-Haft" gesessen habe und zum "überzeugten Nationalsozialisten" geworden sei, bevor er als Freiwilliger im Jugoslawien-Krieg auf kroatischer Seite gekämpft habe. Der Rechtsextremist wird als "hervorragender Grafiker, Computerfachmann und Führer" gepriesen, dessen Tod aber nicht nur ein "menschlicher Verlust" sei: Langes Ableben habe das Projekt Schulungszentrum verhindert und "uns auch organisatorisch und politisch sehr weit" zurückgeworfen.

Das mag stimmen: Der Fund der Waffen und die folgenden Ermittlungen dürften die rechte Szene nicht amüsiert haben. Die in Herzberg geplante Kaderschmiede wird es nicht geben, nach Bekanntwerden der Hintergründe wurde der Pachtvertrag aufgelöst. Das Grundstück steht zum Verkauf, im Garten hat jemand eine zerfledderte Brandenburger Flagge gehisst - auf halbmast.

Sven Röbel, Andreas Wassermann

Bildunterschrift: Szene-Größe Schönborn 1987, Waffenarsenal. Nachruf auf den überzeugten Nationalsozialisten.

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